2021-10-03 gesellschaftsanalyse Emanzipation Dich gerne haben Ich glaube, ein weiterer Emanzipationsschritt ist noetig ... ein weiterer Schritt auf mich selbst zu ... und damit leider zugleich weg von den anderen. Dass ich mich dabei von ihnen und ihren Erwartungen wegbewegen muss ist ihr eigenes Verschulden. Sie ha- ben diese Erwartungen und diese Verhaltensweisen aufgebaut und pflegen sie -- eine Umgebung, die mir keinen Raum laesst ... eine Umgebung, die mich in binaere Entscheidungen draengt. Ich wollte diese nicht. Ich habe mich gegen sie gewehrt. Ich wollte keine Sozialsysteme in denen ich mich so hart entscheiden muss und dam- it unweigerlich jemandem weh tun muss: den einen oder den anderen oder mir selbst. Ich will dieses mir von aussen aufgedraengte, mir selbst so widersprechende Sozialsystem nicht laenger auf meine Kosten ab- federn und damit in seiner verletzenden Art weiter am Laufen hal- ten. Ich will mir nicht laenger weh tun. Ich mag mich selbst viel zu sehr. Ich mag das Gute auf der Welt viel zu sehr. Die Richtgroesse sollte sein: Wie sehr kommen die schoenen Seiten der Personen zum Vorschein? Beginnen die Personen zu leuchten, fuehlen sie sich gut, tun sie anderen Gutes? -- Dann laufen die Dinge richtig. Wo sind die Personen in deinem Leben, fuer die du in Ordnung bist, gerade so wie du bist?! Wo sind die Personen bei denen du dich zu 100% wohl fuehlst? ... die dich achten, deine Beduerf- nisse und Eigenheiten beruecksichtigen, dich einfach gerne haben und es schoen finden, dass du gerade so bist wie du nun eben bist. Die Personen, die dazu beitragen, dass du leuchtest -- wo sind sie?! Es ist traurig, wie viele Menschen schlecht miteinander umgehen. Es ist auch traurig, zu sehen, wie sehr die Motive Konkurrenz, Schadensfreude, Neid, Hinterhaeltigkeit, Kampf, Egozentriertheit, Rollenerwartungen & Co. die Medien beherrschen und damit auf uns einwirken. Warum ist es denn ein so grosses Problem, andere so anzunehmen wie sie sind? Manchmal kommt mir das wie eine unmoegliche Aufgabe vor. Dabei sollte es ganz einfach sein: Ein bisschen Empathie und Ruecksichtnahme, dann geht es schon von selbst! ``Ich bin zuhause wo ich sein darf wie ich bin.'' Und: ``Ich bin zuhause wo ich mich nicht erklaeren muss.'' -- Der zweite Satz bringt es wohl noch besser auf den Punkt. Etwas expliziter sagt er: Nicht erklaeren zu muessen warum ich so bin wie ich bin und warum ich mich so verhalte wie ich mich verhalte. Erklaeren muss man nur das was wider die Erwartungen geht. Es ist nicht schlimm das Unbekannte zu erklaeren, wenn es jemanden interessiert, schlimm ist aber wenn man das Unnormale erklaeren muss, um zu erreichen, dass es akzeptiert wird! Alles sollte akzeptiert sein, egal ob es erwartungsgemaess oder irritierend ist. (Je weniger Erwartungen an das Verhalten anderer man hat, desto leichter tut man sich damit und desto offener ist man.) Akzeptanz -- dies ist etwas, das uns beim Aelterwerden abhanden kommt. Kinder haben kein abgeschlossenes Bild der Welt. Sie erle- ben immer wieder Neues. Was fuer einen Sinn haette es, dabei staendig irritiert zu sein und dagegen ankaempfen zu muessen? Ein Interesse am Kennenlernen aus Neugier zu haben ist sehr viel sinnvoller und auch positiver. Es ist ja auch gar nicht so, dass Erwachsene die Welt kennen wuerden. Sie haben sich nur Techniken angeeignet und automa- tisiert, um das Neue gar nicht als solches erkennen zu koennen. Alles darueber hinaus dennoch Irritierende wird entweder abgelehnt oder gezwungen sich zu erklaeren. Manchmal kommt es mir so vor wie wenn die definierende Kraft einer Gesellschaft die Normierung ist -- die also ihr Selbstver- staendnis definiert. Wer ihr nicht entspricht gehoert nicht dazu. Das finde ich schrecklich, weil das so ausschliessend ist. Es ist alles ein Einfachmachen der Welt ... in den Augen der Betrachter, durch das Aufstuelpen von Regeln und Kategorien und durch das Ausblenden und Wahrnehmungsverzerren von allem nicht Einfachen. Wie unpassend das ist fuer die reale Komplexitaet der Welt und ihrer Menschen! Mich in so Umgebungen zu bewegen fuehlt sich schrecklich fuer mich an. Ich vermisse die Differenziertheit. Ich vermisse die Vielschichtigkeit. Ich vermisse die Wertschaetzung jeder einzel- nen Person mit ihrer individuellen Lebensweise, die ihr bedingungslos zugestanden werden sollte. Es tut mir weh, wenn Menschen nicht leuchten. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke