2025-02-25 gesellschaftsanalyse Appell an Aktivismus Vorleben was man anstrebt Ich habe so meine Probleme mit Aktivismus. Das ist besonders deshalb schwierig, weil ich verschiedene aktivistisch taetige Personen kenne und ich ihren Anliegen und ihrer Kritik zustimme. Worin ich nicht zustimme ist ihr egozentriertes Handeln. Hier wird es nun schwierig. Sie wehren sich gegen eine Situation, die durch Unterdrueckung, Benachteiligung, Unsichtbarsein, Nicht- beruecksichtigung und sonstigen Egoismus anderer Personen entstanden ist. Die Anderen haben sich also unfair verhalten. Sie moegen sich zwar an Regeln gehalten haben, aber nur an ihre selbstgemachten unfairen Regeln. Ich verstehe, dass man in einem unfairen System nicht zu Fairness kommt, wenn man nach den (unfairen) Regeln spielt. Denn dann wird sich nichts aendern. Man kann dann noch so viele Antraege und Beschwerden einreichen und die vorgesehenen Wege nutzen -- wenn die Machthabenden unfair sein wollen, dann ist das alles nutzlos. In gewisser Weise muss man sich ebenso unfair verhalten wie die Unterdruecker, um gegen sie ankommen zu koennen. Wenn schon nicht bezogen auf die Machtposition, so ist doch zumindest bei den Methoden eine Augenhoehe erforderlich. Jedoch foerdert das IMO den Kampf, das Gerangel um Macht, um Deutungshoheit, um Sicht- barkeit, um das Recht, die Regeln zu schreiben. Dabei sollte das Ziel doch sein, vom Kampf wegzukommen. Selten fuehrt ein durch grossen Kampf errungener Sieg gegen die Unterdruecker in Folge zu Machtverzicht, zu Gleichheit, zu Frieden und gutem Zusammenleben aller. Ich denke, dass man nur durch eigene Integritaet und Fairness ue- berzeugen kann. Ein Kampf darf nie nur gegen die Unterdruecker sein, sondern er muss fuer hoehere Ziele, also fuer ein faires Zusammenleben sein. Worauf kommt es denn eigentlich an? Doch nicht auf Macht und Deu- tungshoheit, denn von der will man doch gerade weg. Man sollte sich selbst auch nicht unfair verhalten, wenn man kritisiert, dass sich andere unfair verhalten. Auch sollte man nicht vergessen, dass man selbst nicht die ein- zige Gruppe ist, die sich unterdrueckt und unfair behandelt fuehlt. Fair kann nur sein, wenn man allen anderen die gleichen Missachtungen der Fairness zugesteht, die man sich selbst im Kampf gegen die Ungerechtigkeit rausnehmen will. -- Fuer mich hoert sich das nach Wild West an. Ich sehe nicht, wie so ein gutes Zusammenleben gluecken kann. Schwierig daran ist, dass ich unter den Benachteiligungen, die die Gruende fuer den Aktivismus sind, ebenso leide. Sie sind schrecklich und sollten schnellstens abgeschafft und entschaedigt werden. Dennoch kann ich nicht einstimmen in ihren Aktivismus, da er nicht vorlebt was er anstrebt. (D.h. was ich denke, dass er anstrebt oder anstreben sollte: Fairness, Gleichheit, Gerechtig- keit, Menschlichkeit, ... Frieden, Sicherheit, Glueck ... fuer alle Menschen.) Wenn Aktivismus egozentriert ist, wenn er keinen Regeln der Fair- ness folgt, die fuer alle gelten, dann kann er nicht erreichen, was er erreichen sollte. Dann wird er nur den Kampf und das Machtgerangel auf dieser Welt verstaerken. Wir muessen vorleben, nicht kaempfen! ... und das bedeutet keineswegs Schwaeche oder Passivitaet. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke