2022-04-05 herz und hirn Diffuse Traurigkeit stark und fest Sie hat geschrieben: Bleib dir selbst treu, so wie du bisher stark und fest zu dir gestanden bist; das finde ich wirklich bewun- dernswert! Dabei bin ich heute einfach nur traurig. Am liebsten wuerde ich den ganzen Tag heulen. Wo ist da irgendwelche Staerke? Wo ist da Festigkeit? -- Stattdessen sind da eine diffuse Traurigkeit und eine Rat- und Hilflosigkeit. ... eine diffuse Traurigkeit ... ohne einen bestimmten Grund ... mehr aus einer Gesamtsituation heraus, als Folge einer Vielzahl von Einfluessen, die zusammenkommen. Ich habe den Eindruck, wenn mich jemand in den Arm nehmen und ich zu erzaehlen beginnen wuerde, dann wuerde es raussprudeln und die naechsten Stunden fuellen. ``stark'' weil ich den Rest nicht zeige? ... stark -- oft auch zu stark ... In gewisser Weise ist es heute schon aus mir rausgesprudelt ... allerdings nur in einen Mailentwurf, den ich seither ein bisschen unglaeubig anschaue. Es ist wie wenn ich erst als ich das Zeug geschrieben hatte, realisiert habe, dass es vorhanden ist. Es ist dadurch nicht entstanden, es hat dadurch eher eine Form, eine Greifbarkeit bekommen. Jetzt ist es irgendwie komisch, dass da etwas ist, das ich irgendwie schon kenne, es aber erst jetzt eine aktive Praesenz hat, die mich nun irritiert, aufhorchen laesst, aengstigt, ueberfordert, aber auch gut tut, ehrlich ist ... Das schoene Gefuehl der letzten Tage ist vorbei ... gestern und heute zerstoert worden. Wie fehlgeleitet kann ich nur gewesen sein?! Die Ruhe, die ich verspuert habe, war so ein schoenes Gefuehl ... so anders als sonst. Es war so viel richtiger, so viel passender ... natuerlicher. -- Aber ich bin komplett falsch gelegen. Ich habe die Sprache ueberhaupt nicht verstanden ... bei mir ist alles falsch angekommen ... Ich will es nicht analysieren ... bin nur traurig. -- Inzwischen ist der Schmerz abgestumpft ... er wabert nur noch in Basstoenen im Hintergrund ... er schluckt die Farben, daempft das Licht. Wie in den Ruinen einer zerbombten Stadt stehe ich unglaeubig da: Ist das wirklich passiert? -- Wieso habe ich es nicht mitbekom- men? -- Und jetzt? -- Was soll ich hier? Alleine wandere ich umher, mit fassungslosen Augen und zugleich wie betaeubt. Ich bin erschuettert und doch ist mir alles gleichgueltig. ... Ich bin gar nicht richtig Teil davon, mein Herz ist leer ... alles in mir ist kalt, wie tot. Nur noch alleine sein! Einen einzigen Funken menschlicher Waerme spueren! There's a feeling inside That can't be described Not a question of death Nor a matter of life More a slow breaking down Like emotional rust It's an empty despair That will turn things to dust [0] * * * Ach, diese bewunderte Staerke, diese Festigkeit -- lasst uns ju- beln! More a slow breaking down Like emotional rust It's an empty despair That will turn things to dust ... das ist es! -- So eine Scheisse! Wenigstens bringt das Aufregen ein wenig Leben ... ins Leben. Es lenkt ab ... -- Oh, Frust, willkommen bist du! Dieser scheiss Sarkasmus ... aber irgendwie ist er auch eine letzte Rettung. Stark und fest und hart und eingemauert und unnahbar und ver- schlossen ... aber so waren sie natuerlich nicht gemeint, diese so lieben Worte! ... auch diese vielen gut gemeinten und zugleich so unangebra- chten und belastenden Bemuehungen. Es ist schlimm, zu sehen, dass man gut gemeinten lieben Taten mit Haerte und Ablehnung begegnet ... eingeigelt gegen die Widrigkeit der Welt. Hart, um das Weiche zu schuetzen ... damit es nicht vollends stirbt ... mit jeder Verletzung ein bisschen mehr. * * * It starts with one hello ... [0] Bob Geldof: I Cry Too http://marmaro.de/apov/ markus schnalke