2018-07-18 the real world Qualitaetsarbeit Es ist nicht einfach! Arbeit muss ordentlich gemacht werden. Was fuer eine Belastung es fuer mich ist, wenn ich fuenfzehn gleichartige zu bearbeitende Punkte aufgebe, dann aber nur zwoelf erledigt sind, wenn ich sie kontrolliere! Nicht nur, dass ich bei so einem Arbeitsverhalten immer alles kontrollieren muss, ich muss auch noch einen Weg fin- den, die Defizite auf eine Weise rueckzumelden, dass der Arbeiter sein Gesicht wahren kann. Wenn diese Situation der Standardfall ist, dann wundert es mich nicht, wenn Chefs hart werden. Ich will, dass Arbeit ordentlich gemacht wird. Ich will, dass Ausfuehrende ihren Kopf einschalten und die naheliegenden Pruefungen gleich selber durchfuehren. Sie sollen aktiv schauen was getan werden sollte, was Sinn macht. Sie sollen sich fragen, was andere vermutlich denken koennten und diese Gedanken vorweg nehmen. Es muss eine Selbstkontrolle vorhanden sein. Schlechte Mitarbeiter, also welche die ihren Chefs zusaetzliche Arbeit bescheren, sind am wertvollsten wenn sie gar nicht da sind! So traurig das ist, aber sie schiessen sich selber ab. Sie erzwingen regelrecht den Aufbau von Hierarchie, von Haerte, von Kontrolle -- alles Dinge, die ich vermeiden will. Aber Team und Kooperation funktioniert nur wenn alle mitspielen. Die Qualitaet von Arbeitern ist hochgradig erfolgsbeeinflussend. Dabei ist Qualitaet selten einfach messbar. Sie haengt nicht an Abschluessen, nicht an bescheinigten Fachfaehigkeiten. Sie haengt an der Persoenlichkeit, an Soft-Skills. Wenn ich nun produktiver bin, wenn ich keine Arbeit mehr dele- giere, sondern sie einfach direkt selber mache, weil ich mir dam- it das Erklaeren, das Drandenken, die Kontrolle, die Nach- besserungen, die erneute Kontrolle, usw. sparen kann ... was dann? Der Arbeiter, dem ich dann keine Arbeit mehr gebe, und der sich von selber keine mehrwertschaffende Arbeit sucht, verursacht nur Kosten, er ist nur Last. Falls es sich nicht um eine tem- poraere Phase handelt, falls nicht zu erkennen ist, dass er sich in einem Lernprozess befindet, dann sollte man ihn schnellstmoe- glich loswerden. Wenn ich von Wertschoepfung rede, dann sehe ich das mit einem grossen Blickwinkel. Es muss nicht direkte Programmierleistung sein, die jemand beitraegt, da gibt es noch viel mehr. Nehmen wir einen Clown im Team, der selber wenig programmiert, aber die Stimmung hebt und damit die anderen im Team produktiver macht, der ist durchaus wertschoepfend. Das Team ist besser mit ihm als ohne ihn. Dafuer kann man auch bei begrenzter Teamgroesse ruhig einen Platz investieren. Das habe ich sehr wohl im Blick. Mir geht es um die Faelle, bei denen auch das nicht vorhanden ist. Dann bleibt nur noch die Wohltaetigkeit, die man aber nicht nur mit reduziertem Projekterfolg bezahlt, sondern auch mit Demo- tivation oder gar der Flucht der faehigen Mitarbeiter. Dann wird die Wohltaetigkeit sehr teuer. Wie loest man solche Probleme ``sozialvertraeglich''? Ich habe keine Ahnung. Darum will ich auch kein Vorgesetzter sein. Ich will einfach meine eigene Arbeit mit hoher Qualitaet erledigen. Ich will aber nicht mit solchen Personenproblemen umgehen muessen. Da liegen nicht meine fachlichen Staerken. Das habe ich weder studiert noch interessiere ich mich dafuer. Dafuer braucht man Spezialisten, Personen, die mit Menschen umgehen koennen, die Teams verwalten koennen. Das ist Management und Fuehrung, nicht aber mein Fachgebiet. Ich glaube (und habe das auch vielfach zurueckgemeldet bekommen), dass ich hohe fachliche Faehigkeiten habe. Mit mir kann man nach vorne denken und arbeiten. Alternativ kann man mit mir auch das Bestehende auf eine hoehere Qualitaetsebene heben. Man kann mit mir auch Katastrophen aufarbeiten. Ich bin auch gerne bereit, meine Kompetenz zu nutzen, um Anfaengern hochwertige Entwick- lungshilfe zu bieten -- falls diese Investition es wert zu sein scheint. Ich kann all das tun -- jedes davon --, aber nicht alles auf einmal. Ich kann beispielsweise nicht gleichzeitig Nachhilfe leisten und nach vorne denken. Und schon gar nicht kann ich parallel zu der fachlichen Arbeit auch noch Teamprobleme loesen. Vielleicht kann ich auch einfach nicht mehreres gleichzeitig. Vielleicht kann ich das deshalb nicht, weil ich mich in das, was ich gerade tue, voll vertiefen muss, um dort gute Arbeit leisten zu koennen. Und dann bin ich halt auch nur ein Mensch, der seine eigenen Beduerfnisse hat. Ich moechte mit faehigen Personen Wichtiges schaffen. Ich moechte inmitten von faehigen Informatikern gute Software entwickeln. Ich moechte lernen und lehren, um gemeinsam im Team zu wachsen. Ich moechte helfen und Hilfe bekommen. Ich moechte die Welt verbessern, etwas Sinnhaftes tun. Ich moechte stark sein und ich moechte schwach sein koennen. Ich moechte meine Staerken einbringen und meine Schwaechen durch die Staerken anderer ausgeglichen wissen. Ich moechte verstanden sein und ver- stehen koennen. Ich moechte mein Team gern haben. Ich bin gutmuetig und gleichzeitig anspruchsvoll. Ich kann nicht anders, als mich an Dijkstra zu halten: Raise your quality standards as high as you can live with, avoid wasting your time on routine problems, and always try to work as closely as possible at the boun- dary of your abilities. Do this, because it is the only way of discovering how that boundary should be moved forward. [0] Ich bin faehig und motiviert, meine Grenzen weiter zu schieben. If you are pretty sure that in a certain area you will do a better job than anyone else, please do it in com- plete devotion [...] [1] ... auch zulasten unfaehiger Kollegen? [0] EWD 637 [1] EWD 637 http://marmaro.de/apov/ markus schnalke