2025-02-23 gesellschaftsanalyse Misstrauen Ein Problem Es ist erschreckend, wie viel Misstrauen ich der Politik und der Wirtschaft entgegen bringe. Eigentlich bin ich ein konstruktiver Mensch. Ich bin gerne bereit, meinen Anteil zu leisten und mich zugunsten eines funktionierenden Zusammenlebens zurueckzunehmen (weil es anders nicht gut funktionieren kann). Eigentlich sollte ich offen fuer staatliche Vorgaben und Regelungen sein, ich bin es aber nicht. Jeder Regelung misstraue ich zunaechst. Ich bin in Abwehrhaltung, beim Staat gleichermassen wie bei Wirtschaftsun- ternehmen. Ich sehe nicht ``meinen'' Staat, der Regeln zum Wohle aller aufstellt, sondern Egoisten, die profitieren wollen. Es wird mir aber auch nicht leicht gemacht: Die ganze Korruption, der Lobbyismus, das Vorgehen mit der Brechstange, die Imagekam- pagnen, die fehlenden Erklaerungen, das fehlende Gesehenwerden, die schlechten Entscheidungen ... Wie kann man da anders als auf der Hut sein? ... schliesslich muss man sich gegen die staendigen Manipulationsversuche mit falschen Aussagen, Perspektivbeeinflus- sung, Greenwashing und Populismus wappnen. Man ist gezwungen, dem Staat in gleicher Weise zu misstrauen wie den Wirtschaftsunter- nehmen. Das ist traurig. Wie schwer ist es, eigentlich sinnvollen aber politisch forcierten Richtungen nachzugeben. Selbst ich brauche lange, um mich fuer ihre Sinnhaftigkeit zu oeffnen, und bleibe dann weiterhin auf der Hut ... suche den Haken, ueberlege, wofuer diese Salamischeibe genutzt werden wird. Ich bin gewogen, alles zu blockieren, nur um meine Position nicht zu schwaechen, da staendig von allen Seiten an ihr genagt wird, um sie zu erodi- eren. Bei der Wirtschaft ist klar, dass den meisten Unternehmen nicht zu trauen ist, weil ihr Bestreben und Fokus alleinig auf ihren wirtschaftlichen Zielen liegt. Wie schwer ist es fuer andersdenk- ende Unternehmen, zu vermitteln, dass es ihnen nicht nur um's Geld geht! Ich bin so weit, allem zu misstrauen, sobald Geld oder Macht in irgendeiner Weise im Spiel sind. Das schliesst aber leider all jene aus, die sich unbezahlte Arbeit schlichtweg nicht leisten koennen. Darum ist so etwas wie ein bedingungsloses Grun- deinkommen wichtig: dann koennen Menschen naemlich nach ihren Werten anstatt entgegen ihnen aber notwendigerweise fuer ihren Lebensunterhalt arbeiten. Interessenskonflikte werden dann auf- geloest. Das schafft eine stabilere Vertrauensbasis. Die Politik muesste mir halt mal zeigen, dass ich ihr vertrauen kann. Sie muss das von ihr selbst zerstoerte Vertrauen nun leider mit vielfach groesserer Muehe wieder aufbauen. ... So muesste es eigentlich sein. Das Problem ist nur, dass manche politischen Ak- teure durch zerstoertes Vertrauen und in einem maroden Staat Macht gewinnen. Sie wollen gar keine gute Welt, da sie vom Ver- fall profitieren. Darum wird es doch noetig, aktiv selbst auf die Suche nach Vertrauen zu gehen, statt nur bequem abzuwarten, bis die Politik ihrer Bringschuld nachgekommen ist (was eigentlich richtig waere). http://marmaro.de/apov/ markus schnalke