2023-05-14 the real world Mein teuerstes ... Ein Fahrrad Derzeit spiele ich mit dem Gedanken, mir ein neues, hochwertiges Fahrrad zu kaufen. Die Situation ist seltsam, fast schon ein bisschen absurd gedenk meiner anderen Besitztuemer. Mir ist naem- lich bewusst geworden, dass ich nichts besitze was annaehernd aehnlich grossen Geldwert hat wie so ein Fahrrad haette. Ich bin also mal meine Besitztuemer durchgegangen, um die teuer- sten ausfindig zu machen. Teuer ist hier alleinig auf den finan- ziellen Wert bezogen. Der immaterielle Wert fuer mich verhaelt sich voellig anders. Ein offensichtlicher Startpunkt ist das Auto. Dieses ist wohl dasjenige Ding, das sich am teuersten verkaufen liesse. Dabei habe ich selbst es damals gegen gerade mal drei Autoanhaenger voll Brennholz getauscht. Selbst wenn ich meine Arbeitszeit fuer das Holz einrechne, entspricht das nur wenigen hundert Euro. Auf- gewertet oder zumindest verteuert wurde es lediglich durch die letzte TÜV-Reparatur, die ein Vielfaches der Anschafftungskosten gefressen hat. Somit koennte man es im heutigen Zustand moegli- cherweise fuer ueber tausend Euro verkaufen. Hier zeigt sich ein Problem dieser Betrachtung: damalige Anschaf- fungskosten und der heutige Wiederverkaufserloess sind natuerlich unterschiedliche Groessen. Da die meisten meiner Besitztuemer einige Jahre alt sind, koennte man sie nur noch zu Schleuder- preisen verkaufen ... denn: der moegliche Wiederverkaufspreis und ihr eigentlicher Wert sind ebenfalls unterschiedliche Groessen. So betrachtet ist dieses gesamte Unterfangen durchweg ungenau. Und doch: die Ueberlegung an sich ist der Gewinn. Der Weg ist das Ziel. Der zweite naheliegende Gegenstand von groesserem Wert ist der Computer. Vor zwei Jahren erst habe ich mir ein neues Notebook gekauft ... nun gut, ein gebrauchtes Geraet. Aber immerhin rund 500,- hat es gekostet. Mit neuem Akku und neuem Netzteil sind wir da schon auf ueber 600,-. (Mein voriges Notebook, das ich zehn Jahre lang genutzt habe, hat nur 100,- auf Ebay gekostet. Da waren die zwei neuen Akkus ueber die Jahre fast teurer.) Mein Homeserver (ein Via Epia Mini-ITX-Board mit 800MHz) hat bereits zwei Notebooks ueberdauert. Das Board ist also schon gut alt und hat damals so wenig gekostet, dass wir es getrost ignori- eren koennen. Aber der Homeserver enthaelt immerhin vier Fest- platten, die ich alle paar Jahre tausche. Das waeren rund 500,- an Festplattenneuwert. (Das Firmennotebook ist sicherlich der wertvollste Gegenstand im Haus, aber das gehoert mir ja nicht.) Meine Musikanlage kann auch keine Hochpreisigkeit aufweisen. Fast alles davon ist mir geschenkt worden. Ausgegeben habe ich nur knapp 100,- fuer den Verstaerker. [0] Gerade steht hier noch ein Flachbildfernseher rum, den sonst niemand braucht und den ich manchmal als grossen Bildschirm nutze ... nicht weil ich ihn brauche, sondern bloss weil er da ist. Aber richtig zu meiner Einrichtung will ich ihn nicht zaehlen, er hat auch keinen eigenen Platz, er steht derzeit mehr nur so rum, wie eine Leihgabe. Ich weiss noch nicht recht, was ich darueber ueberhaupt denken soll. Auch wenn es an sich ein gutes Geraet ist, ist er schon einige Jahre alt und waere heute nicht mehr viel wert. Soviel zur Technik. Nun zur Wohnungseinrichtung. Die Einbaukueche ist dort wohl der Spitzenreiter. Zusammen mit zwei Kaminoefen habe ich die vor mehreren Jahren fuer 800,- uebernommen. Den meisten Wert davon hat wohl der Backofen, der neu mal 400,- gekostet haben soll. Die Waschmaschine habe ich neu fuer 300,- gekauft. Meinen Kuehlschrank habe ich von einer Wohnung- saufloesung kostenlos. Teures Geschirr oder aehnliches besitze ich nicht. Von meinen Moebeln ist so gut wie alles geschenkt. Einzig fuer meinen zweiten Sofa habe ich die enorme Summe von 240,- gezahlt. Ironischerweise ist er als teuerstes Moebelstueck dasjenige, das ich am wenigsten mag. Er erfuellt die Funktion, da zu sein und dass man darauf schlafen kann, damit hat es sich aber auch schon. Eine neue Matraze wird in den naechsten Jahren einen Preisrekord in dem Bereich setzen. Da ich keine Kunst, Sammlerobjekte oder aehnliches besitze, bleibt nur noch Kleidung und Ausruestung. Normale Alltagskleidung hat bei mir keine relevanten Werte in Einzelstuecken. Selbst in Summe kaeme man nicht auf viel; meine Kleidungsausgaben pro Jahr sind so klein, dass ich sie bei meinen Ausgaben noch nicht mal separat erfasse. Bei der Ausruestungsbekleidung geht's dann aber schon mal ueber hundert Euro: Wanderschuhe, Jacken und der- gleichen. Dort ist aber auch wiederum nichts dabei was ueber 200,- gekostet haette. (Vielleicht aendert sich das zukuenftig, weil ich gezielter hochwertige, fair produzierte und moeglichst oekologische Stuecke kaufen will.) All meine Kleidung nutze ich lange Zeit. Bei der Ausruestung komme ich auch nicht auf viel groessere Be- traege: Rucksack und Schlafsack sind aelter als zehn Jahre und lagen damals zwischen 100,- und 200,-. Das Zelt war etwas teurer, gehoert mir aber nicht alleine. Meine Fahrradtaschen sind noch nicht so alt aber auch in dem Preissegment. Mein selbstgebautes Longboard hat 140,- gekostet. Meine Discgolf-Scheiben waren einzeln jeweils nicht besonders teuer, in Summe habe ich fuer alle zusammen aber schon rund 900,- ausgegeben. Sie sind damit einer der wertvollen Dinge im Haus, jedoch mit wenig Wiederver- kaufspotenzial. Zuletzt mein bisheriges Fahrrad, das vor 25 Jahren 999,- DM gekostet hat. An Reparaturen sind ueber die Jahre wohl um die 200 Euro zusammengekommen. Es wirkt ein wenig absurd, vor diesem Kontext ueber den Kauf eines Fahrrads nachzudenken, das mehrere tausend Euro kosten wuerde. Noch nicht mal beim Computer, den ich staendig nutze, oder beim Bett, in dem ich ein Drittel meiner Lebenszeit ver- bringe, gebe ich derartige Geldbetraege aus. Selbst alle meine Urlaube der letzten zehn Jahre zusammen belaufen sich nicht mal auf 3000,-. Wenn ich die Verpflegung, die ich sonst ja auch haette, abziehe, sind es vermutlich nur 2000,-. Diese Fahrradkaufidee wirkt unwirklich ... auch etwas unpassend, bezogen auf mein Leben. Ich weiss gar nicht mit so was Wertvollem umzugehen. Vermutlich muesste ich das Fahrrad in der Garage abschliessen -- wie ungewohnt auf dem Land. Womoeglich eine Fahrradversicherung abschliessen ... Es waere anders wenn das Fahrrad in meinem Leben die gleiche Bedeutung haette wie der Com- puter. Vielleicht ist es die Hoffnung, dass es sich in diese Richtung veraendert. Immerhin ist durch den Kauf der Fahrrad- taschen schon etwas in der Art passiert. Wuerde ich statt einem neuen Auto so ein Fahrrad kaufen, dann waere es auch etwas anderes, aber das Auto habe ich vorerst weiterhin und weiss auch nicht, ob ich es hier auf dem Land mit meinen Lebensumstaenden wirklich loswerden kann. Moeglicherweise ist der Fahrradvorstoss aber auch der Versuch, die besten Voraussetzungen dafuer zu schaffen ... die Weichen zu stellen. Es gibt noch weitere Erklaerungsversuche ... vielleicht will ich nur etwas kompensieren, ablenken? Wie dem auch sei, ich finde es spannend, mich mit dieser ungewoehnlichen Situation zu befassen. Mal sehen was weiter passiert. :-) [0] http://marmaro.de/apov/txt/2016-10-17_hifi.txt http://marmaro.de/apov/ markus schnalke