2023-07-09 gesellschaftsanalyse Warum ich mich an Regeln halte ... meistens Ich verstosse ungern gegen Verbote. Ich halte mich fast immer an die geltenden Regeln. Manchmal werde ich deswegen fast schon kom- isch angeschaut, wenn ich beispielsweise einen gesperrten Weg nicht nutzen will oder aehnliches. Mir scheint, dass es recht ueblich ist, dass Menschen Regeln uebertreten. Es gibt wohl zwei verschiedene Gruppen, die sich nicht zu viel vorschreiben lassen wollen: Die einen haben einfach keinen Bock darauf und die anderen glauben es besser zu wissen. Je laenger ich darueber nachdenke, desto weniger bin ich davon ueberzeugt, dass sich die zweite Gruppe von der ersten unterscheidet. Letztlich uebertreten all diejenigen die Regeln, die keinen Bock darauf haben ... auf die Regeln, auf die Unterordnung, auf's Zurueckstecken. Von den Regelverletzern werden verschiedene Gruende angefuehrt, die ihr Uebertreten rechtfertigen sollen, fast immer jedoch laeuft es auf Egoismus und persoenliche Freiheit hinaus. Interes- santerweise sind diese Personen oft keine Liberalen, im Gegen- teil. Sie sind nur dann liberal wenn es um ihre eigenen Vorteile geht, Anderen aber nehmen sie liberales Verhalten uebel. Die Haltung, man wisse selber besser welche Regeln sinnvoll fuer einen selbst seien, ist anmassend. In den wenigsten Faellen ist sie begruendet und wird fair abgewogen. Egal ob diese Personen sich klug geben oder ob sie glauben, ihr Verstoss waere nicht schlimm, sie bleiben doch in ihrer Egoper- spektive verhaftet. Denn: Zusammenleben kann nur mit Regeln funktionieren. Regeln werden unweigerlich auch unbequem sein, aber Zusammenleben geht nicht ohne Zugestaendnisse. Es ist noetig, einen Teil der per- soenlichen Freiheit zu opfern (oder nennen wir es investieren), um die Gemeinschaft zu ermoeglichen. Wenn ich mir erlaube, Regeln manchmal zu uebertreten und zwar wann ich es fuer noetig halte, dann muss ich diese Freiheit meinen Mitmenschen konsequenterweise ebenfalls zugestehen. (Diese werden dann natuerlich diejenigen Regeln uebertreten, die *sie* wollen, auch wenn diese mir besonders wichtig sind.) Diesen Kon- sequenzschritt gehen die wenigsten mit. Irgendwie stellen sie sich selbst ganz selbstverstaendlich ueber die anderen ... ihre eigene Meinung und ihre Ansichten. (Gemeinhin halten sich diese Menschen selbst fuer sozialer als mich. Ich glaube, sie haben eine andere Vorstellung von sozialem Miteinander als ich.) Wenn man eine Gemeinschaft akzeptiert, muss man auch ihre Regeln akzeptieren. ... muss man auch die Gueltigkeit der Regeln fuer jede Person akzeptieren. Dann muss sich jede Person dem Gemeinsa- men unterordnen -- fair und gleichgestellt. Ein Problem sind schlechte Regeln. Wenn die Sinnhaftigkeit, Angemessenheit und Ausgewogenheit der Regeln mangelhaft ist und wenn die Zahl schlechter Regeln anwaechst, dann gefaehrdet dies das ganze Regelsystem. Menschen kann man nicht fuer dumm ver- kaufen, also werden sie sich gezwungen sehen, die Sinnhaftigkeit der Regeln, die eigentlich sichergestellt sein sollte, zu hinter- fragen und die Regeln selbst zu pruefen. Aus fuer alle geltenden Regeln werden in der Wahrnehmung dann Vorschlaege zur eigenen Pruefung. Kontrolleure in einem solchen System werden dadurch zur Willkuer gegen den gesunden und sinnvollen (!) Menschenver- stand. Sind wir schon an diesem Punkt angelangt? Sehen meine Mitmenschen die Regeln schon nicht mehr als die Basis eines fairen und guten Zusammenlebens an? Leiden sie unter ihrer zunehmenden Unstimmig- keit? Ist das Uebertreten bereits ihre Schutzreaktion (gegenueber der Buerokratie), um die Gemeinschaft am Leben zu halten? Oder ist es doch nur Egoismus, ihre Selbstbesserstellung und ihre Bequemlichkeit? -- Schwer zu sagen. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke