2019-04-17 the real world Elektrogeraete Ohne Kuehlschrank Was sind die drei wichtigsten Elektrohaushaltsgeraete? Waschmaschine, Kuehlschrank, ... als drittes vielleicht noch ... hmm. Herd und Backofen muessen nicht elektrisch sein. Oft sind sie gasbetrieben. Auch ein Holzherd ist eine, wenn auch weniger flexible und im Sommer laestige, Alternative. Der Warmwasser- boiler waere eine gar nicht so schlechte Wahl, finde ich. Falls man die Frage weiter fassen wuerde, waere die dritte Wahl klar das elektrische Licht. Die Frage kam auf, als ich mich gefragt habe, auf welche Elektro- geraete ich verzichten kann oder koennte. Der Ausloeser dazu war wiederum, dass ich seit drei Monaten ohne Kuehlschrank lebe. Der Kuehlschrank ist in der Form besonders, dass er eines von wenigen Elektrogeraeten ist, die kontinuierlich laufen und damit auch kontinuierlich Strom verbrauchen. Wenn man den Gesamtstrom- verbrauch reduzieren will, dann faengt man am besten bei den die meiste Zeit laufenden Geraeten an, also dem Kuehlschrank, der Gefriertruhe, WLAN-Router/Telefonanlage, Standby-Geraete. Wie mir bewusst wurde, hatte ich nun drei Monate lang ausser einem WLAN- Router kein anderes solches Geraet im Haushalt ... und das hat mich erstaunlicherweise kaum eingeschraenkt. Was also braucht man wirklich? Ist der Kuehlschrank also gar nicht so wichtig? Die heutzutage wichtigste Elektokomponente ist die Telekommunika- tionsinfrastruktur (Telefon, Computer, Handy), wuerde ich sagen. Es geht schon auch ohne, aber dann gibt man damit seine Verbin- dung zur Gesellschaft auf. Zeitweise, auf einer Berghuette beispielsweise, kann das erholsam sein, auf Dauer trennt man sich dadurch aber von allem modernen Leben und dem Grossteil seiner Freunde und Bekannten. Direkt dahinter folgt das elektrische Licht. Elektrisches Licht macht aus den Abendstunden und dem Winter nutzbare Zeit. Ver- mutlich hat dadurch aber das elektrische Licht, zusammen mit der Unterhaltungselektronik, am meisten zum Stress und der fehlenden Ruhe in unser aller Leben beigetragen. Nun das erste richtige Elektrogeraet: Die Waschmaschine. Meiner Meinung nach ist ihre Wichtigkeit ueber alle Zweifel erhaben. Ohne Waschmaschine will niemand mehr leben. Nicht umsonst war sie eines der ersten Elektrogeraete in vielen Haushalten. Waesche von Hand zu waschen ist eine Muehsal. Allerdings gibt es keine Notwendigkeit, eine eigene Waschmaschine zu besitzen. Sie wird verhaeltnismaessig selten benutzt und man kann ihre Benutzung ganz gut einteilen. Der Zugang zu einer Waschmaschine ist das Entscheidende, nicht ihr Besitz. Sie sollte bloss nicht allzu fern sein und die Zeit waehrend des Waschvorgangs muss sinnvoll nutzbar sein. Dann der Kuehlschrank. Wie machten die Leute das, bevor es Kuehlschraenke gab? Wie habe ich das im letzten viertel Jahr gemacht? In den letzten Monaten war Winter. In meinem Keller hatte es acht Grad. Damit hatte ich letztlich einen riesigen stromlosen Kuehlschrank direkt unter meinen Fuessen. Jetzt hat es dort zehn oder vielleicht auch mal zwoelf Grad. Fuer die meisten Kuehlschrankartikel macht das wenig Unterschied. Butter, Mar- melade, Eier und Gemuese kann man auch bei deutlich hoeheren Tem- peraturen lagern. Bei Fleischwaren muss man aufpassen, da ich da- von aber wenig habe und dann zumeist etwas temperaturunemp- findliches wie Salami, ist das fuer mich auch kein Problem. Mil- chprodukte sind bei mir die groesste Schwierigkeit. Hartkaese ist unempfindlich, Butter, wie gesagt, auch. Joghurt gab's frueher hierzulande schlichtweg nicht. Den haette ich schon gerne kuehl genug gelagert. Milch ist im Falle von H-Milch unproblematisch. Bei frischer Milch laesst sich das ueber eine lokale Quelle loesen, so dass ich sie nicht lange lagern muss. Der Wert des Kuehlschranks ist ja gerade die Lagerung ueber laengere Zeit. Wer stets nur kurz lagern muss, braucht keinen Kuehlschrank, d.h. keinen so kuehlen Ort. Ein paar Grad mehr ver- kuerzen halt die Haltbarkeitsdauer. Die Frage ist also, ob man damit leben kann. Natuerlich ist auch das Vorhandensein eines ausreichend kalten Kellers noetig. Darueber hinaus ist der Kuehlschrank in der Kueche vor allem ein Bequemlichkeitsfaktor, indem er die Artikel direkt zugreifbar vorhaelt und den Gang in den Keller spart. Wer mehr kocht und backt als ich (oder im x-ten Obergeschoss wohnt), wird diesen Aspekt hoeher gewichten. Ich fand es erstaunlich, wie problemlos es fuer mich war, ueber laengere Zeit komplett ohne Kuehlschrank auszukommen. Nun gut, es war noch nicht Sommer. Da sieht das dann vermutlich nochmal anders aus. Wohingegen der Kuehlschrank aus meiner neugewonnenen Perspektive mehr ein Bequemlichkeitsgeraet ist (einen kalten Keller voraus- gesetzt), bietet die Gefriertruhe echten Mehrwert den man anders nicht haette. Sie kann die Zeitspanne zwischen Zugang von Le- bensmitteln und ihrem Verbrauch naemlich ueber Saisonen hinweg dehnen. Das ist eine grossartige Leistung, das ist echte Haltbar- machung. ... allerdings nur noch relevant, wenn man eigene Er- traege z.B. aus dem Garten hat. Einfache Einkaufsmoeglichkeiten machen die Gefriertruhe grossteils unnoetig. Nun, auf die Tiefkuehlpizza, auf Eis zuhause und ein hin und wieder eingefrorenes halbes Brot muss man dann halt verzichten. Die Wichtigkeit von Elektrogeraeten laesst sich zumeist daran ablesen, wann sie ihren Einzug in die Haushalte gehalten haben. Dunstabzugshauben sind beispielsweise reiner Luxus. Staubsauger sind zwar nuetzlich aber nicht noetig. Eine Kuechenmaschine kann zwar auch ersetzt werden, aber man sollte mal von Hand Eiweiss steif schlagen oder einen Teig kneten, dann erkennt man schnell ihre Vorteile. Manche Geraete, wie einen Waeschetrockner oder das Buegeleisen z.B., habe ich gar nicht erst erwaehnt, auch die Spuelmaschine, die ich persoenlich in den meisten Faellen unnoetig finde. Nun gut, an ihr werden sich die Geister scheiden. Sie spart Zeit, klar, der Wasserverbrauch kann beim von Hand Spuelen aber einfach durch die passende Technik reduziert werden. Der Mensch kann viel flexibler auf die individuelle Verschmutzung reagieren als eine pauschal arbeitende Spuelmaschine. Ausserdem ist Spuelen entspan- nend und bringt Ruhe in den Alltag. ... wenn ich es mir so ueber- lege: Vielleicht sollten wir dann ja doch von Hand waschen ... ;-) http://marmaro.de/apov/ markus schnalke