2021-05-21 digital life Apple-Zeug ... und es ist genau wie 1984! Freiwillig haette ich mich darauf nicht eingelassen, jetzt aber arbeite ich erzwungenermassen mit Apple-Hardware und MacOS X. Be- geisterung loest das keine bei mir aus. Manches ist schon gut gemacht, aber das Gesamtkonzept ist keinesfalls so durchgaengig wie es vorgibt zu sein. Intuitiv ist es nicht mehr und nicht weniger als Windows. Das zeigt wie fehl am Platz die Idee von In- tuitivitaet bei Software ist. Jetzt koennte ich anfangen Einzelfaelle aufzuzaehlen, wie Dialog- fenster mit langen Listen, die man nicht in der Groesse aendern kann -- die identische Situation wie bei Windows. Oder abgekuerzte Werte in Spalten deren Breite man nicht aendern kann, wenngleich sogar im winzigen Fenster noch Darstellungsplatz ist, von 80% ungenutzter Bildschirmflaeche ganz zu schweigen. Oder ein Dock, das seine Ausmasse aendert und damit jede Idee von Voll- bildfenstern zerstoert ... wobei die Idee von Vollbildfenstern bei MacOS X sowieso grundsaetzlich negiert wird. Sie ist nicht vorgesehen und wird gewissermassen an jeder Stelle bekaempft. (Selbst die Tiling-Window-Manager, die es fuer MacOS X gibt, zeigen noch einen Teil des Desktophintergrunds -- was fuer ein Konzeptwiderspruch!) Auch ein Wechseln mit einer Tastenkombina- tion zwischen allen offenen Fenstern ist nicht moeglich -- das Bedienkonzept sieht dafuer den Weg ueber die Expose-Ansicht vor. Die Tastatur hat auch keine Bild-hoch/runter-Tasten und noch nicht mal eine Entfernen-Taste. Das alles sind konkrete Einzeldinge, die mich stoeren, sie sind jedoch nur die Folgen einer grundsaetzlichen Sache, die mich viel mehr stoert: Es gibt ein vorgegebenes Bedienkonzept (mit u.a. fliegenden Fenstern, Mausbedienung und Touchgesten als zentrales Bedienparadigma ... Fummeln, Wischen, Schubsen an jeder Stelle ... genau so schlecht und begrenzt wie ein realer Schreibtisch voller rumfliegender Blaetter, Ordner und Zeug -- toll, der Com- puter bildet genau das ab was ich davor auch schon hatte ... aber wo ist all das zusaetzliche Potenzial, das er mir bieten koennte?!). Dieses Konzept muss man annehmen, um das System or- dentlich bedienen zu koennen. Es ist nicht vorgesehen in anderer Weise damit zu arbeiten. Unix/Linux ist das Gegenteil davon: Das System ist wie Lego (d.h. wie Lego vor 2000 war), bei dem man aus einer Vielzahl von Kom- ponenten sich etwas zusammenbauen kann, das genau den eigenen Vorstellungen entspricht. Im Mittelpunkt steht dabei der Benutzer und seine Arbeitsweise, nicht aber das System. (So gesehen hat Apple genau dieses 1984 erschaffen, das sie in ihrem beruehmten Werbespot verhindern wollten ... waehrend GNU und Linux die an- dere Welt darstellen.) Wenn jemand keine Ahnung hat und auch keine Vorstellungen von dem was er will, dann mag es ihm vielleicht egal sein, was fuer Ar- beitsweisen ihm aufgezwungen werden. Ich aber habe das Wissen, die Faehigkeit und die Erfahrung, was das passende Bedienkonzept fuer mich ist. Ueber Jahre habe ich es perfektioniert. Ich habe ja sogar meinen Windowmanager ganz nach meinen individuellen Beduerfnissen angepasst. Jetzt aber sitze ich an einem System, das diesen grundlegend widerspricht und auch kein Abweichen zu- laesst. Ich sehe nur die Moeglichkeit der Flucht aus dieser Tyrannei: VM mit einem Unix aufsetzen und nur noch darin arbeiten. Zudem eine ordentliche Tastatur (bezueglich des Tastenangebots und der Hap- tik). ... und am Ende ist alles ein grosser Versuch, das Apple- Zeug, das mir vorgesetzt worden ist, zu umgehen. Und zwar aus dem Grund weil es mich einschraenkt ... einsperrt in eine Welt der Grafik und Touchgestensteuerung, wo ich aber nur Vollbildter- minals (also Text) und reine Tastatursteuerung haben will, weil ich damit am produktivsten bin. Jedes System, das einen vermeintlich perfekten Bedienansatz an- bietet hat das Ziel verfehlt. Es sollte naemlich darum gehen, den Anwender in den Mittelpunkt zu stellen und ihn sein System nach seinen Beduerfnissen anpassen zu lassen. So wie jeder seine Wohnung und seinen Schreibtisch fuer sich passend gestaltet, so muss dieses fuer die Arbeitsumgebung am Computer ebenso gelten. Unix/Linux ist das einzige System, das (noch) diese Moeglichkeit bietet, auch wenn sie dort ebenfalls langsam erodiert. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke