2020-03-16 the real world Widrigkeiten der Welt Konstruktives Verhalten Die Widrigkeiten der Welt anzunehmen ist der Schluessel zum Er- folg. Jack Whites ``Seven Nation Army'' waere vielleicht nie entstan- den, wenn er an dem Problem aufgegeben haette, dass er (als Duo mit Meg am Schlagzeug) nicht gleichzeitig Gitarre und Bass spielen kann. Aber er hat eine Loesung gefunden und einen Welthit gelandet. Von Tony Iommi und den locker gespannten Saiten, die den Sound von Black Sabbath ausmachen, habe ich schon mal geschrieben. [0] Ich will mich nicht wiederholen. Mein Fokus heute liegt auf dem konstruktiven Umgang mit den Widrigkeiten. Zumeist ist die spezifische Zusammenstellung von Widrigkeiten denen man sich gegenueber sieht spezifisch und individuell. Loesungen zum Umgang mit ihnen sind gar nicht unwahrscheinlich einmalig. Diese Besonderheit ist ein Vorteil. Man hebt sich damit ab, geht eigene Wege, oder konfrontiert die Konkurrenz mit Un- bekanntem oder Ungewohntem. Statt eine Rockband aufzugeben, weil man nur zu zweit ist, gilt es, sich zu ueberlegen, wie man auch zu zweit Rockmusik machen kann. Dafuer kann es ja verschiedene Loesungen geben. The White Stripes sind ein Beispiel. Mike Oldfields ``Tubular Bells'' ist ein weiteres. In jedem Fall erfordert der Loesungsweg Out-of- the-Box-Denken und die Offenheit dafuer. Das ist Konstruktivsein: Loesungsorientiertes Verhalten. Das ist der Blick nach vorne. Nicht brutteln sondern ackern! Vor allem geht es um die Sichtweise: Man kann es nicht *trotz* der Widrigkeiten schaffen, sondern die Widrigkeiten *helfen* einem Loesungen zu finden, die zu Vorteilen werden. Man kann im Feldfaustball rumjammern, dass der Platz so uneben ist und der Ball verhuepft, oder sich freuen, dass man auf une- benem Platz besser zurecht kommen wird als die Gegner. Man kann sich aergern, wenn nur wenige im Training sind, oder sich freuen, dass dadurch jeder der Anwesenden mehr Ballkontakte hat. Man kann aussetzen, wenn man sich den rechten Arm verletzt hat, oder mit Links spielen. Man kann es bedauern, dass Multics gescheitert ist, oder Unix entwickeln. Man kann sich aergern, dass man eine duenne SSH-Verbindung hat, in der nicht mal der vi fluessig laeuft, oder die Gelegenheit nutzen, um mit ed zu arbeiten. Man kann neu installieren, wenn man sich die grafische Oberflaeche zerschossen hat, oder man schaut sich um, was textuell und im Framebuffer moeglich ist. Man kann genervt sein, wenn das Auto kaputt ist oder die Spritpreise hoch -- Sie sind immer noch *viel* zu billig! --, oder sich freuen, ueber den Grund das Fahrrad zu benutzen. Fuer viele ist es ein Ende wenn sie mit den Widrigkeiten der Welt konfrontiert sind. Sie werden passiv und schlecht gelaunt. Fuer andere faengt es dort erst richtig an. Woher kommt dieser Unterschied? Ich glaube, es liegt vor allem an der eigenen Weltsicht, an der eigenen Einstellung zu all dem um einen herum, und auch an der Zufriedenheit. Wenn Widrigkeiten nicht als Strafen sondern als spannende Kno- beleien verstanden werden, dann ist man auf dem richtigen Weg. Mir kommt es so vor, wie wenn das alles sehr weit oben in Maslows Beduerfnispyramide verortet waere. Oder in der ostasiatischen Philosophie naeher an der Erleuchtung oder so. Man muss also das eigene Leben schon so weit geregelt haben, dass man offen fuer diese Weltwahrnehmung ist. Dabei ist dieses ``geregelt haben'' aber kein absolutes Mass. Tatsaechlich muss man gar nicht so viel Aeusserliches ``geregelt'' haben, um bereit zu sein. Es haengt mit an der inneren Einstellung. In diesem Sinne ist die ostasiatische Philosophie passender als Maslow. Woher kommt dann aber diese Zufriedenheit, diese Entspannung, die Offenheit, die Sorglosigkeit? Was ich weiss: Sie ist die Quelle von viel Gutem auf der Welt. [0] http://marmaro.de/apov/txt/2018-01-21_style.txt http://marmaro.de/apov/ markus schnalke