2020-03-01 gesellschaftsanalyse Apps sind Teufelszeug viel zu bequem Heute habe ich von einem Projekt erfahren, bei dem uebrig gebliebene Backwaren kurzfristig guenstig verkauft werden und so der Entsorgung entgehen. Die Voraussetzung um teilnehmen zu koen- nen: eine Smartphone-App. Also bin ich ausgeschlossen. Dass ich einen Computer habe -- ungefaehr das Gleiche was auch in jedem Smartphone steckt -- ist egal. Er bringt mir hier nichts. Aus einer abstrakteren technischen Sicht gesehen, haette ich alle Voraussetzungen, um zu ermoeglichen, dass ich an diesem Projekt teilnehmen kann, es sind nur willkuerliche technische Entscheidungen, die mich ausschliessen. Mit Email und dem Web haben wir Technologien, die auf einem stan- dardisierten Datenaustausch basieren, mit der Moeglichkeit beliebige Clients und Server zu programmieren, die diesen Datenaustausch beherrschen. Jeder kann mit einem Client seiner Wahl, auf einem Computer seiner Wahl teilnehmen. Der Client steht dabei unter voller Kontrolle des Nutzers. So sollte es sein. Apps sind anders. Sie basieren auf der Idee, dass proprietaerer Fremdcode in einer passenden Hardware- und Softwareumgebung aus- gefuehrt wird. Die Kontrolle ueber all das liegt beim App- Hersteller. Er kann entscheiden welche Hardware und welche Software-Umgebungen unterstuetzt werden (und wer demnach aus- geschlossen ist). Er kann entscheiden wie der Client aussieht (und schliesst damit beispielsweise Blinde aus, wenn der Client ein grafisches Interface hat). Er erzwingt, dass sein Code auf der Teilnehmer-Hardware laufen muss (und beraubt die Teilnehmer damit ihrer Selbstbestimmung, was diejenigen ausschliesst, die das nicht eingehen). Apps sind Teufelszeug! Gesellschaftlich gesehen sind sie zer- stoererisch. Sie sind kein Fortschritt, sondern ein Rueckschritt. Sie entmuendigen die Buerger. Vor allem gewoehnen sie die Men- schen aber daran, ihre Selbstbestimmung aufzugeben, um von den damit erkauften Vorteilen zu profitieren. Immer wieder frage ich mich, worin der strukturelle Unterschied zum Parteieintritt im Dritten Reich liegt. Ich finde ihn nicht. Unterschiede gibt es in Farbe und Intesitaet, nicht aber in der Struktur. Beidesmal gibt man Selbstbestimmung und Unabhaengigkeit auf, um von Vorteilen zu profitieren. Man schliesst sich einem absolutistischen System an, das Minderheiten und Andersartige ausgrenzt. Mit dem eigenen Eintritt erhoeht man den Druck auf an- dere auch eintreten zu muessen. Man legt Verantwortung ab und be- gibt sich in fremde Haende, die sowohl die Probleme fuer einen Loesen (sagen sie zumindest) als auch Verhaltensvorgaben machen. Die gesellschaftlichen Aspekte sind viel wichtiger als die tech- nischen, die mich auch schon ausreichend stoeren. Das ist keine Frage von Praeferenz. Es gibt ein Richtig und Falsch. Das was hier passiert ist falsch. Nur ist alles viel zu bequem als dass man etwas daran aendern wuerde, oder auch nur darueber nachdenken woellte. Eigentlich stoert mich, dass ich immer wieder verallgemeinern muss ... aber es sind nun eben derzeit vorherrschende Muster, die ueberall auftauchen, egal ob bei Handy-Apps oder bei der Seeno- trettung im Mittelmeer oder Grenzzaeunen oder der fehlenden Nachhaltigkeit beim Konsum oder auch beim politischen Auftreten ganz allgemein. Diese Muster ziehen sich als roter Faden durch unsere Zeit. Was bringt es, dagegen anzukaempfen? Die traege Masse wird einen erdruecken ohne es auch nur zu bemerken. Ich will mich aber distanzieren, von dieser falschen Massen- bewegung, von diesen vorherrschenden Mustern. Ich sehe, dass sie falsch sind (womoeglich gut gewollt, aber nichts desto trotz zum (langfristigen) gesellschaftlichen Schaden), und damit will ich nichts zu tun haben. Es muss besser gehen ... sobald man nur beginnt es zu wollen! http://marmaro.de/apov/ markus schnalke