2019-06-02 the real world Gefuehlspornographie nackig In welcher Beziehung stehen die emotionaleren Texte mit mir? Wie real ist die ``real world''? Wieviel Blick in mein Leben ist das? Oder wieviel Ausschnitt davon? Kann ein Kuenstler etwas verarbeiten, das nicht Teil von ihm selbst ist? Hat Stephen King staendig Alptraeume oder begibt er sich aus Vergnuegen in Gefuehlslagen, die er interessant findet? Findet er sie interessant weil sie etwas in ihm widerhallen lassen? Beschaeftigen sich Psychologen mit ihren Patienten oder auch mittels ihrer Patienten mit sich selbst? Ist klar was klar erscheint? Kann das Offensichtliche ueberhaupt verschleiert werden? Wenn dies alles entkoppelt ist, was sagt es dann aus? Voellig Entkoppeltes laesst sich eh nicht schaffen. Aber nehmen wir an, es waere weitgehend entkoppelt, bloss angestossen durch zufael- lige Beobachtungen auf der Strasse ... Schon jede Bewertung fuer beachtenswert oder irrelevant ist eine Aussage. Jede Aktivitaet ist eine Aussage. Wer schafft, oeffnet sich. Wie oft wurde Stephen King als Irrer bezeichnet! Sicherlich besser, dass Kafkas Werk erst nach seinem Tod veroeffentlicht wurde. Welche Aussage hat es fuer seine Person? Da er nicht mehr lebt, ist diese Frage zum Glueck nicht die zentrale Frage, son- dern wurde von anderen Fragen in den Hintergrund gedraengt: Wel- chen literarischen Wert hat sein Werk? Und: Was sagt es ueber *uns* aus! Denn wenn es darum geht, was meine emotionalereren Texte ueber mich aussagen, und man sie eng an mein Leben gekoppelt und dieses umfangreich abdeckend sieht, wie unterscheidet sich das Lesen da- von dann von Gefuehlspornographie? Ich mache mich nackt, ihr schaut genau hin. Beide Seiten kommen auf ihre Kosten ... kostenlos. Tolle Vorstellung ... Das hat die Merkmale von Pornographie ... und es ist eine moe- gliche Weise dies hier zu betrachten. Haengt die Betrachtungsweise von den Inhalten ab? Oder von der Motivation des Schreibers? Oder von der Motivation der Leser? Macht es einen Unterschied, wie Leser das hier lesen? Ist der Unterschied, ob ich mich nackt fuehle oder nicht? Haengt dieses Gefuehl von meiner Intention ab oder von eurer Betra- chtungsweise? Und wenn die Folge waere, dass ich nicht mehr schreiben wuerde ...? Eruebrigt sich die Frage, wenn das alles weitgehend von meinem persoenlichen Leben entkoppelt ist? Oder ist die Leserauffassung die entscheidende Bewertung? (... weil Realitaet in unserer Wahrnehmung entsteht!?) Warum schreibe ich eigentlich ueberhaupt nochmal oeffentlich? (Gefuehls-)Pornographie ist ein ganz schoen heftiges Wort ... man denkt bloss nie darueber nach ... http://marmaro.de/apov/ markus schnalke