2021-09-28 the real world Zeit miteinander verbringen Reflexion Es ist Ende des Monats. Seit Tagen denke ich, dass ich noch einen zweiten apov-Text schreiben sollte. Lange ist es mir nicht mehr so gegangen. Ich weiss schon gar nicht mehr wann ich zum letzten Mal gedacht habe, dass es bald Ende des Monats ist und ich noch keine zwei Texte geschrieben habe. Irgendwie ist das in letzter Zeit mehr von alleine gelaufen, weniger bewusst. Fuer tiefe inhaltliche Gedanken habe ich keine Zeit und nicht die Ruhe, auch wenn ich die eine oder andere Idee haette, die droht zu verdoerren, statt zu spriessen. Wie ich eben angefangen habe, eine Mail zu schreiben, da ist mir bewusst geworden, dass das Thema allgemeiner ist. Also habe ich die Mail beiseite gelegt, mir Stift und Papier geholt und setze nun tiefer an. Gestern habe ich abends im Auto Beethovens 6. Sinfonie (Pas- torale) gehoert, weil ich das Gefuehl hatte, dass klassische Musik die einzige waere, die ich ertragen koennte. Jetzt hoere ich wieder eine Pastorale Sinfonie, diesmal die von Ralph Vaughan Williams -- ein deutliches Muster. Bilder aus Goethes ``Wahlverwandtschaften'' vor meinen Augen -- wie sie am See spa- zieren -- keine Ahnung wieso. Am liebsten waere ich jetzt in der Natur ... bloss kann ich mir das nicht erlauben (meine ich). Gestern habe ich in der Beschreibung einer Folge eines im Fruehjahr gestarteten Podcasts diese Worte gelesen: Was Anfang des Jahres mit der Idee ``Wir sollten mehr Zeit miteinander verbringen'' startete ... Den weiteren Fortgang des Satzes kann ich mir sparen; die Aussage wird schon so deutlich. An diesen Worten bin ich haengen geblieben. Immer wieder bin ich gedanklich zu ihnen zurueck- gekehrt. Sie haben etwas in mir erklingen lassen. ... Die Idee, mehr Zeit miteinander zu verbringen ... Diese Worte habe ich in die halb angefangene Emailantwort geschrieben. Diese Worte sind auch Inhalt dieses Telefonats, das ich dringend fuehren sollte. Sie druecken aus, was ich immer wieder denke, in verschiedenen Kontexten. Wie stark doch dieser Wunsch danach ist! Wie schoen die Erin- nerungen an Zeiten in denen wir Zeit miteinander verbracht haben ... als unsere Leben sich gegenseitig begleitet haben! Heute dagegen faengt jedes Telefonat mit einem langen Abgleich der Geschehnisse und Entwicklungen seit dem letzten Kontakt an -- ein trauriges Zeichen dass dies der Normalfall geworden ist ... nicht nur in einem Kontakt, sondern in vielen. Ist das nur einfach so in manchen Phasen des Lebens, oder machen wir etwas falsch? Ist es unsere freie Wahl oder muss man die Ten- denzen und Belastungen akzeptieren? Oder ist das alles ein grosser Komplex, in dem es keine einfachen Antworten gibt, wodurch bereits meine unpassenden Fragen zeigen, dass ich es falsch angehe? (Vermutlich letzteres.) Ich suche schon wieder Antworten -- warum? Letzte Woche war ich noch so entspannt, gluecklich und zufrieden. War das Wochenende einfach nur zu viel auf einmal? Liegt es an diesem Gespraech und den Fragen, die es angestossen hat? Oder bin ich schlichtweg muede, weil ich kaum Zeit fuer mich alleine hatte? -- Ich weiss es nicht. Ich spuere nur, dass ich zuerst wieder auf die Bahn kommen muss, bevor ich viel anderes tue. Dabei hatte ich das zum Ausgang der Woche toll geschafft. Ich war so produktiv, so aktiv, hatte so Lust, Dinge zu tun und habe auch so viel hingekriegt. Vielleicht war es dann einfach zu viel oder eben nicht genug Schlaf, nicht genug Erholung oder Zeit fuer mich. Heute ist ein Schneckenhaustag. Dabei ist das Wetter toll. Ich sollte rausgehen. -- Das widerspricht sich. Eigentlich sollte ich noch etwas ganz anderes machen, aber, nunja ... Erst schlafen, dann rausgehen ...? Vielleicht ist das das Beste. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke