2018-10-30 the real world Beruf und Job Sein und Sinn Frueher gabe es Berufe; heute dreht sich alles um Jobs. Der Metzger, der Baecker, der Schmid, der Schuhmacher, der Muell- er ... sie alle lebten ihren Beruf, sogar in einem Masse, dass er zu ihren Namen wurde. Der Beruf ist ein Teil des Seins. Man kann ihn nicht zum Feierabend ablegen. Er gehoert fest zu einem. Ganz anders ein Job. Der beschreibt eine Taetigkeit, die man fuer gewisse Zeiten ausfuehrt. Der Job ist etwas Entkoppeltes, etwas Zeitweiliges, etwas Austauschbares. Jobs kann man wechseln, Berufe dagegen kaum. Was also bin ich und was mache ich? Ich bin ein Informatiker, das ist sicher. Meine Informatik endet nicht zum Feierabend, sie durchdringt mein ganzes Leben. Ich kann sie nicht ablegen. Sie ist mein Beruf, egal was ich tue. Ebenso bin ich Denker ... bloss ist das etwas unspezifisch. Den- noch glaube ich, dass das fuer mich mehr mit einem Beruf zu tun hat als mit einer Charaktereigenschaft. Auch abseits der Informa- tik koennte ich ``hauptberuflich'' Denker sein. Vor allem bin ich aber ein Informatik-Denker, oder Denk-Informatiker, sozusagen als Untergruppe der Informatiker. Mein Job ist derzeit in einer Neufindungsphase. Es ist nicht ganz klar, in welche Richtung es gehen soll oder wird. Ich komme zu dem Schluss, dass nicht Jobs gluecklich machen, son- dern Berufe. Folglich muss ich schauen, dass ich das tue was ich bin. Es gibt aber auch die Perspektive des Projekts bzw. des Teams, die sich zwangslaeufig auch auf mich auswirkt, denn eine Taetig- keit ohne Sinn ist inakzeptabel. Wenn ein Schiff keinen besseren Steuermann hat, als den Maschin- isten, dann ist die Frage, ob er nicht steuern sollte, statt seine Maschine perfekt in Schuss zu halten. Was bringt die beste Maschinenleistung, wenn der Kurs nicht stimmt? Warum haelt der Maschinist seinen Motor in Schuss? Doch nicht nur aus Selbstzweck. (Das mag ein Aspekt sein, der sich aber IMO nicht auf Dauer aufrecht erhalten laesst. Ihm fehlt eben der Sinn.) Die Maschine muss gepflegt sein, um eine optimale Ueberfahrt zu er- moeglichen. Ist die Maschine perfekt gepflegt, es hapert aber an groesseren Defiziten, dann glueckt die gute Ueberfahrt auch nicht. Dann kann der Maschinist, trotz perfekter Arbeit, nicht zufrieden sein. Indem er aber die Navigation uebernehmen und seine Maschine dem Hilfsmaschinisten ueberlassen wuerde, wuerde wohl ein besseres Gesamtergebnis dabei rauskommen. Damit wird er wohl am Ende auch zufriedener sein ... zufriedener als wenn mit perfekt gepflegter Maschine die Ueberfahrt misslingt. Es ist also beides relevant: Das was man ist und das was man beitragen kann. Gluecks- und Zufriedenheitsfaktoren sind beide, in Kombination: Etwas zu sein statt nur etwas zu tun, und zum groesseren Ganzen etwas Wichtiges beizutragen, damit die Arbeit Sinn macht. Man kann nicht aufbluehen wenn man auf Dauer nur einen Job macht. Nein, man muss etwas sein oder werden! Man kann auch nicht aufbluehen, wenn man nur losgeloest, nur zum Selbstzweck arbeitet. Nein, man muss fuer ein groesseres Ziel ar- beiten. Sein und Sinn! Beruf! In einer Gemeinschaft (im Sinne von Team). Fuer ein groesseres Ziel. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke