2024-05-04 gesellschaftsanalyse Im Grunde nicht gut Eine Illusion Mir wurde von einem Buch mit dem Titel ``Im Grunde gut'' er- zaehlt. Dieses wuerde darlegen, dass der Mensch im Grunde gut sei. Ich habe das Buch nicht gelesen, mir nur meine Gedanken zu dem Thema gemacht. Ich kann nicht sehen, dass der Mensch im Grunde gut ist. Er ist bloss nicht *nur* schlecht. Die Aussage muesste ``auch ein bisschen gut'' lauten. Im *Grunde* ist der Mensch aber nicht gut, denn: Eine gute Spezies wuerde nicht staendig Krieg fuehren. Die Men- schheitsgeschichte ist eine Kriegsgeschichte. Die Men- schheitsgegenwart ist eine Kriegsgegenwart. Der Mensch zieht auch trotz vormaliger Kriegserfahrungen wieder in den Krieg. Der Alltag der Menschen (zumindest in den global vorherrschenden Kulturen) ist gepraegt von Konkurrenz, Kampf und Gewalt. Kooperationen gibt es in erster Linie als Buendnisse zum eigenen Vorteil in diesem Kampf. Eine gute Spezies wuerde ihre eigene Lebensumgebung und die Le- bensumgebungen von anderen Spezien schuetzen. Die Menschen dagegen zerstoeren sie. Menschen beschaeftigen sich weniger damit, Mitmenschen zu helfen, als damit, eigene Vorteile auf Kosten anderer zu erlangen und perfekte Verbrechen durchzufuehren. Eine gute Spezies wuerde Gefuehle wie Eifersucht, Rache, Wut, Ehrverletzung, Erniedrigung und dergleichen gar nicht kennen. In unserem gesellschaftlichen Leben spielen sie dagegen zentrale Rollen. Genuegsamkeit, Naechstenliebe, Selbstlosigkeit, Guete & Co. sind bei unserer Spezies die Ausnahme. Selbst obwohl sie in manchen Glaubens- und Denkrichtungen an sich einen wichtigen Platz ein- nehmen, so leben noch nicht mal die Anhaenger dieser Glaubens- und Denkrichtungen mehrheitlich danach. Eine gute Spezies wuerde ein gutes Leben fuer alle anstreben. Wir dagegen sind von Egoismus und Machtgier bestimmt. All das ist es, was der Mensch *im Grunde* ist. Das auch vorkom- mende Gute ist zwar auch eine Seite des Menschen, aber aus meiner Sicht nicht die dominierende. Dabei will ich nicht verneinen, dass die Menschheit durch Kooperation und sowas wie elterliche Pflege zu ihrer Dominanz gekommen ist. Diese Aspekte waren aber nie das Ziel, sondern nur Erfolgsfaktoren auf dem gewaltvollen Weg. Haette es sie nicht ge- braucht, so haette die Menschheit sie aufgegeben. (Derzeit pas- siert ja gerade das: Menschen leben zunehmend alleine und entkop- pelt von familiaeren und doerflichen Sozialstrukturen. Kinder werden zunehmend von Betreuungseinrichtungen versorgt. Der Neoli- beralismus regiert.) Dagegen koennte die Menschheit nun problemlos auf Gewalt, Kampf, Unterdrueckung, Macht, Zerstoerung, Eroberung, Krieg, usw. ver- zichten, zugunsten von einem guten Leben fuer alle ... wie es eine gute Spezies unweigerlich tun wuerde. Die Menschheit tut es aber nicht. Das zeigt deutlich, was der Mensch im Grunde ist. (Zudem ist er auch noch so dumm/beschraenkt/triebgesteuert, dass er dieses Verhalten noch nicht mal ablegen kann, wenn es ihm selbst schadet!) Ein Buch wie ``Im Grunde gut'' hat aus meiner Sicht die gleiche Funktion wie Religionen: Eine Illusion aufzubauen, die einen angesichts der Realitaet nicht verzweifeln laesst. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke