2023-03-15 gesellschaftsanalyse Verwirrungen Verirrungen An sich ist die Wirtschaft all das, was uns am Leben haelt: wir arbeiten fuer Nahrung, Kleidung, um Werkzeuge herzustellen, Behausungen zu bauen, zu heizen, usw. Heute steht die Wirtschaft aber fuer vieles, was uns nicht am Le- ben haelt, sondern unser Leben verkuerzt und unsere Le- bensgrundlage zerstoert: Fastfood, bedenkliche Inhaltsstoffe, Luxuskonsum, Intensivlandwirtschaft, schlechte Ar- beitsbedingungen, Umweltausbeutung und -verschmutzung. Vieles, was das Leben verbessert, gehoert nicht zur Wirtschaft: Elternsein, freundschaftliche Hilfe, familiaere Pflege, Ehrenamt und Freiwilligenarbeit. Destruktives Verhalten gehoert jedoch zur Wirschaft: Landraub, Urwaldrodung, Saatgutmonopole, unverhaeltnismaessige Fluege, Datenkraken im Internet, PR/Marketing/Werbung. Das Konzept ``Wirtschaft'' ist ein einziges Durcheinander. Heute steht ``Wirtschaft'' fuer alles womit man Geld machen kann. Be- trachtet man es jedoch auf diese Weise, dann hat es nur noch eine zufaellige Schnittmenge mit all jenem, was wir Menschen fuer's Ueber- und fuer ein gutes Leben tun. Zudem hat es ebenso eine Schnittmenge mit all jenem, womit wir Menschen unsere eigene Ex- istenz angreifen. Die Idee, dass sich Geldverdienen zwangslaeufig mit Arbeit, um Ueberleben zu koennen, deckt, ist absurd. Sie wird wohl nur nicht genug hinterfragt. Wir leben in unseren Denkwelten fort. Die Notwendigkeit, alles Bestehende und Etablierte immer wieder neu zu pruefen und zu schauen, ob es wirklich erreicht was es vorgibt zu erreichen, wird nicht gesehen. Wirtschaft bedeutet leider auch, Denkweisen zu manipulieren. Oder sagen wir: zu beeinflussen. Oder sagen wir: Lobbyismus. Das Prob- lem ist nicht der gesellschaftliche Diskurs um die Fragen, was wir Menschen wollen, was uns wichtig ist und was wir dafuer in Kauf nehmen. Dieser ist notwendig. Die Wirtschaft will ihn aber gar nicht. Manipulativ ist, dass bestimmte Richtungen, Prioritae- ten und Entscheidungen untergemogelt werden, ohne dass die Men- schen ihre Meinungen dazu aeussern sollen. Manipulativ ist, dass die Aussagen nicht zu den Handlungen passen. Manipulativ ist, dass nur zaehlt, ein gewuenschtes Ziel zu erreichen, die Wahl der Mittel dafuer aber egal ist. -- Das ist Wirtschaft! Mit dem guten Leben der Menschheit oder ihrem Ueberleben hat das nicht zu tun. Wirtschaft hat nur insofern mit Menschen zu tun, dass ein paar wenige auf Kosten vieler reich werden. Meine grosse Kritik ist, dass der Staat in der Praxis nicht souveraen ist. Die Aufgabe des Staates -- sei es Nationalstaat, Kommune oder Menschheitsvertretung -- sollte sein, fuer die Men- schen einzutreten, um als Bollwerk gegen Angriffe z.B. der finan- ziellen Eigeninteressen der Wirtschaft zu stehen. Dies gelingt dem Staat nicht ausreichend. Er ist nicht souveraen. Er wird zu einem relevanten Teil von der Wirtschaft gelenkt, manipuliert, herumgeschubst und verarscht. Der Staat -- als Vertreter der Menschen und ihrer Beduerfnisse -- wird seinem Sinn nicht ausreichend gerecht. Er ist schlichtweg nicht souveraen. Nicht gegenueber der Wirtschaft und beispielsweise auch nicht gegenueber der Kirche. Die Kirche hat ueber die Zeit allerdings noch mehr an Stellung verloren als der Staat. Die Wirtschaft dagegen ist dem Staat davongezogen. Und der Staat hat das zugelassen. Er hat seine Souveraenitaet nicht demonstriert und dadurch irgendwann das Vertrauen in sie ver- loren, wodurch er die Souveraenitaet nach und nach auch de facto verloren hat. Heute ist nicht mehr der Staat die oberste Instanz -- und damit in einer Demokratie die Gesamtheit der Menschen -- sondern die Wirtschaft, die ein ausbeuterisches System darstellt. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke