2025-02-18                                   gesellschaftsanalyse





                      Die sinnvolle Arbeit

                      alles nur Denkmodelle



So Konzepte  wie  Wirtschaft,  Arbeitslosigkeit,  Inflation  oder
Fortschritt  verwirren mich oft. Sie sind zugleich so gewohnt wie
scheinbar selbstverstaendlich  und  doch  unklar  und  entfliehen
einem  wenn  man  genauer  hinschaut. Je besser man sie verstehen
will, desto mehr wird man in ein bestimmtes Denkmodell abgeleitet
und  entfernt sich zunehmend vom Konkreten, sich vor dem Auge Be-
findlichen.

Statt immer noch abstraktere Modelle ueber  Wirtschaftsphaenomene
zu  entwerfen,  sollten wir zum Einfachen zurueckkehren, das jede
Person verstehen kann. -- Dumm sind nicht  die  einfachen  Leute,
sondern  die  hochtrabenden  Theoretiker,  die immer noch tollere
Luftschloesser bauen, um ihre  Weltsichten  zu  untermauern.  Nun
gut, damit sichern sie sich ihre eigenen Jobs ...



Eigentlich ist das doch einfach:

Menschen machen konstruktive Arbeit, die dem Leben und Ueberleben
zutraeglich  ist. Sie bauen Nahrungsmittel an. Sie bauen Haeuser.
Sie helfen  Kranken.  Sie  pflegen  Menschen.  Sie  geben  Wissen
weiter.  -- Solche Dinge.

Von dieser Arbeit muss genug erzeugt werden, damit  wir  Menschen
leben und ueberleben koennen.


Dann gibt es sinnlose Arbeit. Sie verbraucht Resourcen  ohne  dem
Leben  und  Ueberleben  zutraeglich zu sein. Zudem bindet sie Ar-
beitskraft, die sonst das Leben foerdern koennte.  Die  sinnvolle
Arbeit muss also sowohl die Verluste der sinnlosen Arbeit abdeck-
en als auch die dort unnuetz arbeitenden  Menschen  mitversorgen.
Die  ganze Werbebranche beispielsweise macht sinnlose Arbeit. Oft
nennt man diese Arbeit Bullshitjobs --  der  Welt  wuerde  nichts
fehlen, wenn es sie nicht gaebe.

Reines Vergnuegen entspricht in seinen  Eigenschaften  weitgehend
der  sinnlosen  Arbeit: es verbraucht Resourcen und bindet poten-
ziell ``Arbeits''-zeit. Es ist jedoch nicht pauschal sinnlos. Und
es  ist  oft in seiner Wirkung ausgleichend zur Arbeit. Sinnhafte
plus sinnlose Arbeit sind zweimal Arbeit, aber  sinnhafte  Arbeit
plus  Vergnuegen  ist  nur einmal Arbeit und einmal ein Ausgleich
dazu.


Und dann gibt es noch die Zerstoerung. Also wenn  Menschen  etwas
einfach  nur kaputt machen, anstatt es zu nutzen. Die Zerstoerung
ist die schlimmste Art der sinnlosen Arbeit, da dabei  der  Fokus
nicht  auf  der  Arbeit,  sondern auf der Ressourcenverschwendung
liegt. Krieg ist das herrausragende  Beispiel  dieser  Kategorie:
Viele  Menschen  arbeiten  daran,  Dinge  zu  produzieren, um sie
selbst und mit ihnen auch noch anderes kaputt zu machen. Was fuer
ein  unglaublicher Irrsinn! Neben dieser destruktiven Arbeit gibt
es Zerstoerung auch durch Untaetigkeit, wenn beispielsweise Essen
verschimmelt.

All das zerstoerte Gut muss von der sinnvollen Arbeit zusaetzlich
neu  erstellt werden und die in der Zerstoerung taetigen Menschen
koennen in dieser Zeit keine sinnvolle Arbeit tun.


Fassen wir zusammen:

Im einfachsten (und idealen!) Fall  erledigen  die  Menschen  nur
sinnvolle Arbeit, um zu leben und zu ueberleben. Punkt. :-)

In der Realitaet erledigt nur ein Teil der  Menschen  jedoch  ein
Vielfaches  mehr  an sinnvoller Arbeit, damit davon alle Menschen
leben koennen und auch noch die Schaeden der sinnlosen Arbeit und
der Zerstoerung ausgeglichen werden. Das ist ganz schoen dumm.

Die Anzahl der Menschen ist hierbei erstmal egal.  Mehr  Menschen
machen   jedoch  absolut  gesehen  mehr  Ressourcen  noetig,  die
zunehmend schwieriger zu beschaffen  sind.  Dafuer  koennen  mehr
Menschen  wiederum  den  Handel  erleichtern  und  mehr Synergien
schaffen. Sowohl zu wenige als auch zu viele Menschen  erschweren
das Leben.


Soweit sind die Dinge konkret. Was darauf aufgesetzt  wird,  also
Ideen  wie Wirtschaft, Arbeitslosigkeit, Inflation, usw. ist vir-
tuell ... es sind  willkuerliche  gesellschaftliche  Denkmodelle.
Das  Gute  daran: Man kann sie frei waehlen. Wir koennen sie aen-
dern zu anderen Betrachtungsweisen, die uns hilfreicher sind.

... damit alle gemeinsam gut leben.


                           *    *    *


Nun schaetzen wir mal noch: Wie gross ist der  Anteil  sinnvoller
Arbeit  an aller Arbeit und Zerstoerung, die wir Menschen auf der
Welt produzieren? Welcher Anteil aller  Menschentaetigkeit  waere
noetig, wenn wir nur Sinnvolles taeten?

Weniger als 50% ist es auf jeden Fall. Weniger als 30% womoeglich
auch. Die Frage ist, ob der Anteil noch geringer liegt ...

Das ist ein riesiges  Optimierungspotenzial,  das  uns  bei  viel
weniger Arbeit ein viel besseres, gluecklicheres und sinnvolleres
Leben schenken wuerde. Wenn ein externer Berater  die  Menschheit
analysieren  wuerde,  dann  wuerde  er hier zuerst ansetzen, weil
hier am meisten  Einspar-  und  Verbesserungspotenzial  vorhanden
ist, und weil wir uns hier am meisten selber schaden.


Unsere Unfaehigkeiten, dies zu sehen, zu erkennen und an  unserem
Verhalten  etwas  zu  aendern, ist fuer mich der Kernfaktor warum
ich uns Menschen als nur unwesentlich hoeher entwickelt  als  an-
dere  Tiere und keinesfalls als rational oder zivilisiert ansehe.
Wir sind zum allergroessten Teil unseren  Trieben  und  sonstigen
unweigerlichen Verhaltensweisen unterworfen und reden uns die Si-
tuation nur schoen.  Wir analysieren uns selbst nicht; wir  koen-
nen  uns  nicht  reflektieren;  wollen  das  auch  nicht  ... und
koennten sowieso nichts aendern. Wir sind  unglaublich  primitiv!
Oder  wie  soll  man  das bezeichnen, wenn eine Art den Grossteil
ihrer Taetigkeit dafuer  verwendet,  unnuetzes  und  schaedliches
Zeug  zu  machen  und  ganze  Teile ihre Taetigkeit nur dafuer da
sind,  sich  selbst,  Ressourcen  und  Lebensgrundlagen  zu  zer-
stoeren?!  Das  an sich waere noch nicht mal zu schlimm, wenn wir
uns nicht gleichzeitig selbst so verdammt toll finden wuerden. --
*Das* ist abscheulich.




http://marmaro.de/apov/       markus schnalke <meillo@marmaro.de>