2022-06-13 gesellschaftsanalyse Krieg oder Frieden Eine Frage der Gleichheit Es gibt viele Meinungen darueber, wie die Dinge auf der Welt laufen sollten. Man kann unterschiedliche Wuensche und Prioritae- ten haben. Letztlich laeuft es meist jedoch auf eine Entscheidung hinaus: Will man in einer friedlichen oder in einer kriegerischen Welt leben? Fuer Menschen, die nur aus dem Moment heraus willkuerlich waehlen, hat diese Betrachtung natuerlich keine Aussage. Im Lichte von Logik, Vernunft und Konsequenz schafft sie dagegen Klarheit. Betrand Russell bringt es in ``Die Vaeter des Nationalsozial- ismus'' auf den Punkt: Die Schwierigkeit liegt natuerlich darin, zu wissen wer die Erwaehlten sind. In einer Welt, die Fichtes Lehre allgemein anerkennt, wuerde sich jeder Mensch fuer ``edel'' halten und sich einer Partei von Leuten an- schliessen, die ihm hinreichend aehneln, um dem An- schein nach auch etwas von seiner Erhabenheit zu besitzen. Das kann eine Nation sein, wie in Fichtes Fall, oder eine Klasse, wie im Fall eines proletar- ischen Kommunisten, oder seiner Familie, wie bei Na- poleon. Es gibt kein objektives Kriterium fuer ``Adel'' ausser Erfolg im Krieg; daher ist Krieg das zwangslaeu- fige Resultat dieses Glaubens. [0] Wann immer man dem Glauben anhaengt, dass man selbst und die eigene ``Partei'' besser waere als andere oder dass einem mehr zustehen wuerde als anderen, dann entscheidet man sich mit diesem Denken zwangslaeufig fuer einen Konkurrenzkampf und damit letztlich fuer eine kriegerische Welt. Eine friedliche Welt kann ausschliesslich auf der Basis von Gleichheit und dem Einschliessen aller entstehen. Wer dies nicht annehmen will, kann keine friedliche Welt erwarten, sondern entscheidet sich damit -- vielleicht unbewusst aber denndoch -- fuer Krieg, egal wie sehr man es sich schoenzureden versucht. Folglich muss Gleichheit -- aus logischer Konsequenz -- ein ueber alle Kulturen hinweg universeller Wert fuer alljene sein, die Frieden anstreben. Abgrenzung und Ungleichbewertung muss demnach ueber alle Kulturraeume hinweg als eine Entscheidung fuer Krieg angesehen werden. Die Ausdehnung der Gleichheit (oder auch Gleichwertigkeit) de- finiert dabei die Grenze des Friedens. Endet sie an der eigenen Nation, an der eigenen Klasse/Gesellschaftsschicht, am eigenen Kulturraum, am eigenen Glauben, ...? -- Wir suchen es uns aus! Wir suchen uns aus mit wem wir Krieg fuehren wollen -- es sind all jene, die wir als nicht gleichwertig ansehen ... (Tiere? usw.) Die Frage, ob die Allgemeine Erklaerung der Menschenrechte vom westlichen Kulturraum gepraegt ist und demnach fuer andere Kul- turraeume unpassend sein koennte, will ich nicht eroertern. Ich loese mich stattdessen von Menschenrechten und sage: Wer in Frieden leben will, muss alle anderen gleichwertig anerk- ennen. Frieden kann nur entstehen wenn alle die gleichen Rechte und Moeglichkeiten haben. Man muss anderen all das ebenfalls zugestehen was man fuer sich selbst beansprucht bzw. in der umgekehrten Situation beanspruchen wuerde. Das ist gegeben wenn man mit jedem beliebigen anderen Menschen tauschen koennte und jeweils gleich zufrieden damit waere. Die Allgemeine Erklaerung der Menschenrechte ist eine Konkre- tisierung (aus westlicher Betrachtung) dieses generellen Gedank- ens. Sie muss als Forderung an kriegerisch Denkende gesehen wer- den, denn diese konkreten Auswirkungen folgern sich nur fuer all jene automatisch, die in einer friedlichen Welt leben wollen. Fuer diejenigen, die in einer Welt des Krieges leben oder die kaempfen wollen -- auch wenn mir unvorstellbar ist, wie das jemand bewusst und in Anbetracht aller Folgen wollen kann -- gilt all das nicht. In ihrer Welt gibt es keine Regeln oder Rechte, dort gilt nur die Willkuer des Staerkeren ... immer und immer wieder ... unaufhoerlich ... denn es kann keine Ruhe und keinen Frieden geben in einer Welt der Konkurrenz. [0] Bertrand Russell: Die Väter des Nationalsozialismus; in: Lob des Müßiggangs, S. 106 http://marmaro.de/apov/ markus schnalke