2021-02-01 herz und hirn Tiefsee noch immer gleich Es ist kaum zu glauben wie sich seit zehn Jahren nichts geaendert hat. Trotz all der unglaublichen Fortschritte und Entwicklungen ist es genau wie damals: Es sind die gleichen Gedanken, die gleichen Gefuehle. Und nicht erst seit zehn Jahren, sie sind noch aelter. Fast mein halbes Leben. Manches wohl auch mein ganzes Erwachsenenleben lang. Als roter Faden ziehen sie sich durch die Jahre, eine Kon- stante, eine Unveraenderlichkeit, eine Weltachse ... all der Rest ist drumherum angeordnet. Wie kann man nur auf die Idee kommen, dass die Dinge -- meine Dinge -- sich aendern koennten? Natuerlich aendert sich staendig etwas ... und doch bleibt es gleich. Ein Stahltraeger, eine eiserne Strasse, eine Marmorsaeule, ein riesiger Laserstrahl ... geht mitten durch. Alles richtet sich an ihm aus. Er traegt auch das Himmelsgewoelbe. Ist es nicht schlimm, dass sich in zehn Jahren nichts veraendert hat? Dass alles ist wie zuvor ... wie immer? So waren all die Stuerme, die Unwetter und Katastrophen nur ein paar Wellen an der Oberflaeche?! -- Schwer zu glauben. Und doch nicht ganz zu leug- nen. Es ist noch immer das gleiche Meer; es ist noch immer das gleiche Wasser; es ist noch immer tief. Es folgt noch immer den gleichen Gesetzen ... seit so vielen Jahren ... und vermutlich noch lange Zeit weiter. Waere das nicht zu erwarten gewesen? Ich hatte wohl geglaubt, dass die Entwicklungen tiefgreifender gewesen waeren. Aber wahrscheinlich ist nichts tiefgreifend. Egal wie schrecklich das Meer tobt, die Tiefsee bleibt doch voellig unberuehrt. Es ist wohl eine endlose, hoffnungslose Suche. Sie war es in gewisser Weise auch damals schon und wird es wohl auch bleiben. Der Ozean kann hoechstens freundlicher aussehen und damit das Le- ben angenehmer machen. Ueber die Realitaet troestet das nur ober- flaechlich hinweg. Aber auch oberflaechlicher Trost kann manchmal gut tun. Moegli- cherweise macht er es danach jedoch schlimmer: Huete dich vor dem Ekel! Er ist ein weiteres unheil- bares Uebel. Ein Toter ist besser als ein Lebender, der angeekelt ist vom Leben. [0] [0] Bekenntnis eines jungen Zeitgenossen http://marmaro.de/apov/ markus schnalke