2020-01-07 herz und hirn Detox Do you, Mister Jones? Zweieinhalb Wochen lang ``Kur''. Ich starte in eine Zeit der Erholung, der Entgiftung ... nachdem ich nun einen Monat lang ``Urlaub'' hatte. Erst die letzten zehn Tage konnte ich wieder Energie gewinnen. Die Zeit davor war belastend. Ich bin nur muede und gleichgueltig. Zu lange dauert der Abloesungsprozess nun schon. ... Gerade ist mir alles egal. Ich bin voellig ausgelaugt. Wie oft habe ich daran gedacht: Ich moechte mich nur an meinen Computer setzen, Kopfhoerer auf, Musik an und dann eine moeglichst stu- pide Arbeit tun. Mit ``stupide'' meine ich an den meisten Tagen keine Idiotenar- beit, die man besser automatisiert, sondern eine Arbeit, die ich komplett unter Kontrolle habe, die nur das Abschreiten eines er- sichtlichen Weges bedeutet ... beispielsweise sowas wie wc(1) in C zu implementieren. Das ist straight-forward. Natuerlich muss man den Code schreiben, aber es gibt keine Herausforderungen. Einfach eine getchar()-Schleife und ein paar if, damit aufsum- mieren, ausgeben, fertig. Oder ein bisschen String-Verarbeitung in sh/sed/awk. Oder offensichtlich schlechten Code ein Stueck verbessern ... diese Art von stupider Arbeit meine ich. Abseits der Computer waere das Holzmachen im Wald so ein Fall: saegen, aufladen, heimbringen. Aber am meisten sehne ich mich nach einem Computerprojekt zum Abtauchen ... die Welt um mich ganz vergessen koennen -- das ist halt selten moeglich. Genau das ist eigentlich der Fluch des Alters: Diese ganzen Anforderungen, die es erfordern, dass man ein Buch ueber Time-Management liest, weil das noetig ist. Warum zur Hoelle ist das noetig!? Frueher war das nicht noetig. Das ist Jugend: Keine Verantwortung zu tragen. Dies ist die Voraussetzung, um Eintauchen zu koennen. Kein Zeitmanagement zu haben und keines zu brauchen. Ganz im Jetzt zu leben, weil das Morgen egal ist. Vielleicht muss man es auch einfach tun. Am ehesten gelingt mir das beim Lesen. Darum lese ich auch so viel. Dort tauche ich ein, vergesse die Realitaet fuer eine Weile ... aber nur stunden-, nicht halbtage- oder gar tageweise. Fuer die naechste Zeit habe ich mir wieder ein groesseres Werk vorgenommen. Ich freue mich darauf. Ja, und die Musik: ... dann noch einmal ``Big Sky'' oder ``Sad Eyed Lady of the Lowlands'' ... oder vielleicht auch ``Wearing the Inside Out'' ... und dann still hinausschleichen ... ``Ballad of a Thin Man'' hat mich in letzter Zeit auch gepackt. Wie immer bei Dylan: Worte und Toene: Because something is happening here But you don't know what it is Do you, Mister Jones? [0] Jedoch fehlt mir meist die innere Ruhe fuer die Musik, fuer die bewusst gehoerte Musik von LP (... auch im Falle eines so ruhelosen Songs wie diesem). Dafuer braeuchte es ein zweites Herz ... ein langsames Atmen ... Stattdessen packt mich Curseofwar (RTS im Terminal mit vi- Steuerung). Ich bin schlecht, kenne die Gewinnfaktoren nicht, das frustriert mich, darum spiele ich es immer wieder. Das ist das 2048-Prinzip. Das hat mich damals auch ein paar Tage gepackt. Es ist erst besser geworden, als ich es durchschaut hatte. Es wuerde helfen, wenn es zu Curseofwar mehr Infos gaebe. Da dies nicht der Fall ist, fuehle ich mich verdammt es spielen zu muessen bis ich es verstehe ... Waere es ein richtiges RTS-Spiel, dann haette mich der Zeitdruck laengst weggeekelt, aber dieses kann ich mit langsamster Geschwindigkeit spielen und zudem Pausieren! Dieser langsame, kontinuierliche Aufbau sagt mir zu ... leider blockiert man sich am Ende ebenso oft wie bei C&C2:AR. Das ist schade. Kontinuierlicher Fortschritt auf dem Pfad der Gewinnstrategie (die schon auch vielseitig sein kann, solange nicht die Zeit entscheidet), das suche ich. Because something is happening here But you don't know what it is Do you, Mister Jones? Detox! Keine Planung! Tag fuer Tag. Aufstehen, lesen, schaffen, koerperlich muede aus dem Fenster schauen ... Keine Ziele, nur sein! Weit weg. In Ruhe und in Gedanken. Do you, Mister Jones? [0] Bob Dylan: Ballad of a Thin Man http://marmaro.de/apov/ markus schnalke