2023-10-28 the real world Verkehr auf dem Land Verkehrsmittel, Fahrzeiten und Kosten Mehr Fahrrad zu fahren hat mich diesen Sommer richtig voran ge- bracht. Gut war dabei auch die Strassensperrung vor Ort, weil die das Autofahren umstaendlicher gemacht hat. Die Fahrradfahrt in die Nachbarorte ist dadurch auf einmal gleichwertig zur Nutzung des Autos geworden. (Es war jedoch erschreckend, zu sehen wie viele Autofahrer ganz selbstverstaendlich und gewohnheitsmaessig mehrere Durchfahrt-verboten-Schilder und Absperrungen missachtet haben und gesperrte bzw. fuer sie verbotene Wege gefahren sind.) Zugleich erlebe ich einen gewissen Rueckschlag, seit ich A--- kenne, weil ich dadurch wieder mehr Auto fahre. Einerseits bin ich ueberrascht, dass man *ueberhaupt* von mir mit dem Bus dorthin fahren kann, andererseits ist das in keiner Weise kon- kurrenzfaehig. Hier die Optionen fuer die 50km lange Strecke: 1) Mit dem Fahrrad brauche ich 3h, ich kann jederzeit fahren und es kostet mich kein Geld. Die Wege sind gut. Nur ganz wenige Stellen sind schlecht geloest. Gegen das Fahrradfahren sprechen nur die lange Dauer und ggf. das Wetter. 2) Mit dem Bus brauche ich rund 2h und zahle ca. 11,-. Da es verkehrsverbunduebergreifend ist, ist unklar, wie ich die Verbin- dung suche und Preise rausfinde. Bahn.de kann es nicht, die Bahn-App aber wohl schon. Die Website von meinem Verkehrsverbund findet eine Verbindung, hat aber keinen Preis. Die Verbindung sieht so aus: - mit dem Fahrrad 3km nach W--- - dann mit dem Zug 15min nach U--- (vom Ziel weg) - dann mit dem Zug nach M--- - dann mit dem Bus nach L--- - dann mit dem Bus nach B--- - dann noch 3km laufen Statt dem Zug nach U--- gaebe es auch die Moeglichkeit, mit dem Bus nach G--- zu fahren und dann mit dem Bus nach M---. Busse sind zwar langsamer, warten aber eher aufeinander bei Verspae- tungen. Unter der Woche gibt es zu den ueblichen Pendlerzeiten mehrere Verbindungen, am Wochenende gibt es nur eine oder zwei pro Vormittag. 3) Mit dem Auto brauche ich 1h, ich kann jederzeit fahren, sitze im Warmen, kann Gepaeck transportieren und es kostet mich 5,50 Benzin pro Fahrt plus Abnutzung von vielleicht 2,-, also sagen wir 8,- insgesamt. Die Oeffis sind leider so unfassbar schlecht im Vergleich. :-( Es gibt keine Kategorie in der sie besser als die Alternativen sind und auch in Summe sind sie nicht besser ... und noch nicht mal aehnlich gut. Wie will man irgendjemanden davon ueberzeugen, in diesem Szenario mit Bus und Zug zu fahren, wenn ein Auto zur Ver- fuegung steht? Allerdings ist es auch nicht einfach, solche Verbindungen viel besser hinkriegen zu koennen, einfach weil die Gegend im Ver- gleich zur Stadt spaerlich besiedelt ist. Da wird ein Busnetz nie eng und direkt sein koennen. Und dann stellt sich noch die Frage, wieviel umweltfreundlicher der Bus derzeit ist, wo ein grosser Bus bei diesen Verbindungen oft nur fuer 2-10 Passagiere faehrt. 2-7 Autos stossen in dem Szenario moeglicherweise weniger CO2 aus, weil sie weniger wiegen und direktere Wege fahren. Mal lauter Verbrennungsmotoren angenommen: Ein Bus braucht ca. 40l Diesel pro 100km, ein Auto 5-7l Benzin pro 100km. D.h. 5-8 Autos entsprechen einem Bus Das frustriert mich gerade ein bisschen bei meinem eigentlich hoffnungsvollen Wunsch, mein Auto loszuwerden (nicht nur oekolo- gisch, sondern auch finanziell und wegen des ganzen Aufwands, den ich mit ihm habe). Das Fahrrad ist eine tolle Option, insofern man zwei Probleme loest: 1) die Zeit, die man sich dafuer nehmen muss 2) die Wetterausgesetztheit (Die koerperliche Fitness bringe ich mit, zudem ist die An- strengung ein positiver Aspekt fuer mich.) Bei der Zeit sollte ich mit meinem Teilzeitjob eigentlich die Voraussetzung geschaffen haben. (Wobei ich genau genommen auch in Vollzeit mit verschiedenen Verpflichtungen ausgelastet bin.) Hier sehe ich zumindest perspektivisch nicht so das grosse Problem. Ich denke auch, dass ich, charakterlich gesehen, ohne grosse Probleme auf eine gewisse Flexiblitaet verzichten und den daraus entstehenden sozialen Druck ertragen kann. Das Wetter ist derzeit meine Haupthuerde, vor allem die Naesse. Hier ist aber eigentlich klar, dass ich einfach fuer eine gute Ausruestung sorgen muss, um es mir moeglichst leicht zu machen. Sachlich betrachtet lohnt es sich hier fuer mich, mich gut auszustatten. Je besser ich gegen das Wetter geschuetzt bin, des- to staerker reduziert sich dieses Problem. D.h. ich kann es letztlich einfach mit Geld reduzieren ... und das sollte ich tun. Es macht keinen Sinn, mich ueberwinden zu wollen oder das Wetter ertragen zu wollen, wenn es viel einfacher ist, es mir durch den Einsatz von guter Ausruestung bequemer zu machen. So eine Entscheidung faellt mir zwar nicht leicht, aber ich denke, dass sie nuechtern gesehen Sinn macht. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke