2022-07-12 herz und hirn Gewaltvolles Verhalten Rueckzug Ich finde es belastend, wenn Personen ihre eigenen Denkweisen, Wahrnehmungen und Ansichten auf mich projezieren. Wie sollen sie verstehen wie es mir geht, wenn sie die Situation nur aus ihrer Sicht betrachten? Vermittelt zu bekommen, dass das doch alles gar nicht schlimm und keine grosse Sache sei, fuehlt sich wie ein Schlag ins Gesicht an. Ihre Bewertung meiner Situation fuer ihre Leben ist eine andere als meine Bewertung meiner Situation fuer mein Leben. Meine Bewertung zu unterschlagen und ihre auf mich zu projezieren ist eine Art psychischer Gewalt, denn eigentlich war ich auf der Suche nach Schutz und Verstaendnis. Ich habe mich geoeffnet und bin daraufhin gewaltvoll behandelt worden. Zu meiner urspruenglichen Belastung ist damit eine weitere gekommen. Statt verstanden und in den Arm genommen zu werden muss ich nun auf zwei Seiten gegen Unverstaendnis kaempfen und Belastungen er- tragen. Das tut weh. Es demotiviert mich, zukuenftig wieder das Gespraech zu suchen, mich wieder zu oeffnen. Es motiviert zum Rueckzug, zur Abgeschiedenheit, zum Einigeln und Einmauern. Nur weil ihr etwas nicht belastend findet, heisst das ja nicht, dass es fuer andere nicht belastend sein kann! Was fuer euch eine irrelevante Kleinigkeit ist, kann fuer mich ein entscheidender Faktor sein. Worueber ihr gar nicht nachdenkt, kann mich naechtelang wachliegen lassen. Ich finde es gewaltvoll, wenn mir die eigene Bewertung nicht zugestanden wird. Noch schlimmer wenn das dann passiert, wenn ich auf der Suche nach Verstaendnis und Unterstuetzung bin. Es verhindert Naehe, wenn ich meine Empfindungen erst gegen eure verteidigen muss, damit sie akzeptiert werden. Es wird gar nicht versucht, verstehen zu wollen. Das ist der Fehler. Stattdessen wird direkt aus der eigenen Sicht bewertet. Dabei vergisst man, dass es sich nicht um ein eigenes Problem handelt, sondern um ein fremdes. Gesucht wird keine Loesung fuer einen selbst, sondern die andere Person sucht eine Loesung fuer sich. Oft genug will sie gar nicht unbedingt Loesungsvorschlaege hoeren, sondern nur erzaehlen koennen, verstanden sein, nicht al- leine damit sein, in den Arm genommen werden. In der Situation das eigene Problem und die Empfindungen mar- ginalisiert zu bekommen tut weh. Auf der Suche nach Schutz und Verstaendnis ist man dann nur wiederum in Ausgrenzung und gegen eine weitere Front gelaufen. Da bleibt dann doch nur noch der weitere Rueckzug ... unsichtbar werden, es mit sich selbst ausmachen, alleine damit fertig wer- den, sich von allen abgrenzen, um sich selbst zu schuetzen ... und ja, trotzdem man auch ein Mensch ist, muss man sich die men- schlichen Beduerfnisse nach Naehe und Verstaendnis versagen, dam- it man nicht verletzt und doppelt belastet wird. Das Problem ist nicht, dass es unterschiedliche Ansichten, Meinungen und Beduerfnisse gibt, sondern, dass meine Ansichten, Meinungen und Beduerfnisse nicht als valide akzeptiert werden. Sie moegen ungewoehnlicher sein, aber das darf kein Grund sein, sie nicht anzuerkennen -- sie sind ebensoviel wert wie die Ansi- chten, Meinungen und Beduerfnisse anderer. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke