2022-03-27 gesellschaftsanalyse Grosse Brueste immer ein Thema Breasts are personal, but when they grow bigger than usual, they become a societal affair. [0] Ich glaube, wir realisieren nicht wie gross die Belastung von Frauen mit sehr grossen Bruesten ist. Ich meine damit nicht die offensichtliche physische Gewichtsbelastung, sondern die psychische Belastung. Sehr grosse Brueste sind eine absurde Mischung aus einerseits einer Art Entstelltsein, wie wenn einem ein Arm fehlt oder man einen zu viel hat, und andererseits einer totalen Sexualisierung. Diese zwei Aspekte stellen einen irrwitzigen Widerspruch dar, dem eine Frau mit sehr grossen Bruesten unentfliehbar ausgesetzt ist. Schlimm stelle ich mir vor, dass die Brueste immer -- immer! -- ... in jeder Stunde des Tages, das ganze Leben lang ein Thema sind. Es gibt keine Erholung davon. (Also zusaetzlich zu der koerperlichen Belastung, die natuerlich auch staendig praesent ist.) Belastend stelle ich mir dabei besonders die Gleichzeitig- keit und den Widerspruch zwischen Entstelltsein und Sexual- isierung vor. So gesehen kann ich verstehen, warum eine Porno- graphiekarriere nicht mehr unbedingt so schlecht wirken muss. Dort entfaellt zumindest dieser zermuerbende Widerspruch. Trotz all der anderen Nachteile sind dort diese Dinge wenigstens klar. Man muss sich mal in die Lage einer Frau mit sehr grossen Bruesten hineinversetzen wenn es um den Beruf geht. Mal abgesehen davon, dass einem vermutlich alle intellektuellen Faehigkeiten abgesprochen werden und es unmoeglich ist, sich angemessen zu kleiden (den Luxus eines eigenen Geschmacks und eigenen Vor- liebens fuer Kleidungsstuecke wird man sowieso nicht haben koen- nen), so ist zum einen davon auszugehen, dass man nicht anhand der fachlichen Eignung bewertet werden wird, und zum anderen, dass frueher oder spaeter der Chef einem sagen wird, dass es Beschwerden gibt, dass die eigene Praesenz im Unternehmen sich negativ auf die Arbeitsleistung der Belegschaft aufwirken wuerde. Das ist wie wenn man einer Person im Rollstuhl sagen wuerde, dass sie sich anders verhalten muesse, weil die anderen nicht mehr konzentriert arbeiten wuerden, wenn sie im Raum ist. Oder wie wenn man einer Person, die 2,05 m gross ist, sagen wuerde, dass sie durch ihre Anwesenheit die Produktivitaet reduzieren wuerde. ... ob sie sich nicht vielleicht anders kleiden und ihre Groesse nicht so zur Schau stellen koenne?! Was fuer ein Irrsinn das ist! Nicht nur, dass die Kollegen die ganze Zeit gaffen, anbaggern und abfaellige Kommentare aeussern, man bekommt auch noch die Schuld fuer deren Fehlverhalten. Man traegt also die doppelte Belastung. So wie eine sehr grosse Person sich nicht kleiner machen kann, so kann eine Person mit sehr grossen Bruesten ihre Koerperformen auch nicht aendern. Diese Brueste sind halt nunmal da und Teil ihres Koerpers. ... und sie stehen im Weg! ... in jeder Weise! Sie verhindern ein angemessenes Leben ... weil wir Mitmenschen es verhindern. Wir machen diese Brueste staendig zur Sache. Wir ueberdecken mit ihnen die Person dahinter. Wegen der Brueste verwehren wir ihr ein Leben und einen zwischenmenschlichen Umgang wie wir selbst sie haben und uns wuenschen ... und gleichzeitig sind wir furcht- bar geil (oder eifersuechtig) auf sie. -- Das ist falsch und schlimm! I joined a local theatre company. I finally found a place where I was comfortable again. There, my boobs took center stage. In Elizabethan costumes, there was no hiding them. One day, during a performance of `Romeo and Juliet', when I was the only person on stage (save for my `dead' daughter, Juliet), an audience member shouted: ``Show us your tits!'' There it was again, a marker of my identity slipping out where it shouldn't have. In a moment when I was supposed to be a grieving mother, I was highlighted by the sexual bags attached to my chest. And though I was lauded for not breaking character, my character was broken. [1] Ich bin mir nicht sicher, ob es richtig war, hier ``in charac- ter'' zu bleiben und den Zwischenruf zu ignorieren. Wahrschein- lich zeigen uns solche Situationen viel darueber wie sexuelle Be- laestigung gesellschaftlich gesehen (und akzeptiert) wird. Dabei sollte die Last, darauf zu reagieren, nicht auch noch bei den Opfern liegen -- Wie viele Belastungen denn noch?! -- sondern die Umstehenden sollten sich dieses Schweins annehmen. Jedenfalls darf nicht einfach so getan werden als waere nichts gewesen. Egal wohin man schaut ... je weiter man sich in das Leben und den Alltag einer Frau mit sehr grossen Bruesten eindenkt ... alles ist voller Belastungen, und Ausgegrenztsein, und Objekti- fizierung, und Sexualisierung, und Schuldumkehr, und sexuellen Uebergriffen, und seelischer Last. Es stellt sich dann sicher irgendwann auch die Frage, wer ue- berhaupt normal mit einem umgehen kann, wenn diese Brueste da sind. Von der eigenen Mutter abgesehen wird man vielleicht nie nur als Person ohne die Brueste wahrgenommen. No matter how much a guy cared for me, my breasts were a distraction. [2] Sie sind wohl einfach gar immer ein Thema ...! [0] Cheptoek Boyo [1] Gabriella Geisinger: https://www.vice.com/en/article/59kw9q/the-size-of-my-boobs- never-let-me-have-the-body-i-wanted [2] Soleil Moon Frye http://marmaro.de/apov/ markus schnalke