2022-04-04 the real world Geschwindigkeiten (un)passende innere Verfassung Wie sehr sich doch die Geschwindigkeiten und die noetigen inneren Verfassungen fuer verschiedene Taetigkeiten unterscheiden. Nehmen wir das Schreiben eines solchen Textes im Vergleich zu einer Kraftuebung wie Klimmzuegen oder Liegestuetzen. Wo im zweiteren Fall viel innere koerperliche Aktivitaet noetig ist -- der Koerper muss leistungsbereit und sozusagen auf dem Sprung sein -- da wuerde das Schreiben in einer solchen Verfassung un- moeglich sein. Mit Fueller auf Papier braucht man vor allem Geduld und Langsamkeit. Oder vergleichen wir das Programmieren mit dem Sockenstricken. Beim Programmieren muss das Gehirn moeglichst schnell arbeiten, es muss viel Information aufnehmen und verarbeiten, um viele kom- plexe Entscheidungen zu treffen. Dabei wechselt es staendig zwischen verschiedenen Betrachtungsebenen. Beim Stricken dagegen muss das Gehirn langsam denken. Die Taetigkeit ist eintoenig. Alles was das Gehirn dabei tun muss, ist, ganz langsam zu zaehlen, wobei nicht mal das nebenher gemacht werden muss. Schnelles Denken oder Unruhe stoeren dabei nur. Ein weiteres Beispiel fuer unterschiedliche Geschwindigkeiten und innere Verfassungen ist der Unterschied zwischen einfuehlenden, verstaendnisfoerdernden Gespraechen zu zweit und engagierten Gruppendiskussionen. Bei ersteren sind Langsamkeit und Pausen wichtig. Wenn man bei zweiteren dagegen langsam ist, wird man vom Akteur zum Zuhoerer. Die Geschwindigkeit und die innere Verfassung zeigen sich einem anschaulich wenn man mit unterschiedlicher Musik Auto faehrt. Mein Fahrstil jedenfalls zeigt deutliche Unterschiede, ob ich Metallica oder einen Acht-Minuten-Blues hoere. Stricken mit Heavy Metal im Ohr funktioniert ebenso wenig wie Klimmzuege zu Mary Gauthier oder Leonard Cohen. Einen Film wie ``Die schoene Queru- lantin'' mit innerer Unruhe zu schauen ist zum Scheitern verur- teilt ... doch wie erhebend kann er sein wenn die Ruhe und Geduld dafuer vorhanden sind! Manche Taetigkeiten funktionieren nur mit innerer Ruhe, Zeit und Geduld gut. Dazu gehoeren das Spuelen von Hand, das Schreiben auf Papier, das Fuehren einfuehlender Gespraeche, das Betrachten der Natur, ... Andere Taetigkeiten funktionieren nur mit viel Energie und Ak- tivitaet gut. Dazu gehoeren Kraftsport, Programmieren, viele Gruppensituationen (jedenfalls in der Form wie ich sie zumeist antreffe), duschen mit kaltem Wasser, ... Manche Taetigkeiten sind eine komische Mischung. Dazu gehoeren Ausdauerlaufen und Holzhacken. Wenn man diese gut und schlecht passenden Kombinationen berueck- sichtigen moechte, kommt man unweigerlich auf die Frage, ob man seine innere Geschwindigkeit, Stimmung und Verfassung der Taetig- keit anpassen sollte oder die Taetigkeit der inneren Verfassung. ``moechte'' ... ``sollte'' ... ``muss'' (?) ... Worum geht es eigentlich? Was steht im Mittelpunkt der Betrachtung? http://marmaro.de/apov/ markus schnalke