2025-09-15 gesellschaftsanalyse Kriegsentropie Krieg mal anders betrachtet Krieg wird gemeinhin als eine Folge von Neid, Gier, Hass, Unter- drueckung, Machtstreben und aehnlichem angesehen, also das Resul- tat der Handlungen von Aggressoren. Dem will ich nicht wider- sprechen, ich will jedoch mal eine andere Blickweise einnehmen. Betrachten wir Krieg mal als die Folge von Unterschieden, also in der Weise wie Gewitter dann entstehen wenn warme und kalte Luft- massen aufeinander treffen. Ist die Luft grossflaechig homogen, so bleibt alles ruhig. Diese Betrachtungsweise loest sich von Aggressoren und ihren Ta- ten und betrachtet Zustaende. Wenn der Zustand homogen und gleich ist, dann wird keine Aggression aufkommen, weil es keine Energie, kein Potenzial, kein Gefaelle dafuer gibt. Aggressoren muessen demnach danach streben, Unterschiede und Ungleichheit zu schaffen, denn ohne sie wird nichts passieren, was ihnen Vorteile auf Kosten anderer bringt. Nun frage ich mich, ob sich die Ungleichheit unter Menschen so verhaelt wie die Entropie im Weltall: nach und nach (wenn auch langsam) naehert sich der Zustand der Ausgeglichenheit (was entgegen ueblicher Ansicht nicht das Chaos sondern die perfekte Ordnung ist), bis es keine Gefaelle und Unterschiede mehr gibt. Wird die Menschheit also zwangslaeufig letztlich gleicher werden ... auch wenn das ein sehr langsamer Prozess ist? (Die Frage ist nur ein theoretisches Gedankenspiel, da es hierbei um Zeitraeume von Jahrtausenden geht, wir Menschen unsere zivil- isatorische Strukturen aber schon in 100-200 Jahren zerstoert ha- ben werden. Die Vorstellung einer solchen Entropie der menschli- chen Gleichheit, die sich von alleine nach und nach einstellen muss, ist dennoch eine schoene.) P.S. Hier noch eine interessante Betrachtung, die ich aufgeschnappt habe: An vielen Orten der Welt -- und das macht unsere Welt so unsicher, gefaehrlich, gewalttaetig -- herrscht heute weder Krieg noch Frieden, sondern eine Art Zwischenzustand, zwischen kaltem Krieg und bewaffnetem Frieden, zwischen moeglichem Krieg und unmoeglichem Frieden. Und keiner weiss einen Weg hinaus aus dieser Situation. Denn wie Frieden schliessen, wenn es of- fiziell gar keinen Krieg gibt? [0] [0] Patrick Boucheron, in Arte Doku ``Der Westfalische Frieden (1648)'', https://youtu.be/89oGHQoFCZE, bei 0:25:15 http://marmaro.de/apov/ markus schnalke