2017-11-19 gesellschaftsanalyse Mich selbst sein Mich fallen lassen Freunde zu besuchen finde ich zunehmend anstrengender. Nicht weil ich mit dem Schlafsack auf dem Boden schlafe -- das wird mir noch viele Jahre nichts ausmachen. Nein, wegen der Erwartungshaltung, wegen Umgangsformen und dem ``Normal''. Am staerksten aeussert sich das fuer mich beim Essen, aber es gibt auch andere Bereiche, in denen das auftritt. Ich kann nicht sagen, dass die Anderen daran schuld waeren, ich habe meinen Teil schliesslich selber in der Hand. In erster Linie fuehle ich mich nicht frei einfach ich selbst zu sein. Selbst bei besseren Freunden faellt mir das regelmaessig schwer. Vermutlich liegt es hauptsaechlich daran, dass ich sehe dass sie anders sind und ich ein Beduerfnis habe, mich ihnen anzupassen, nicht zu oft rauszufallen, insbesondere nicht in den Bereichen, in denen ich mich erfahrungsgemaess Angriffen und Diskussionen aussetze. Meine Essgewohnheiten sind die eines Kindes. Ich kenne keinen einzigen Erwachsenen, und schon gar keinen aufgeschlossenen, so- zialen Erwachsenen, der aehnlich essen wuerde wie ich. Immer wieder sehe ich mich mit gegensaetzlichen Ansichten dazu konfron- tiert. Immer wieder wird -- auch von Freunden -- meine Le- bensweise diesbezueglich in Frage gestellt ... und das schon wenn ich nur Teile davon preisgebe. Ich habe keine Lust mit diesen Si- tuationen umgehen zu muessen. Sie belasten mich. Mich belastet aber ebenso, mich anzupassen, die Kompromisse zu eroertern, manches zu ertragen und v.a. nicht ganz ich selbst sein zu koen- nen. Nur bei einer Person und grossteils bei meiner Familie kann ich ich selbst sein, ohne das Gefuehl zu haben, mich irgendwelchen Normen und Erwartungen anpassen zu muessen. Bei den meisten Freunden sind es nur bestimmte Zeiten oder Situationen, in denen ich mich fallen lassen und wirklich entspannen kann. Darum ist fuer mich die Zeit alleine so wichtig: In ihr stellen sich fuer mich all diese Fragen nicht; dann kann ich mich erholen. Manchmal denke ich, ich muesste bloss meine Beduerfnisse und Wuensche klarer aeussern und einfordern. Einerseits entspricht mir das aber nicht, ich tue das auch sonst nicht (und das wirkt positiv), andererseits schiebe ich das Problem aber auch vor mir her ... ich vermeide das aktive Unangenehme zugunsten des pas- siven Unangenehmen. Gut fuehlt sich das aber auch nicht an. Es ist schade, dass ich auch bei guten Freunden hin und wieder angespannt bin ... dass ich mich ihnen nicht weiter oeffnen kann. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke