2021-12-27 the real world Buecher 2021 Was ich gelesen habe Heute schreibe ich meinen Buecherrueckblick. Es tut gut, das Ende des alten Jahres und nicht Anfang des neuen Jahres zu tun. Vorhin habe ich mir die Buecher, die ich dieses Jahr gelesen habe, raus- gesucht und aufgestapelt. 75cm an Papier -- das scheint mir die Menge zu sein, auf die es jedes Jahr etwa rauslaeuft. Aber das Jahr im Ueberblick reflektieren kann ich am Ende noch; jetzt gehe ich erstmal durch die Buecher. 1) Haruki Murakami: Naokos Lächeln [de] Dieses Jahr habe ich nicht mit Stephen King angefangen. Das Buch von Murakami war aber auch ein guter Beginn. Es war der erste Ro- man, den ich von ihm gelesen habe. Ich weiss nicht recht was ich zu ihm schreiben soll, darum greife ich nur zwei Einblicke heraus: ``Dann kannst du mir sicher auch die Frage beantworten, wozu so was im Alltagsleben nuetzt.'' ``Zu nichts. Im Alltag mag es zwar zu nichts Konkretem dienen'', erwiderte ich. ``Aber es gibt einem Gelegenheit, sich im systematischen Denken zu ueben, finde ich.'' [0] Und dann noch dieser Abschnitt: Zunaechst einmal glaube ich, dass Sie alles viel zu ernst nehmen. Einen Menschen zu lieben, ist etwas Wun- derbares, und wenn diese Liebe aufrichtig ist, wird auch niemand in ein Labyrinth geschleudert. Haben Sie Vertrauen zu sich selbst! [1] Die Geschichte kam mir immer wieder bekannt vor. Das war ein seltsames Gefuehl ... wie wenn ich sie schonmal gelesen haette, was aber nicht sein kann. Am Ende habe ich mich darauf geeinigt, dass ich die Verfilmung ziemlich sicher gesehen habe. Insbeson- dere die Szene in der Buchhandlung ist mir in Erinnerung geblieben. Es war nicht das letzte Mal, dass ich etwas von Murakami gelesen haben werde. Zunaechst brauchte ich aber etwas Abstand, da die Themen doch aufwuehlen. 2) Alex S. Vitale: The End of Policing [en] Zum Ausgleich habe ich mir ein Sachbuch vorgenommen, das im Am- nesty Journal erwaehnt war. Mir hat das Buch gut gefallen. Es war interessant zu lesen, da dies ein Themenfeld war, mit dem ich mich bislang nie genauer befasst hatte, dennoch aber alles gut nachvollziehbar und verstaendlich dargelegt worden ist. Den gros- sen Wert des Buches sehe ich darin, mal eine andere Perspektive als die uebliche auf die Dinge einzunehmen und zu hinterfragen, ob die uebliche Wahrnehmung und ihre Annahmen auch wirklich zu- treffen. Der Weg zu einer besseren Zukunft fuehrt ueber Offenheit und Transparenz. Dazu muessen Alternativen betrachtet und analysiert werden und gleichwertig behandelt werden. Dies wird derzeit verhindert, um ein dem eigentlichen Sinn gar nicht dien- liches System aufrecht zu erhalten, von dem bestimmte Kreise pro- fitieren. Im Buch werden solche Aspekte beschrieben und Alterna- tiven gegenueber gestellt. Bezueglich der Wahrnehmung und Interpraetation fand ich diese Aussage interessant: Many people involved in the drug industry don't really have a drug problem; they have a job problem. [2] Es geht eben auch um die Interpraetationshoheit. Im Abschnitt ``Disarm the Police'' (p. 25) bin ich erschrocken, als ich mir aus den gegebenen Zahlen und einer Internetrecherche mal einen Vergleich errechnet habe. In den USA sind 2015-2020 im Schnitt 991 Menschen pro Jahr von der Polizei getoetet worden; das sind 3,0 pro 1 Mio Einwohner und Jahr. In Deutschland sind es 1990-2019 im Schnitt 9,7 Menschen pro Jahr gewesen; das sind 0,12 pro 1 Mio Einwohner und Jahr. In GB/UK sind es laut Buch 2000-2016 im Schnitt 2,4 und laut Wikipedia 2000-2020 im Schnitt 3,0 Menschen pro Jahr gewesen; das sind 0,04 bzw. 0,045 pro 1 Mio Einwohner und Jahr. D.h. in den USA werden verhaeltnismaessig etwa 25 mal mehr Men- schen von der Polizei getoetet als in Deutschland und ca. 70 mal mehr als in GB/UK. (In Deutschland werden aber auch fast dreimal mehr Menschen von der Polizei getoetet als in GB/UK. Es ist dur- chaus interessant, sich mal die Beschreibungen der Vorfaelle an- zuschauen, beispielsweise die von 2019. [3] ) Die relevanten Fragen dabei sind: Warum ist das der Fall? Was sind die Gruende dafuer? Sind das auch wirklich die Gruende dafuer? Welche alternativen Erklaerungsmodelle gaebe es noch? Waeren die besser passend? Und letztlich: Was wird angestrebt (im Gegensatz zu dem was vorgegeben wird angestrebt zu sein). Ich finde das Buch wertvoll. 3) Arthur Heiley: The Money-Changers [en] Zum Ausgleich (... dieses Ausgleichsthema scheint mir ein zen- traler Punkt zu sein. Nach jedem intensiven Buch muss ich mich davon erholen ...) wieder Fiktion. Dieses Buch habe ich aus dem Buecherregal von meinem Opa. Es ist vermutlich von meiner Tante, da sie als einzige wohl englische Romane gelesen hat. Es war in- teressant die Finanzwelt der 70er Jahre zu erleben. Computer kom- men gerade auf. EC- und Kreditkarten sind ganz neu. Die heutigen Selbstverstaendlichkeiten sind dort noch Neuheiten. Dieses Buch war im Bezug auf Banken so aehnlich wie ein Buch von Grisham im Bezug auf Gerichte. Mir hat es Spass gemacht, diese Einblicke zu erhalten (natuerlich im Rahmen einer fiktionalen Handlung). Bewundernswerte Charaktere sprechen mich immer an: ``You ask me: what does a man do in a circumstance like yours? Well, to begin, he finds out all he can -- just as you have done. Then he makes decisions based on what he thinks is fair and best for everyone, including himself. [...]'' [4] Und spaeter: He made a forceful, self-controlled decision and thrust his gloom away. The hell with it all! Not for FMA, nor boards of directors, or personal ambition, would he surrender, ever, his private freedom of action and in- dependence. [5] 4) Hector Abad: La Oculta [de] Das erste Buch im Februar (welches ich gebraucht fuer 50ct gekauft habe) war viel besser als gedacht. Es war sogar richtig gut ... mit inhaltlicher Substanz, mit Tiefgang, mit Einblicken in fremde Lebenswelten, mit einer gekonnten Erzaehlweise. Von aussen hat das Buch wenig ansprechend gewirkt. Ich habe es wohl in erster Linie darum mitgenommen, weil mich eine lateinamerikan- ische Erzaehlung gereizt hat. Gefunden habe ich darin eine Menge. Danach waere ich ebenso gerne wieder ich selbst, ein sanfter Mensch, der niemandem etwas aufzwingen moechte, ein Mensch, der einfach nur so sein moechte, wie er ist, und nicht, wie die anderen es gerne haetten. [6] Die Geschichte der Personen spielt aber in einem unbarmherzigen kolumbianischen Setting: Das Ergebnis von so vielen Jahren der Arbeit und Muehe war in einer halbstuendigen Orgie des Hasses aus- geloescht worden. [7] Wie kann einem das nicht weh tun?! Wie kann man solch einen Hass verstehen? Die Welt wird mal aus einem anderen als dem von uns meist gewohnten Blinkwinkel der wirtschaftsstarken, kolonialistischen und arroganten sogenannten westlichen Welt betrachtet. Von meinem Vater habe ich die Zweifel an der kapitalis- tischen Welt uebernommen und von Anita den Glauben an das Individuum und daran, dass persoenlicher Einsatz mit wirtschaftlichem Erfolg belohnt wird. Das scheint mir die helle Seite des Kapitalismus zu sein, neben dem Missbrauch und der Ausbeutung, die ebenfalls da- zugehoeren. [8] Dieser Nachsatz bekommt hier nochmal eine andere Bedeutung als in unserem Alltag. Gerade in Kolumbien geht es auch um eine gescheiterte Nation, in der das Ergebnis jeder Anstrengung stets in der Gefahr willkuerlicher Zerstoerung schwebt. Und Alberto hat sich nie ganz davon erholt. Seitdem ist er noch stiller und noch staerker enttaeuscht vom Leben und den Menschen und fluechtet sich noch oefter in die Musik und zu seinen Obstbaeumen. [9] Von solchen Buechern brauchen wir mehr. 5) Bov Bjerg: Auerhaus [de] Von diesem Buch hatte mir Michi schon vor ein paar Jahren er- zaehlt. Nun hatte Lydi es mir in die Hand gedrueckt, nachdem sie es von Marta bekommen hatte. Sie alle haben es in einem Rutsch durchgelesen ... und ich auch. Die 240 Seiten habe ich an einem Tag aufgesogen. Es ist kaum moeglich innezuhalten, so reisst einen die Geschichte mit. 6) Topoka Ogette: Exit Racism [de] Das Buch hatte ich schon im Roten Buchladen in Goettingen liegen gesehen. Auf den ersten Blick ist es mir aber etwas ``billig'' und oberflaechlich vorgekommen, weswegen ich es liegen gelassen habe. Dann hat mir Simone aber davon erzaehlt. Sie fand es gut, darum habe ich es dann doch gekauft und gelesen. Ja, die Auf- machung, die Typographie und auch die verlagsseitige Qualitaet sind nicht auf dem Niveau, das ich mir wuenschen wuerde, aber die Inhalte passen. Gerade auch die Kuerze des Buechleins ist genau passend fuer die Ziele, die es verfolgt. Mir hat das Buch geholfen, eine neue Perspektive auf die Dinge zu erlangen. Es war mein erstes Sachbuch zum Rassismus. Es war genau richtig so -- ein guter Einstieg, praxisnah und anschaulich. Die Erfahrungen der Kursteilnehmer tragen weitere Wahrnehmungen bei und schaffen Identifikationsmoeglichkeiten. Das alles finde ich sehr gut. Die einzige Schwachstelle fand ich das Kapitel 7 (Deutschland und Rassismus). Dort fand ich die Betrachtungen manchmal etwas ein- seitig oder nicht konsequent genug. Das soll die gemachten Aus- sagen nicht entkraeftigen, man haette sie an der Stelle IMO nur noch besser herausarbeiten und einordnen koennen. Mein Highlight war die Erfahrunggeschichte ``Die R-Wort Bombe'' von Tsepo Bollwinkel in Kapitel 8. Wie gut es tut, diese mal aus der anderen Perspektive erzaehlt zu bekommen! Man kann sich nur immer wieder an den Kopf fassen, bei den Reaktionen und Ansichten der anderen. Und doch kennen wir diese alle aus eigenen Erleb- nissen. Die Erfahrungen solcher Blickwinkel brauchen wir. Dieses Buch schafft es sehr gut, diese zu vermitteln. Mit nur 120 Seiten und dem sanften Einstieg kann man es auch Personen an die Hand geben, die bislang keinen Kontakt zum Thema hatten. 7) Karl Wolfgang Flender: Helden der Nacht [de] Zum Abschluss des Februars dieser Roman, den ich im Roten Buchladen in Goettingen gefunden habe. Man kann seinen Stil mit einer Aussage zusammenfassen: Eimerweise voll into the face! Das erwartet einen dabei naemlich. So absurd! So lustig! So ueber- zeichnet, dass man nicht weiss, ob man vor Belustigung lachen oder weinen soll. Ach! Was fuer ein amuesantes Buch! :-) 8) Stephen King: Das heimliche Fenster, der heimliche Garten [de] Anfang Maerz dann endlich ein Buch von Stephen King -- das ein- zige dieses Jahr. Es war auch gar kein ganzes Buch, sondern nur eine Kurzgeschichte im Doppelband mit ``Langoliers''. Ich wollte vor allem die noch ausstehende Geschichte mal abhaken. Das war die letzte noch ungelesene Kurzgeschichte in den Sammelbaenden, die ich habe. Ich weiss nicht recht was ich zur Geschichte schreiben soll. Ich denke, sie ist zurecht eine Kurzgeschichte. Sie arbeitet einen Aspekt heraus, ohne ein groesseres Werk zu sein. Ich finde es in- teressant, diesen Gedanken zu folgen. Nun, eine Geschichte war ein Ding, ein reales Ding -- man konnte sie jedenfalls als solches betrachten, besonders wenn man dafuer bezahlt worden war --, aber auf eine andere, wichtigere Weise war sie ganz und gar kein Ding. Sie war nicht wie eine Vase oder ein Stuhl oder ein Automobil. Sie war Tinte auf Papier, aber entscheidend war weder die Tinte noch das Papier. Man- chmal fragten ihn die Leute, woher er seine Einfaelle haette, und obwohl er diese Frage mit Verachtung strafte, erfuellte sie ihn manchmal mit vager Scham, vagem Unbehagen. Sie schienen der Meinung zu sein, als gaebe es irgendwo ein Einfaelle-Zentrallager (so wie es angeblich irgendwo einen Elefantenfriedhof gab und an- derswo eine sagenhafte Stadt aus Gold), und er haette eine geheime Karte, die es ihm ermoeglichte, zu diesem Ort und wieder zurueck zu reisen, aber Mort wusste es besser. Er konnte sich erinnern, wo er gewesen war, als ihm bestimmte Einfaelle gekommen waren, und er wusste, ein Einfall war haeufig das Resultat, eine seltsamen Beziehung zwischen Gegenstaenden und Menschen zu sehen oder zu spueren, zwischen denen vorher ueberhaupt keinerlei Beziehung bestanden zu haben schien, aber besser konnte er es nicht erklaeren. Warum er diese Beziehungen sah, oder warum er danach Geschichten darueber schreiben wollte ... da hatte er keine Ahnung. [10] Und den folgenden Satz kann ich mir einfach nicht verkneifen: Pissen und denken haben vieles gemeinsam, dachte er, stieg aus dem Auto und machte den Hosenladen auf. Man kann sich beides verkneifen ... aber nicht fuer immer. [11] 9) Henno Martin: Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wueste [de] Ich weiss nicht mehr wie Carsten im Gespraech darauf gekommen ist, jedenfalls haben Almut und Carsten mir das Buch dann geschenkt. Was fuer eine Abenteuergeschichte! Wie sehr wurde mir dabei vor Augen gefuehrt, was wir in den letzten hundert Jahren an Wissen und Faehigkeiten verloren haben! Ich selbst waere keinesfalls in der Lage gewesen, dieses Vorhaben umzusetzen. Ich weiss ja noch nicht einmal wie man ein Tier schlachtet, wie man die Bes- tandteile haltbar macht. Ich habe fast keine Ahnung mehr von traditionellen Versorgungstechniken, die vor hundert Jahren noch Gang und Gebe waren. -- Erschreckend! ... Das hat mir zu denken gegeben (... viel mehr als ``Das Handbuch zum Neustart der Welt'', weil es realer war). Das Buch ist ein toller Abenteuer- und Survivalbericht, ohne Freizeitvergnuegen da der toedliche Ernst allgegenwaertig ist. Zudem ist das Buch durchwoben mit philosophischen und natur- kundlichen Betrachtungen. Jedes Wachstum, das nicht von einem Wachstum der Ur- teilskraft begleitet wird, ist vom Uebel wie eine sinnlose Krebsgeschwulst. [12] Dieses Buch habe ich sehr gerne gelesen. 10) Chimamanda Ngozi Adichie: Blauer Hibiskus [de] Ende Maerz habe ich mein zweites Buch von Adichie gelesen. Ich habe es von Bine und Manu geschenkt bekommen. Buecher wie dieses sind zu gross, um sie angemessen beschreiben zu koennen. Adichie muss man lesen! ``Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich keinen en- glischen Namen nehme, Pater'', sagte sie. ``Und habe ich dich gefragt, warum?'' ``Warum muss ich das denn?'' ``Weil es so ueblich ist. Vergessen wir fuer den Moment einfach mal, ob das richtig oder falsch ist'', sagte Pater Amadi, und ich bemerkte die Schatten unter seinen Augen. ``Als damals die ersten Missionare ins Land kamen, hielten sie Igbo-Namen einfach nicht fuer gut genug. Sie bestanden darauf, dass die Leute englische Namen bekamen, wenn sie getauft wurden. Sollten wir das nicht allmaehlich hinter uns bringen?'' ``Es ist heute anders, Amaka, mach nicht mehr draus, als es ist'', sagte Pater Amadi ruhig. ``Niemand muss den Namen verwenden. Schau mich an. Ich habe immer meinen Igbo-Namen benutzt, obwohl ich Michael getauft und Victor gefirmt wurde.'' Tante Ifeoma blickte von den Formularen auf, die sie ausfuellte. ``Amaka, ngwa, nun such dir halt einen Na- men aus, und lass Pater Amadi seine Arbeit machen.'' ``Aber was soll das denn alles?'', sagte Amaka zu Pater Amadi, als haette sie ihre Mutter gar nicht gehoert. ``Die Kirche sagt, dass nur ein englischer Name meine Firmung gueltig macht. Chiamaka heisst `Gott ist schoen'. Chima bedeutet `Gott weiss es am besten', und Chiebuka bedeutet `Gott ist der Groesste'. Lobpreisen sie alle Gott nicht genauso gut wie Paul und Peter und Simon?'' Tante Ifeoma wurde langsam ungeduldig. Ich merkte es an ihrer lauten Stimme, an ihrem barschen Ton. ``O gini! Hoer auf, auf deiner sinnlosen Position zu beharren! Lass dich einfach firmen, und Schluss! Niemand hat gesagt, dass du den Namen benutzen musst!'' Doch Amaka weigerte sich. ``Ekwerom!'', sagte sie zu Tante Ifeoma -- ich bin nicht einverstanden. Dann ging sie in ihr Zimmer und drehte die Musik auf volle Lautstaerke, [...] [13] ... was fuer ein treffendes Beispiel dafuer, wie die Dinge falsch laufen! Auch folgender kleine Seitenhieb gegen das Bildungsssystem trifft es auf den Punkt: Er hat ein Stipendium an einer Privatschule erhalten, wo man ihn dafuer, dass er seine Lehrer herausfordert, lobt, statt ihn zu bestrafen. [14] Inzwischen habe ich auch ihr Buch ``Half of a Yellow Sun'' (dieses auf Englisch) im Regal und freue mich schon sehr darauf, es zu lesen. 11) Jeffrey Eugenides: Middlesex [de] Dann war April, ich war in Berlin und habe dort dieses Buch gelesen. Wow, was fuer ein Buch! Ich kann kaum glauben, welche Groesse es hat. Ein besseres Buch ueber dieses Thema kann man sich nicht wuenschen, aber auch abgesehen davon ist es unglau- blich. Denn auch das biologische Geschlecht ist nicht binaer! Man sagte zu den Eltern eines Neugeborenen nicht: ``Ihr Kind ist ein Hermaphrodit.'' Vielmehr sagte man: ``Ihre Tochter wurde mit einer Klitoris geboren, die ein wenig groesser als bei anderen Maedchen ist. Wir muessen sie operieren, damit sie die richtige Groesse bekommt.'' Luce hatte die Erfahrung gemacht, dass Eltern mit einer nicht eindeutigen Geschlechtszuweisung schlecht zurechtkamen. Man musste ihnen sagen, ob sie einen Jungen oder ein Maedchen geboren hatten. [15] Aus dem Bericht von Dr. Luce: Das Genitale so zu belassen, wie es heute ist, wuerde das Kind allen moeglichen Formen der Demuetigung aussetzen. Zwar besteht die Moeglichkeit eines partiel- len oder totalen Verlusts des erotisch-sexuellen Emp- findens durch die Operation, doch ist sexuelle Lust nur ein Faktor eines gluecklichen Lebens. Die Faehigkeit zu heiraten und in der Gesellschaft als normale Frau zu gelten sind ebenfalls wichtige Ziele, die aber beide ohne feminisierende Operation und Hormonbehandlung unerreichbar sind. [16] Und nachfolgend: Ich hatte Luce falsch eingeschaetzt. Ich hatte geglaubt, dass er am Ende unserer Gespraeche befinden wuerde, ich sei normal, und mich in Ruhe liesse. Doch ganz allmaehlich bekam ich einen Begriff von Normali- taet. Normalitaet war nicht normal. Das ging gar nicht. Wenn Normalitaet normal waere, dann koennte jeder damit leben. Jeder koennte sich zuruecklehnen und darauf warten, dass Normalitaet sich manifestiert. Doch die Menschen -- und vor allem die Aerzte -- hatten in Bezug auf Normalitaet ihre Zweifel. Sie waren sich nicht sicher, ob die Normalitaet ihrer Aufgabe gewachsen war. Und daher halfen sie ihr ein wenig nach. [17] Wie kann man nur! Das Buch ist literarisch grossartig und thematisch wichtig. 12) Antonio Mincotti: Schliemann, der Schatzsucher [de] Nach den ueberragenden letzten Buechern wollte ich irgendwas lesen, dem ich mich nicht gross widmen musste. So habe ich dieses alte Buechlein, das eigentlich fuer Jugendliche geschrieben ist und aus heutiger Sicht etwas heldenhaft ueberhoeht wirkt, gelesen. Ich hatte es aus einem Buecherschrank mitgenommen. Mehr als einen Tag habe ich dafuer nicht gebraucht. Es war kein beson- deres Leseerlebnis, aber ganz nett fuer zwischendurch. 13) H. F. Wood: Auf der Faehrte [de] Im Mai habe ich mit diesem Buch zum ersten Mal Fraktur gelesen. Das Exemplar des Buches, das ich habe, ist von 1889. Das en- glische Original der Geschichte heisst: ``The Passenger from Scotland Yard''. Es war eine interessante Erfahrung, Fraktur zu lesen. Das hat natuerlich anfangs etwas Zeit gebraucht, bis ich reingekommen bin, dann war es aber einfacher als ich gedacht hatte. In dem Zuge habe ich mich natuerlich auch mit der Schrift an sich beschaeftigt. Ich finde es schwer verstaendlich wie man so viele so aehnliche Buchstaben in einer Schrift haben wollen koennte. Aber vielleicht ist das eine zu moderne Ueberlegung, dass die Buchstabenformen moeglichst unterschiedlich zueinander sein sollten. In dieser Hinsicht ist Fraktur eine eindeutig schlechtere Schrift als es die lateinischen Buchstaben sind. Die Handlung des Romans war erstaunlich modern. Sie war spannend und gut konstruiert. Am deutlichsten wurde die damalige Zeit in den Bereichen Mobilitaet und Kommunikation. Wenn man heute eine Geschichte im damaligen Setting schreibt, dann wirkt das nie so wie diese Geschichte, die von damals stammt, gewirkt hat. Kutschen wurden genutzt wie wir heute Autos nutzen. Ihre Infras- truktur ist allgegenwaertig. In neu geschriebenen Geschichten tauchen die Kutschen auch auf, aber ihre Infrastruktur ist kein natuerlicher Teil der Umgebung. Heute muss konstruiert werden was damals eine Selbstverstaendlichkeit war. Fuer diese Erfahrung al- leine hat sich das Buch zu lesen gelohnt. Veraltet fand ich nur Defizite im Handwerkszeug des Geschi- chtenaufbaus. Ich musste auf einem Zettel die Personen und ihre jeweils vielen Namen mitnotieren. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine Absicht des Autors war, denn es gibt Gauner, die Deckna- men und verschiedene Identitaeten haben. Bei einem sind es aber sieben Stueck, von denen manchmal auch nur der Vorname und man- chmal nur der Nachname genannt wird. Weitere Personen haben vier verschiedene Namen/Identitaeten. Ich denke, das haette man handwerklich auch in einer Weise umsetzen koennen, die einen No- tizzettel entbehrlich macht. Das Buch bot durchaus auch aufmerksame Betrachtungen: ``[...] Die Polizei fand ihn total betrunken in einem seiner Wohnung nahegelegenen Wirtshause. Er war zuhause gewesen, um seine Uniform abzulegen, und die Polizei hat einen in seinen Kleidern versteckten Revolver entdeckt!'' ``Versteckt?'' bemerkte der Inspektor, ``die schlimmste Art, sich auszudruecken!'' ``Bitte um Vergebung?'' fragte Toppin, seinen Vor- gesetzten anstarrend. ``Warum koennen Sie nicht einfach sagen `einen Revolver in seinen Kleidern entdeckt'? Das ist alles, wozu Sie berechtigt sind -- das klingt weniger anmassend!'' [18] Die alte Sprache an sich (die an anderen Stellen noch schoener ist als hier zu sehen) erfreut mich immer wieder. Ebenso erfreut mich dieses Kleinod: Manche Leute erben die Skropheln, andre haben einen Widerwillen gegen Schwaben und Ratten. [19] (Ob dieses `w' ein absichtlicher Vertipper ... aeh, Versetzer war? ;-) ) 14) Michael Holzach: Deutschland umsonst [de] Im Globetrotter-Shop habe ich dieses Buch gefunden, das ich dann auch gleich gelesen habe. Erneut war es ein Buch, das gezeigt hat, wie einfach das Leben auch sein kann. Ich will das nicht verklaeren, sondern darauf hinweisen, dass wir uns vieles heute gar nicht mehr vorstellen koennen, auch wenn es so einfache Dinge wie laufen statt fahren und draussen statt im Hotel schlafen sind. Ich habe, so will es mir jetzt scheinen, in den sechs Wochen Wanderei mehr und viel unmittelbarer erlebt als in sechs Jahren Journalismus. [20] Es braucht gar nicht besonders viel Zeit fuer solche Erfahrungen. Unweigerlich hat mich das Buch an aehnliche Erfahrungen erinnert, die ich selber gemacht habe. Dabei ist die Entwicklung wichtig. Es kommt ein anderer Mensch zurueck wie der der losgezogen ist. So eine Reise ist nie nur gut. Sie ist vor allem eine Beschaef- tigung mit sich selbst. Ich habe wieder Sehnsucht nach Freda, nach meinen eigenen vier Waenden, nach ueberschaubaren Verhaelt- nissen, nach allem, wovor ich frueher Angst hatte. [21] 15) Marie-Luise Kreuter: 1x1 des Bio-Gaertnerns [de] Voll in der Gartensaison habe ich dieses Buechlein gelesen, das ich an anderer Stelle schon aufgegriffen habe. [22] Und wieder habe ich das Gefuehl, dass wir das seit ein paar Jahrzehnten ver- lorengehende Wissen neu aufbauen muessen. Dies wird mir nun sehr bewusst, wie ich diesen Buecherrueckblick schreibe, da dieses Gefuehl dabei immer wieder auftaucht. Der Bezug zur Natur und die Erfahrung wie wir in ihr durch ein angemessenes Verhalten unsererseits so vieles finden, das unserem Leben die Grundlage ist, sollte wieder mehr Teil unseres Lebens sein. Vermutlich muss man das direkt erfahren, um es wirklich schaetzen zu koennen und dann auch schuetzen zu wollen. 16) Martin Cruz Smith: Das Labyrinth [de] Zum Abschluss des Mai habe ich mal wieder einfach einen Roman gelesen. Vom gleichen Autor kenne ich schon ``Gorki Park''. Der Roman nun war anfangs etwas schleppend, ist dann aber richtig gut geworden. Es war erfrischend und hat Spass gemacht, ihn zu lesen. Neben wechselnden Blickwinkeln auf die russische und deutsche Kultur bietet das Buch auch Tiefe. ``Wer hatte recht?'' fragte Polina. Das, dachte Arkadi, ist eine Frage, die nur sehr junge Menschen stellen koennen. [23] Und wenig spaeter: Wer hatte recht? Sie. Er. Es gab kein Recht oder Un- recht, kein Schwarz oder Weiss. Arkadi sehnte sich nach Gewissheit, selbst im Unrecht zu sein, waere eine Er- leichterung. Er war so oft in seine Erinnerungen zurueckgekehrt, dass die Abdruecke seiner Fuesse jeden Steinpfad dorthin abgetragen haetten, und doch wusste er immer noch nicht, was er damals haette anders machen koennen. Zu Polina hatte er gesagt: ``Ich werde es wohl nie wissen.'' [24] 17) Steve Krug: Don't Make Me Think! [en] Dieses Buch, das ich Anfang Juni gelesen habe, habe ich von Frank Roscher bekommen. Auf den ersten Blick war ich mir nicht sicher, was ich davon halten sollte, da Buecher ueber GUI-Design und Web-UI und so meist ziemlich viel Bullshit-Gelaber sind. Als ich es dann aber gelesen habe, habe ich schnell festgestellt, dass dieses Buch das Gegenteil davon ist. Dieses sollte man lesen. Es trifft die Naegel auf den Kopf! Steve Krug kann klar denken. Fuer hohen Aufforderungscharakter benoetigt man visuelle Unterschiede. Aber der aktuelle Trend im Interface-Design (der vielleicht schon abgeflaut ist, wenn Sie dies hier lesen [Anm.: leider noch nicht :-( ]) bewegt sich in die genau gegenteilige Richtung: visuelle Unterschiede entfernen und das Aussehen von Interface-Elementen ``abzuflachen''. Das sieht super aus (finden jedenfalls die meisten) und Screens wirken auf diese Weise wunderbar aufgeraeumt. Aber was ist der Preis? [25] 18) Graham Greene: Unser Mann in Havanna [de] Auf dieses Buch hatte ich schon lange Lust. Vor vielen Jahren waren Ausschnitte dieser Geschichte eines der ersten Hoerspiele, das ich gehoert habe, auf SWR1 am Sonntag Abend. Viel davon weiss ich nicht mehr. Auch habe ich nur einen oder zwei Teile eines Mehrteilers gehoert. Sie sind mir aber haengen geblieben. Greenes Buch ``Das Herz aller Dinge'' hatte mir schon gut gefal- len. Dieses nun war anders, aber nicht schlechter. Die Geschichte ist so haarstraeubend absurd und doch so naheliegend. Es kommt einfach nur eines zum anderen, nicht mehr und nicht weniger. Und es zeigt sich, dass wir das sehen was wir erwarten zu sehen. Ihm wurde allmaehlich klar, was Kriminelle bestens wissen: wie unmoeglich es ist, einem Mann mit Macht etwas zu erklaeren. [26] 19) Colson Whitehead: Underground Railroad [de] Ende Juni und Anfang Juli habe ich dieses grossartige Buch gelesen, das mir nochmal deutlicher als jedes andere bisher ver- staendlich gemacht hat, wie Sklaverei ist. Diese Worte vom Back- covers treffen es gut: ``Colson Whitehead will eine andere Per- spektive auf die Geschichte der Sklaverei eroeffnen, die bislang vor allem von Weissen geschrieben wurde.'' (Christian Schröder) Die Weissen kamen in dieses Land, um einen Neuanfang zu machen und um der Tyrannei ihrer Herren zu entfliehen, genau wie die Freigelassenen vor ihnen geflohen waren. Aber die Ideale, die sie fuer sich selbst hochhielten, enthielten sie anderen vor. [27] Man kann das Ausmass dieser egozentrierten Ungleichbewertung kaum fassen. Wie kann man diese Egozentriertheit und diese Inkonse- quenz nicht sehen?! Schlimm ist es, das Ausmass der Abwertung zu erkennen: Michael, der fragliche Sklave, hatte tatsaechlich die Faehigkeit besessen, lange Passagen auswendig aufzusagen. Laut Connelly, der die Geschichte von dem Niggerhaendler gehoert hatte, war Michaels frueherer Besitzer fasziniert von den Faehigkeiten suedafrikan- ischer Papageien und ueberlegte, dass man, wenn man einem Vogel Limericks beibringen konnte, vielleicht auch einem Sklaven beibringen koennte, Dinge auswendig zu lernen. Schliesslich verriet einem schon ein fluechtiger Blick auf den Schaedel, dass ein Nigger ein groesseres Gehirn besass als ein Vogel. [28] ... unertraeglich! Dieses Buch kann ich nur empfehlen. 20) Margarete Stokowski: Untenrum frei [de] Noch ein tolles Buch! Es ist der beste mir bislang bekannte Ein- stieg in das Thema Feminismus. Wir machen Plaene fuer unsere Urlaube, unsere Er- naehrung, unser Training und unsere Finanzen, wir haben Putzplaene in WGs und Businessplaene im Job, aber im Bereich von Liebe, Sex und Beziehung tun viele so, als gaebe es eine natuerliche Form, in der sich alles von allein findet. Vereint im Schicksal. Vielleicht ist es romantisch, so zu denken, aber vielleicht auch etwas zu romantisch, um lange zu funktionieren. [29] Das Buch ist ein Rumdumschlag durch den gesamten Themenkomplex Feminismus, und das in einer lockeren, direkten und analytisch- hinterfragenden Art. Dass das Wort ``Sexismus'' etwas Schlechtes ausdruecken soll, ist das Einzige, was allen klar ist (aehnlich wie mit Rassismus). Deswegen wird die Person, die ich sex- istisch nenne, wahrscheinlich finden, ich haette sie missverstanden. Wenn ich aber konkret frage: ``Okay, du willst, dass die Frau X tut, aber wuerdest du dasselbe von einem Mann erwarten, oder wuerdest du von ihm Y erwarten?'', kommen wir womoeglich besser ins Gespraech. Natuerlich kann es sein, dass niemand von uns ein Gespraech will. Aber sobald es mir irgendwie auf Kommunikation mit der Person ankommt, vermeide ich zu sagen: ``Hallo, ich denke, du bist boese.'' Denn so klingt es fuer viele, wenn sie hoeren: ``Das ist sexis- tisch.'' [30] Ich sollte noch erwaehnen, dass ich dieses Buch (also das Exem- plar von Shirley) bei Bine und Manu habe liegen sehen. Das hat mich dazu motiviert, es mir zu kaufen und dann zu lesen. 21) Charlotte Brontë: Ueber die Liebe [de] Im letzten Jahr hatte ich ``Sturmhoehe'' von ihrer Schwester gelesen. So bin ich auf die Brontë-Geschwister gestossen. [31] Eigentlich war ich beim Berliner Buechertisch auf der Suche nach ``Jane Eyre''. Da es das nicht gab oder es mir zu dick war und damit nicht mehr in meinen Rucksack gepasst hat (ich weiss nicht mehr was davon der Fall war), habe ich nur dieses kleine Heftchen mitgenommen. Es hat mich ergriffen. Das liegt wohl sowohl am 19. Jahrhundert als auch an den Frauen dieser Zeit. Zu schade, dass ihnen so wenig Selbstverwirklichungsraum gegeben worden ist. Was haette da alles entstehen koennen! Liebe Nell, waehrend der letzten sechs Wochen hat sich die Farbe meiner Gedanken doch sehr veraendert: ich weiss nun mehr ueber die Realitaeten des Lebens als frueher. Ich glaube, es werden viele falsche Vorstel- lungen verbreitet, vielleicht ohne Absicht. Ich denke, jene verheirateten Frauen, welche ihre Bekannten unter- schiedslos zur Heirat draengen, tragen viel Schuld daran. [...] Wahrlich, wahrlich, Nell, es ist eine ernste und seltsame und gefaehrliche Sache fuer eine Frau, Ehefrau zu werden. Den Maennern ist ein ganz, ganz anderes Los beschieden. [32] 22) Kazuo Ishiguro: Never Let Me Go [en] Dann war August. Dieses Buch habe ich in Muenchen in der Buchhandlung am Gasteig gekauft. Ich hatte wohl einfach mal wieder Lust auf ein englisches Buch. Anfangs habe ich nur etwas schwer in das Buch gefunden. Das lag mit an der Sprache und dass die Dinge zu Beginn noch recht unklar sind. Erst nach und nach werden sie deutlicher. Wenn man da spra- chlich einen gewissen Prozentsatz nicht mitbekommt, irrt man noch mehr umher. Darum hat es eine Weile gedauert, bis ich in der Geschichte angekommen bin. Dann hat sie mich aber getragen. Sie ist ein langer Anlauf fuer eine am Ende doch realitaetsbezo- gene Aussage. From your perspective today, Kathy, your bemusement is perfectly reasonable. But you must try and see it his- torically. After the war, in the early fifties, when the great break-throughs in science followed one after the other so rapidly, there wasn't time to take stock, to ask the sensible questions. Suddenly there were all these new possibilities laid before us, all these ways to cure so many previously uncurable conditions. This was what the world noticed the most, wanted the most. and for a long time, people preferred to believe [...]. Yes, there *were* arguments. But by the time people be- came concerned about [...], by the time they came to consider just how [...], whether [...] should have been brought into existence at all, well by then it was too late. There was no way to reverse the process. How can you ask a world that has come to regard cancer as cur- able, how can you ask such a world to put away the cure, to go back to the dark days? There was no going back. [33] Um diesem Dilemma zu entgehen brauchen wir eine Technikfol- genabschaetzung *bevor* man wie wild Dinge macht und ausprobiert, denn es gibt kaum einen Weg zurueck. 23) Davit Gabunia: Farben der Nacht [de] Wow! Wie erfrischend! Ungewohnt, seltsam, aber doch auch ir- gendwie bekannt und sich darin wiederfindend. Was hast du, fragt Surab, hast du geweint, ist was pas- siert, und ich weiss nicht, was antworten, ich weiss nicht, wie ich ihm sagen soll, dass etwas geschehen ist, das viel groesser ist, als ich es in Worte fassen koennte -- [34] Ein Geheimtipp. 24) Bertrand Russell: Warum ich kein Christ bin [de] Ich weiss nicht mehr wie ich in dieser Zeit auf Bertrand Russell gekommen bin. Jedenfalls habe ich mehr ueber ihn nachgelesen und dachte dann, dass es sinnvoll waere, tiefer einzusteigen. (Ich kannte davor nur den Essay ``In Praise of Idleness''.) Seine An- sichten zur Religion fand ich besonders interessant, darum habe ich diesen Band mit verschiedenen Texten von ihm zu dem Thema gelesen. Nur wenigen Menschen gelingt es, Religion und Glauben so nuechtern und unspeziell zu betrachten und sich zu fragen, ob das *sinnvoll* ist. Darin finde ich mein eigenes Denken stark wieder. Darum habe ich mit dem Buch viel anfangen koennen. Ich weiss natuerlich, dass intellektuelle Argumente, wie ich sie Ihnen dargelegt habe, nicht das sind, was die Menschen wirklich bewegt. Was sie wirklich veran- lasst, an Gott zu glauben, hat mit intellektuellen Ar- gumenten nichts zu tun. Die meisten Menschen glauben an Gott, weil sie seit ihrer fruehen Kindheit dazu angehalten wurden; das ist der wesentliche Grund. Ein anderer, ausserordentlich wirksamer Grund scheint mir der Wunsch nach Sicherheit zu sein, ein irgendwie beruhigendes Gefuehl, da sei ein grosser Bruder, der auf einen aufpasst. Das spielt eine tiefgreifende Rolle bei der Sehnsucht der Menschen nach einem Glauben an Gott. [35] 25) Virginia Woolf: Zum Leuchtturm [de] Seit mehreren Jahren habe ich jeweils am Ende des Jahresbuecher- rueckblicks geschrieben, dass ich was von Virginia Woolf lesen will. Jahr um Jahr ist es nicht dazu gekommen ... bis jetzt. Diesen Sommer war es soweit, ich habe mir ``Zum Leuchtturm'' vor- genommen, gerade als ich am Meer war. Der Versuch waere fast schief gegangen. Nach fuenfzig Seiten war ich nahe dran das Buch aufzugeben. Ich bin so gar nicht warm dam- it geworden. Ich habe zwar Seite fuer Seite gelesen, aber es ist nichts bei mir angekommen. Zwei Tage lang habe ich mir intensiv ueberlegt, ob ich aufhoeren soll. Letztlich habe ich es wohl vor allem darum nicht getan, weil dann ein zweiter Versuch in den kommenden Jahren umso schwerer gewesen waere und sie ganz abzuhaken war auch keine schoene Vorstellung ... nach all den Jahren der Vorbereitung. So habe ich also weiter gelesen ... und dann, ploetzlich, hat es klick gemacht und ich habe das Buch verstanden. So einen ploet- zlichen Wechsel von voelligem Unverstaendnis zu einer tiefen Beruehrung habe ich bei noch keinem Buch erlebt. Ich kann auch nicht sagen, woran genau es gelegen hat. Vielleicht habe ich mich anfangs nicht genug fuer die Andersartigkeit oeffnen koennen oder ich war mit dem Kopf nicht recht bei der Sache, oder vielleicht hat die Geschichte auch erst eine gewisse Zeit gebraucht, um eine Form zu bekommen, die ich greifen konnte. [36] Wie auch immer, ab da ist das Buch fuer mich erblueht! [...] das sind eben die Opfer, die die Freunde von einem verlangen. Es haette sie gekraenkt, wenn er sich geweigert haette zu kommen. Doch fuer ihn lohnte es sich nicht. Waehrend er seine Hand betrachtete, dachte er, wenn er alleine gewesen waere, waere das Dinner jetzt beinah vorueber; er haette sich ungehindert an die Arbeit machen koennen. Ja, dachte er, es ist eine schreckliche Zeitverschwendung. [...] Wie laeppisch das alles ist, wie langweilig das alles ist, dachte er, verglichen mit jener anderen Angelegenheit -- der Ar- beit. [...] Was war das doch in jedem Falle fuer eine Zeitverschwendung! Dabei, dachte er, gehoert sie zu meinen aeltesten Freunden. Man muss schon sagen, dass ich ihr zutiefst ergeben bin. Doch jetzt, in diesem Au- genblick, bedeutete ihm ihre Gegenwart absolut nichts; ihre Schoenheit bedeutete ihm nichts; wie sie mit dem Kleinen am Fester gesessen hatte -- nichts, nichts. Er wollte nur allein sein und jenes Buch zur Hand nehmen koennen. [37] Diese Gedanken, diese Betrachtungen, die Sicht der Situationen aus den verschiedenen Perspektiven, die so voellig natuerlich wirkenden Selbstverwirklichungsgedanken der Frauen (im Gegensatz zur damaligen und selbst noch heutigen Norm). Es ist eine Betra- chtung von Menschen ... eine so ehrliche und aufrichtige Betra- chtung ... eine so grosse Wertschaetzung jeder einzelnen Person und ihrer Situation. Sie war jedoch nur um Haaresbreite davon gekommen, dachte sie. Sie hatte auf das Tischtuch geblickt, und ihr war blitzartig aufgegangen, dass sie den Baum in die Mitte verruecken wuerde und niemals zu heiraten brauchte, und ein ungeheurer Jubel hatte sie erfuellt. [38] In den Tagebuchauszuegen im Anhang des Buches ist mir die Autorin als Person nahe gekommen. Ich bin voller Begeisterung und Bewun- derung. Aber es ist immer auch die Frage, ob ich diese Phasen von Schwermut vermeiden moechte. Zum Teil sind sie das Resultat eines Rueckzugs auf sich allein; & dass man ein psychologisches Interesse hat, das im gewoehnlichen Zustand von Arbeit & Entspannung fehlt. Diese 9 Wochen lassen einen in tiefe Wasser tauchen; was ein wenig beunruhigend ist, aber sehr interessant. Den ganzen Rest des Jahres ist man damit beschaeftigt (und zu Recht, meine ich), diese sonderbare unermessliche Seele zu zuegeln & unter Kontrolle zu halten. Wenn sie sich jedoch ausweitet, ist man verschreckt & geistesabwesend & truebsinnig, es ist, wie ich mir sage, ungeheuer son- derbar. Es bringt eine Schaerfe mit sich, der ich grosse Bedeutung zumesse, hin & wieder. Man steigt in den Brunnen hinab & nichts schuetzt einen vor dem An- sturm der Wahrheit. Dort unten kann ich weder schreiben noch lesen; ich existiere jedoch. Ich bin. [39] 26) Nino Haratischwili: Juja [de] (Der Titel wird vermutlich ``Schuscha'' gesprochen.) In Berlin habe ich dieses Buch gelesen, das in erster Linie ver- stoerend war: Schwierig und belastend ... aber nicht ohne Quali- taet. Es ist kein Buch, das ich jemandem empfehlen wuerde. Man braucht sicher eine gewisse Stabilitaet, um es zu ertragen und gleichzeitig Verletztheiten, damit es wirken kann. Ich war froh, als ich durch war und staunte gleichzeitig doch auch welche Wir- kung es entwickeln konnte. Waere das Buch schoen, so wuerde es Preise bekommen. Doch wer wuerde ein schreckliches Buch mit literarischer Qualitaet auszeichnen wollen?! 27) Mike Nicol: Payback [de] Nach dem vorigen Buch hatte ich Anfang September einen unkom- plizierten Thriller noetig. Mit diesem Buch fand ich eine gute Geschichte bei der ich zugleich noch einen Eindruck von Suedafri- ka bekam. Der Keramiker, fuer den sie arbeitete, fragte sie: ``Warum machst du Toepfe, wenn so viele reiche Maenner mit dir schlafen wollen?'' ``Weil ich nicht mit ihnen schlafen will -- und mit Ihnen auch nicht'', sagte sie. [40] Das Buch haette mir sehr gut gefallen, wenn eine sprachliche Eigenheit nicht gewesen waere. Ich weiss nicht ob das nur an der Uebersetzung liegt. Marius hat mir das gleiche Phaenomen schon von dem Buch ``Breaking News'' von Frank Schätzing erzaehlt, wo es ihn auch massiv gestoert hatte. Ich bin ja der Meinung, dass man sich an die etablierten Regeln halten sollte, ausser man will mit der Abweichung etwas Bestimmtes bezwecken, und in dem Fall muss man die Nachteile der Abweichung dann in anderer Weise ab- federn. Willkuerliche Abweichungen irritieren dagegen unnoetig und stoeren damit. Sie sollten vermieden werden. So eben auch un- vollstaendige Saetze wie die folgenden, die mir das Lesevergnuegen leider madig gemacht haben: Mace knabberte an den Resten seines Schokoladenueber- zugs, loeste ein angemessen grosses Stueck und nahm es in den Mund. Zerbiss es. Sagte: ``...'' Warum schreibt man da nicht: ``... in den Mund, zerbiss es und sagte: ...'' oder: ``... in den Mund. Er zerbiss es, dann sagte er: ...''? Zum ersten Mal stoert mich eine sprachliche Eigenheit so sehr, dass ich das Buch, so gut es mir sonst gefallen hat, nicht no- chmal lesen will. Wenn ich nochmal etwas von dem Autor lese, was ich durchaus gerne tun wuerde weil mir die Geschichte gefallen hat, dann werde ich das auf Englisch tun (und hoffen, dass der Stil nur der deutschen Uebersetzung zueigen ist). 28) Rodney Mullen: The Mutt [en] In der Zeit habe ich mich viel mit dem Skateboarden beschaeftigt. So bin ich darauf gekommen, die Autobiographie von Rodney Mullen zu lesen. Sie hat interessante Blickwinkel auf sein Leben gewor- fen. Wie so oft und auch in seinem Fall sind es die Aussenseiter und Quereinsteiger, die die Innovation bringen. Gefallen hat mir seine so andere Betrachtungsweise der Dinge. Hier bezueglich des Flatground Ollies, den er eben ``erfunden'' hatte: I was happy that I had solved a problem, but I wasn't that impressed with the trick. It was neat, but it was also sort of boring. To me, it served as a key that opened the door to an unlimited number of new tricks. Now, if I could pop high enough and give myself enough time, I could complete tricks airborne -- and that of- fered a world of opportunity. It was as if I'd been given a whole new perspetive on skating because the plane on which I could skate had now doubled. [41] 29) Lou Berney: November Road [en] Anfang Oktober habe ich dieses Buch angefangen, das ich schon auch deshalb gekauft habe, weil auf dem Cover sowohl Don Winslow als auch Stephen King es als herausragend bezeichnet haben. Das war nicht zu hoch gegriffen. Es ist zwar kein derart gewaltiges Buch wie andere, die ich dieses Jahr gelesen habe, aber es ist eine richtig gute Geschichte, frisch und mit den richtigen Wer- ten. (Maennliche Autoren haben in ihren Buechern ploetzlich ganz andere Frauengestalten und zeigen andere Perspektiven. Das finde ich tolle Schritte in die richtige Richtung.) Hier nun aber kein feministisches Zitat, sondern: You had to believe your own lie. You had to get inside it. Guidry had known a cute little actress once. She was in Hollywood now, a second-fiddle femme fatale on some third-rate TV show. She said once that you couldn't expect to fool the audience if you couldn't fool yourself. [42] 30) Frank Herbert: Der Wuestenplanet [de] Mitte Oktober hatte ich ploetzlich ein riesiges Verlangen nach Science Fiction. Ich hatte mein voriges Buch fertig, stand vor dem Buecherregal, aber alle ungelesenen Buecher waren zu emotion- al oder zu realitaetsbezogen in ihrer Art. Ich dagegen wollte mich einfach nur in ferne Welten stuerzen, fliehen, und mich nicht mit mir selbst beschaeftigen muessen. Aus diesem Beduerfnis heraus habe ich gleich einen ganzen Stapel Science-Fiction- Buecher gekauft -- nie mehr ohne die Moeglichkeit sein muessen, eines aus dem Regal ziehen zu koennen, wenn mir danach waere! Vorgenommen habe ich mir dann ``Dune''. (Ich wollte keine neue Ausgabe, sondern habe bewusst eine aeltere ausgewaehlt. Der deutsche Titel ist dort noch nicht dem englischen Original angeglichen worden.) Eineinhalb Monate habe ich fuer die fast 800 Seiten gebraucht. Toll war das Kennenlernen der Welt und der Situation in der sich alles befindet. Spaeter im Buch war vor allem das Thema Oekologie interessant. Nur mit den Giftumwandlungsritualen und hellseher- ischen Faehigkeiten konnte ich wenig anfangen. Hinten raus hat die Qualitaet der Geschichte etwas abnommen, finde ich. Das lag wohl daran, dass anfangs eine Welt beschrieben worden ist fuer die die Handlung nur Mittel zum Zweck war, spaeter wurde eine Handlung beschrieben, fuer die dann die Welt nur Mittel zum Zweck war. Ersteres war mehr nach meinem Geschmack. Das Buch koennte man auch als eine Geschichte ansehen, die um eine Sammlung von Weisheiten gewoben wurde. Ich war immer wieder erstaunt, wie genau Frank Herbert beobachtet haben muss. ``Sie bat mich, ihr zu erzaehlen, was es bedeutet, zu herrschen'', erklaerte Paul. ``Ich sagte ihr: jemand gibt die Befehle. Und sie erwiderte darauf, ich haette noch sehr viel zu lernen.'' [43] Und: Sie seufzte. ``... Leute gegen ihren Willen zu etwas zu zwingen ist ein zynischer Vorstoss gegen die Menschen- rechte. Es wuerde jeden Betroffenen entwuerdigen. Haette ich ihn dazu *gebracht*, waere das nicht aus seinem eigenen Antrieb geschehen. Es haette alles nach Falschheit gerochen. [44] Oder diese Betrachtung: Wenn das Gesetz und die Pflicht eins sind und vereinigt durch die Religion, wirst Du niemals misstrauisch wer- den und Dich selbst erkennen. Du wirst stets etwas weniger als ein Individuum sein. [45] In der oekologischen Perspektive bietet das Buch auch Qualitae- ten, vielleicht die wertvollsten: Die interessante Frage ist deshalb nicht, wie viele Le- bensformen in diesem System moeglicherweise ueberleben koennen, sondern welcher Art der Existenz jene aus- gesetzt sein werden, die ueberleben. [46] Dort ist es aktueller denn je! ``Was der oekologische Laie nicht weiss'', sagte Kynes, ``ist, dass ein oekologisches System ein System ist. Ein System, das durch staendigen Stabilitaetsfluss aufrecht erhalten wird und nicht funktionieren kann, wenn man auch nur die kleinsten Fakten unberuecksi- chtigt laesst. Ein System beinhaltet eine Ordnung, die in eine bestimmte Richtung fliesst. Unterbricht man diesen Fluss, bricht es zusammen. Der Laie wird diesen Zusammenbruch erst dann wahrnehmen, wenn es bereits zu spaet ist. Darum ist die hoechste Funktion der Oekolo- gie das Verstehen von Konsequenzen. [47] Das bringt die aktuelle oekologische Situation unserer Welt auf den Punkt. Den ganzen Dezember lang lese ich nun schon ``Strong Motion'' von Jonathan Franzen. Von seinem Buch ``Purity'' war ich damals sehr begeistert. ``Strong Motion'' flutscht bislang aber nicht so recht. Das mag allerdings auch an anderen Faktoren liegen: Ich lese oft nur wenige Seiten vor dem Einschlafen. Nach einem Monat bin ich erst halb durch ... ich werde es also noch einige Zeit ins neue Jahr schleppen. -- Das hoert sich schlimm an, dabei ist es nur, dass das Buch nicht flutscht; was die Inhalte angeht, so kann ich nicht klagen. Hier ein kleiner Ausschnitt: ``You've read all these things.'' ``I've been stuck in the library.'' ``And you underline them and put them in folders even when you're not going to get graded on them.'' ``That's right.'' ``Why do you do this?'' ``Why?'' The question seemed almost to offend her. ``Because I'm curious.'' ``You're curious. You do all this stuff because you're curious.'' ``Yes.'' ``There's nothing else in it for you.'' ``Not that I know of.'' ``Just simple curiousity.'' ``How many times do I have to say it?'' [48] Mal sehen was das Buch noch so bieten wird. Nicht aufgelistet sind: - Éduard Louis: ``Im Herzen der Gewalt'', das ich im Oktober nach 63 von 220 Seiten aufgegeben habe. Fuer mich hat es nicht funk- tioniert. - Sempé/Goscinny: ``Der kleine Nick''. - Von Valerian & Veronique habe ich die restlichen Geschichten der Baende die ich habe, gelesen: * Die Insel der Kinder * Die grosse Grenze * Lebende Waffen * Die Kreise der Macht * Am Rande des grossen Nichts * Das Gesetz der Steine * Der Zeitoeffner Am besten von ihnen haben mir ``Lebende Waffen'' und ``Die grosse Grenze'' gefallen, zudem der kreative und sprengende Umgang mit dem Panelformat in ``Die Insel der Kinder''. Die spaeteren Geschichten haben immer wieder tolle Ideen, ueberzeugen mich aber insgesamt nicht so wie die frueheren. Am liebsten von allen habe ich weiterhin ``Botschafter der Schatten''. - Zum ersten Mal habe ich etwas von H. P. Lovecraft gelesen, nachdem Yasmin mich darauf gebracht hat. Konkret waren es die zwei Kurzgeschrichten ``Der Tempel'' und ``Die lauernde Furcht''. Leider tue ich mir insgesamt schwer mit Kurzgeschichten. Sie bieten mir nicht das, was ich beim Lesen suche. Ich kann bei ihnen nicht richtig eintauchen; sie sind vorbei bevor ich in ihnen angekommen bin. Trotzdem was es interessant, etwas von Lovecraft zu lesen. Nicht zuletzt habe ich im Dezember Hoerbucher gehoert. Neben diversen Geschichten aus 1001 Nacht waren es diese zwei: - Jules Verne: ``Reise von der Erde zum Mond'', gesprochen von Walter Niklaus. [49] Was fuer eine grandiose Geschichte! Und diese Satire! J. T. Maston ist einfach der Brueller! :-D Oder die Szene, wo klar wird was die US-Amerikaner und was die Franzosen erfunden haben! Auch wenn die Geschichte mit dem Auftauchen von Ardan schwaecher wird, so war sie doch rundum hoechst amuesant. Ich denke, dass sie als Hoerbuch besser wirkt wie wenn man sie selber liest. Gerne wuerde ich noch die Fortsetzung -- ``Reise um den Mond'' -- hoeren. - Jack London: ``Ruf der Wildnis'', gesprochen von Wolfgang Gerber. [50] Alleine fuer die Idee, die komplette Geschichte aus der Perspektive eines Hundes zu erzaehlen, ohne dass es eine Tiergeschichte waere, muss London gewuerdigt werden. Das daraus resultierende Lese- aeh. Hoer-Erlebnis hatte ich so bislang noch nicht. Das war ein literarischer Geniestreich, den ich bewundere. Vielleicht sollte ich nochmal mehr von Jack London lesen. ``Der Seewolf'' war auch schon super. Die Comics, Kurzgeschichten und Hoerbuecher auslassend, waren es 30,5 Buecher dieses Jahr (nach 37, 30, 28, 16, 22, 33, 26, 13, 15, 21 in den Vorjahren). Das ist ein guter Wert, der recht hoch ist, wenn ich bedenke, dass ich im letzten Jahresdrittel gerade mal 4,5 Buecher gelesen habe; in den ersten zwei Jahresdritteln waren es 12 bzw. 14. 5,5 Buecher waren auf Englisch, die anderen 25 auf Deutsch. Ein Buch war in Fraktur gesetzt. Was die Kategorien angeht, so waren es 18,5 Romane, 5 Sachbuecher, 6 Biographien und 1 Computerbuch ... wobei wie immer die Grenzen oft fliessend sind. Fuer die naechsten Tage habe ich ja noch einen guten Teil von ``Strong Motion'' vor mir. Danach ... hmm ... habe ich mir noch nicht ueberlegt, was ich lesen will. Auch wenn mein Stapel zu lesender Buecher in diesem Jahr wieder angestiegen ist, geniesse ich es gerade, diese Auswahl zu haben. Der am schwierigsten zu findende Nachschub ist normalerweise fuer die Kategorie in die ``Das Labyrinth'', ``Payback'' und ``November Road'' fallen, also etwas intelligentere Thriller (oder wie man sie nennen will); halt Buecher, die nichts mit mir selber zu tun haben aber dennoch genug Substanz haben. Nachdem ich nun ganz frisch ``Masters of Doom'' habe (inspiriert durch Paedu), habe ich einige Lust darauf, dieses zu lesen. Aber es gibt auch noch ein paar andere Buecher, die ich nicht zu lange warten lassen will. Mal sehen, ob ich es schaffe, Stephen Kings ``Shining'' dieses Jahr zu lesen. Wenn ich den Film schon kenne habe ich oft deutlich weniger Motivation, das Buch zu lesen. Da jedoch Stephen King mit der Verfilmung (obgleich sie von Kubrick ist) nicht ganz zufrieden ist, scheint das Buch andere Schwer- punkte oder andere Stimmungen zu haben. Insofern wird es sich wohl schon lohnen, es zu lesen. Auch warten noch ein paar Sach- buecher, zum einen im Bereich Feminismus und zum anderen habe ich eines um das Schiff Erebus und von meinem Papa eines ueber James Cook (mit dem ich mich in letzter Zeit schon beschaeftigt habe). Zudem waere es auch schoen, mal wieder mehr als nur ein oder zwei Computerbuecher zu lesen. Naja, mal sehen. Jedenfalls bin ich sehr zufrieden mit dem diesejaehrigen Buecher- jahr. Es waren mehrere Hochkaraeter dabei und der Rest war auch nicht schlecht. So kann es weiter gehen. :-) [0] S. 255 [1] S. 381 [2] p. 153 [3] https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_killings_by_law_enforcement_officers_in_Germany [4] p. 76 [5] p. 205 [6] S. 85 [7] S. 125 [8] S. 144 [9] S. 227 [10] S. 361 f. [11] S. 439 f. [12] S. 282 [13] S. 294 f. [14] S. 324 [15] S. 574 [16] S. 609 [17] S. 621 [18] Teil 2, S. 56 [19] Teil 2, S. 89 [20] S. 99 [21] S. 132 [22] http://marmaro.de/apov/txt/2021-05-25_coexistenz.txt [23] S. 134 [24] S. 135 [25] S. 152 f. [26] S. 76 [27] S. 137 f. [28] S. 42 [29] S. 216 [30] S. 205 [31] https://de.wikipedia.org/wiki/Geschwister_Bront%C3%AB [32] S. 61 f. [33] S. 257 [34] S. 151 [35] S. 34 [36] http://marmaro.de/apov/txt/2021-08-24_neues.txt [37] S. 139 f. [38] S. 237 [39] S. 306 f. -- Tagebuch; Dienstag, 28. September 1926 [40] S. 41 [41] p. 116 [42] p. 121 [43] S. 54 [44] S. 109 [45] S. 660 [46] S. 793 [47] S. 802 f. [48] p. 159 [49] https://www.gratis-hoerspiele.de/jules-verne-reise-von-der- erde-zum-mond-mdr-kultur-hoerbuch/ [50] https://www.vorleser.net/london_spur_der_wildnis/hoerbuch.html http://marmaro.de/apov/ markus schnalke