2020-09-15 gesellschaftsanalyse Abwertung Warum man Spott und Geringschaetzung vermeiden sollte Meiner Meinung nach ist eine zentrale Komponente einer zwischen- menschlichen Beziehung die gegenseitige Wertschaetzung. Im besten Fall sollte die auf Augenhoehe und balanciert sein, aber die Wertschaetzung ist grundlegender als die Ausgeglichenheit. Gift fuer jede Beziehung sind Spott, Geringschaetzung, Abwertung und Verachtung. Solches Verhalten wirkt nie positiv. Es ist der direkte Ausdruck eines Gefaelles und einer Unwuerdigkeit des An- deren. Ein wenig Gift kann man ertragen, aber es schadet auch dann. Es verletzt. Meiner Meinung nach verhalten sich grundsaetzlich gute Menschen normalerweise nur unbewusst so, sie haben dann ihre Emotionen nicht unter Kontrolle und sind zu wenig reflektiert. Denn Achtung jedem Menschen entgegen zu bringen zeugt von Reflektiertheit, Weisheit und Groesse. Je groesser jemand ist, desto eher wird er anderen (die dann zumeist kleiner sind) mit Achtung begegnen. (Das verhaelt sich wie der Dunning-Kruger-Effekt.) Fehlende Achtung, also Verachtung, ist ein Zeichen von Kleingeistigkeit, Egoperspektivitaet, fehlender Selbstreflexion, oder ein fehlendes Repertoire alternativer Handlungsweisen. Wenn einem an einer Beziehung gelegen ist, so sollte die Abwer- tung des Anderen vermieden werden, da sie die Beziehung ver- giftet. Das liegt an dem Gefaelle, das die Verachtung einbringt, an dem Schmerz und den negativen Gefuehlen fuer den Abgewerteten. Es ist kaum zu erwarten, dass jemand durch Spott motiviert wird sich zu bemuehen und zu verbessern. Falls es passiert, so nur kurzfristig (ebenso wie bei Einschuechterung); langfristig reduz- iert es die Bereitschaft sich dem Spottenden noch zu oeffnen. Gegen Verletzungen baut man Schutzwaelle, zieht sich zurueck, verbarrikadiert sich ... oder greift auch an. Das ist der Anfang vom Ende einer Beziehung. Spott und Verachtung sind das Gegenteil von Einfuehlvermoegen. Ihr Aufkommen ist ein Zeichen fuer (einseitige) Distanz. Es ist bereits eine (einseitige) Kluft entstanden, welche Verstaendigung verhindert. Auch ist Verstaendigung in dem Fall (einseitig) nicht gewollt. Das Verhalten ist ein Zeichen der inneren Haltung. Ich weiss keinen Fall in dem Spott, Verachtung, oder als schwae- chere Form die Geringschaetzung, eine positive Auswirkung haet- ten, ausser vielleicht als starke Erschuetterung. Sie sind stets nur eine Notloesung, ein Zeichen, dass man keinen anderen Weg mehr kennt, um mit der Situation umzugehen. So gesehen sind es finale (Gegen-)Angriffe. Die Frage ist also vielleicht eher: Warum kommt es zu dieser Reaktion? Was war die Vorgeschichte? Spottet also meist der Unterlegene? Wo liegt die Ursache dieses haesslichen Umgangs miteinander? Wie kommt man aus der Situation raus, bevor jemand abgewertet wird? Aus meiner Sicht ist eine fruehzeitige sachliche Kommunikation auf Basis von Selbstreflexion ein guter Weg solche emotionalen und verletzenden Ausbrueche zu vermeiden. Ich sehe darin auch den besten Weg um Schieflagen, die moeglicherweise spaeter den Benachteiligten zur Abwertung draengen damit er nicht erdrueckt wird, fruehzeitig entgegen zu wirken. Sind die Abwertungen passiert, so hilft wohl am besten die Hand- bremse zu ziehen, Abstand zu gewinnen und spaeter bewusst und sachlich die Situation aufzuarbeiten. Emotionale Ausbrueche und alle Arten von Abwertung helfen jeden- falls nicht dabei Loesungen zu finden. Sie koennen nur (in des- truktiver Weise) aufruetteln, um anschliessend in einem konstruk- tiven Prozess ein eingefahrenes Thema bearbeiten zu koennen (und nebenbei den Schaden der Abwertung zu heilen). Als Selbstzweck wirkt Geringschaetzung zerstoererisch. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke