2019-01-16 the real world Lehre der Wirtschaft Strategisches Handeln Der Wirtschaftsteil meines Studiums war nicht vergeudet! Ich habe zuerst Wirtschaftsinformatik (halb-halb) studiert, bevor ich mich ganz der ``richtigen'' Informatik gewidmet habe. Damals war ich froh, das Wirtschaftszeug hinter mir lassen zu koennen. In den Folgejahren habe ich zwar die Wirtschaftsgrundlagen immer wieder brauchen koennen, war aber dennoch froh, dass diese Zeit hinter mir lag. Nun erkenne ich zunehmend den wirklichen Wert dieses Studiumteils. In erster Linie geht es um Blickwinkel, um Betrachtungsweisen, um Gedankenmodelle und um das Erkennenkoennen. Das ist es, was ich dort wirklich gelernt habe: Ich erkenne, kann greifen und benen- nen, was anderen verborgen bleibt. In der Informatik ist das na- tuerlich auch der Fall, aber das ist ja zu erwarten. Die umgerechnet drei vollen Semester Wirtschaftsrundumschlag haben mich aber auch in Businessdingen dazu befaehigt. Es bedarf eines planvollen strategischen Handelns! Man braucht einen Plan -- ihn zu haben ist wichtiger als seine Qualitaet. Man braucht ein Verstaendnis von Marktprozessen, von Pro- jektdynamiken, von Teamentwicklung, von menschlichen Faktoren und dergleichen. Ebenso braucht man ein Verstaendnis von traegen Prozessen, verzoegerten Ursache-Wirkung-Zusammenhaengen also, -- das ist ein grosses Defizit, wie mir scheint. Insgesamt braucht man ein umfassendes Bild, eine ganzheitliche Betrachtungsweise. Dies alles kann die Wirtschaft einen lehren. Ich koennte nun bei Teams und Communities weitermachen. Darueber kann einen die Free-Software-Welt viel lehren. Wichtiger erscheint mir hier aber das grosse Bild zu sein: strategisches Handeln. Man braucht ein realistisches Bild vom Jetzt und einen realis- tischen Weg in eine angestrebte Zukunft vor Augen. Das sind drei Dringe: Wo stehen wir jetzt? Wo wollen wir hin? Wie haben wir vor dorthin zu kommen? Diese Informationen sind zentral fuer ein Pro- jekt. Sie muessen jedem Beteiligten bekannt sein. (Wie soll man sonst pruefen koennen, ob Entwicklungen passend oder abweichend sind? Wie soll man sonst wissen, wie man sich angemessen verhal- ten soll?) Neben den vielen kleinen Korrekturen im Alltag sind auch strategische Weichenstellungen wichtig. Diese muessen fruehzeitig getaetigt werden, also nicht erst wenn man sich spuerbar vom Ziel entfernt, sondern vorausschauend. All dies erfordert umfassende Faehigkeiten, Wissen und Erfahrung ... die nicht vom Himmel fallen. Es ist sowohl wichtig, dass die Projektleitung darueber verfuegt, als auch, dass sie das Team in diesen Prozessen mitnimmt. Die (aktive oder passive) Geheimhal- tung der strategischen Planung ist fast so schlimm wie wenn man keine haette ... wobei die Geheimhaltung dem Team gegenueber die Beziehung vergiftet. (Das ist auch ein traeger Prozess: kurzfristige Vorteile, deren Preis erst spaeter sichtbar wird.) http://marmaro.de/apov/ markus schnalke