2021-04-15 gesellschaftsanalyse Nachhaltigkeitswidersprueche Wie absurd ist das denn?! Die Widerspruechlichkeit der Welt um mich: Beruflich gesehen ra- ten mir alle, mich mit dem neuen Scheiss zu beschaeftigen. Ich soll auch das tun was alle tun. Ich soll mich anpassen und auch diese Art von kurzsichtiger, vergaenglicher und leis- tungshungriger Software programmieren. Ich soll mir neue Hardware kaufen, um den neuesten Browser ausfuehren zu koennen, um neumo- dische Websites und Videotechnologien nutzen zu koennen. All das soll ich tun, um erfolgreich leben zu koennen und um in dieser Gesellschaft und in dieser Wirtschaftswelt akzeptiert zu sein. Dann lese ich Texte zum Thema Nachhaltigkeit und Empfehlungen in Zeiten der Klimakatastrophe. Diese empfehlen die Hardware laenger zu nutzen. Sie empfehlen weniger Streamingdienste und so Zeugs zu nutzen. Sie empfehlen Kleidung laenger zu tragen, weniger neu zu kaufen, keine Fernurlaube zu machen, usw. Und ich denke: Ja, hur- ra! Da bin ich ja schon! Ich fuehre mein Leben in weiten Teilen schon wie es aus nachhaltiger Sicht sinnvoll ist. Da sollte sich die Gesellschaft doch freuen, oder? Aber nein! Sie freut sich nicht. Ganz im Gegenteil: Sie wertet mich ab wegen genau dieser nachhaltigen Lebensgestaltung. Und sie motiviert mich auch noch massiv dazu, ebenso verschwenderisch zu werden und ebenfalls mitzuhelfen noch mehr Strukturen aufzubauen die unsere Zukunft zerstoeren. -- Wie absurd ist das denn?! Also, nochmal langsam: Wie absurd ist das denn?! Wenn ich mein Leben so gestalte wie es aus Nachhaltigkeitssicht sinnvoll ist, dann nehme ich mir damit meine eigene individuelle Lebensgrundlage (waehrend ich die Lebensgrundlage der Menschheit zu bewahren versuche). Um aber selbst leben zu koennen, wird von mir gefordert, dass ich die Lebensgrundlage der Menschheit zer- stoere ... dass ich auch mit in die allgemeine Zerstoerung ein- stimme ... dass ich meine nachhaltigen Gewohnheiten ablege, um nicht mehr aus dem Rahmen zu fallen. -- Wie absurd ist das denn?! (Es ist ja nicht so, dass es einfach waere, sich spaeter dann wieder mit einer reduzierteren Lebensweise anzufreunden.) Ich weiss gar nicht mehr was ich dazu noch sagen soll. Die Absur- ditaet ist so dominant, dass jede Frage nach Nachvollziehbarkeit und Logik fehl am Platz wirkt. Dabei habe ich all die Jahre versucht, mich an die Logik zu hal- ten. Ich habe mein Beobachten geschaerft und mein Denken entwick- elt. Ich habe anhand der Sinnhaftigkeit bewertet und die Nach- vollziehbarkeit gewaehrleistet. Schrittweise habe ich immer mehr verstanden ... und dachte, dass ich damit der Menschheit wert- voller werde. -- Doch das Gegenteil ist der Fall! Ich muss nun erkennen, dass mein Weg komplett falsch war. Alles daran ist ir- relevant. Nichts daran hat Bedeutung! Es ist nie um Sinnhaftig- keit gegangen. Das Gute fuer die Menschheit war nie das Ziel. -- Tatsaechlich geht es vielmehr darum, lediglich so viel zu ver- stehen, dass man so viel wie moeglich fuer sich selbst rausholen kann; aber bloss nicht zu viel verstehen, um die Idiotie der Sache zu durchschauen. Und bei allem: Bloss keine Skrupel aufkom- men lassen, und niemals nach dem Sinn fragen! Niemals! -- Wie absurd ist das denn?! There's a place you can go when you're empty The older you are and you get If you concentrate you'll catch up But sometimes you have to forget And as the years make hearing hard There's a secret place that I know Take my hand across this blasted land We can listen to them sigh and moan Whisper, ``Come back. Baby, come back.'' ``Come back. Baby, come back.'' Where is your culture? It's been stolen. Where are your ideals? They've been stolen. Where is your language? Gone. Where are your traditions? Robbed. Where is your future? It's been stolen. Who are you now? We don't know. We're nothing now, we are gone But whispered secret voices Who we have already withdrawn We are shadows of what we were [0] [0] Bob Geldof: The Song of the Emergent Nationalist http://marmaro.de/apov/ markus schnalke