2021-11-05 gesellschaftsanalyse Die Welt ist eine Stiftung Ein Kind spielt Monopoly Wir Menschen, insbesondere in unserer westlichen Kultur, haben einen so falschen, naiven und ueberheblichen Blick auf die Welt und uns selbst darin! Unser Grundverstaendnis schon ist verscho- ben ... oder viellleicht besser: verrueckt. Wie ein Kind glauben wir die Welt verstanden und unter Kontrolle zu haben. In unserer grenzenlosen Blindheit glauben wir, es min- destens so gut machen zu koennen wie die Vorgaenge in der Natur ... tatsaechlich glaube wir, wir wuerden die Imperfektion der Na- tur mit all ihren Widrigkeiten aber noch uebertreffen. -- Kann eine Fehleinschaetzung groesser sein als dieses unerschuetter- liche Selbstbild?! Wie grundsaetzlich falsch wir doch liegen! Die industrielle Landwirtschaft gleicht einem Kind, das mit dem Familienunternehmen Monopoly spielt. In keiner Weise haben wir irgendetwas unter Kontrolle. Wir real- isieren nur nicht, dass wir nur Glueck haben. Unsere Erfolge sind nicht unser Verdienst, sondern einseitig betrachtete Ver- schiebungsphaenomene. Auf ganz grundlegende Weise haben wir keine Ahnung und die Dinge nicht verstanden. Die Idee, die Loesung im Ausrotten von Schaedlingen zu sehen und dies anzustreben, ist ... hirnrissig. Sie verdeutlicht unsere verrueckte Vorstellung, uns wuerde die Agrarflaeche gehoeren, wir koennten Landwirschaft nach unseren Regeln betreiben, wir haetten das System unter Kontrolle und koennten es nach Belieben gestalten. Wir rechnen ganz einfach: Die Widrigkeiten (wie Schaedlinge, Krankheiten und das Wetter) reduzieren oder gar eliminieren und alles ist besser. Am liebsten wuerden wir die Natur und all ihre Stoerfaktoren komplett loswer- den. -- Was fuer eine absurde Vorstellung! Realisieren wir nicht, dass sie uns das Leben ermoeglicht?! Eben wie ein Kind, das ein reales Unternehmen nach Monopoly-Vorstellungen fuehrt. Sehen wir denn nicht, dass uns die Natur und damit das Wachsen von Lebensmitteln gar nicht gehoert, sondern wir nur teilhaben duerfen? Wir duerfen Anteil nehmen an diesem System ... uns einen Anteil nehmen. Wie bei einer Stiftung duerfen wir die jaehrlichen Zinsen entnehmen, um von ihnen zu leben, das Stiftungsvermoegen aber ist tabu. Unser Anrecht (wenn man es ueberhaupt so nennen will) umfasst lediglich einen Bruchteil des Ganzen. Fast alles ist ausserhalb unserer Befugnisse. Das haben wir irrwitzigerweise noch nicht verstanden. Leider gibt es keine Eltern, die uns auf die Finger hauen und zurechtweisen, dass das Stiftungsvermoegen nicht angetastet werden darf ... El- tern, die uns klar machen, dass man lediglich so gnaedig ist, uns von den Zinsen leben und mit ihnen wirtschaften zu lassen ... dass das aber bei weitem nicht die ganze Welt ist und wir noch viel zu lernen haben. -- Das alles passiert nicht. Stattdessen strotzen wir nur so vor Arroganz ... Das widert mich sowas von an! Diese Ueberheblichkeit, diese Selbstueberbewertung, diese Ig- noranz, dieser Egoismus ... und diese arrogante Abwertung der- jenigen, die die Lage realistischer erfassen. * * * Wir sind nicht die Besitzer der Welt, sondern hoechstens ihre Verwalter. Land kann man nicht besitzen, man kann sich nur darum kuemmern. Dafuer braucht es zuvorderst ein Verstaendnis von Verantwortung und Selbstverpflichtung. Es sollte nicht heissen: ``Das Fremde wie das Eigene behan- deln.'', sondern: ``Das Eigene wie etwas Anderen Gehoerendes behandeln.'' http://marmaro.de/apov/ markus schnalke