2016-12-27 gesellschaftsanalyse Machtsicherung Im Grossen und im Kleinen Es ist schlimm wenn sich Regierungen gegenueber dem Volk ein- mauern. Wenn moeglicherweise unangenehme Verbrechen nicht aufgek- laert sondern totgeschwiegen werden. Wenn Verzoegerungs- und Ablenkungstaktiken eingesetzt werden. Wenn es nur darum geht, die eigene Position zu sichern, aus welchen Gruenden auch immer. Dieses ``aus welchen Gruenden auch immer'' ist interessant, denn gibt es nicht auch Gruende die es rechtfertigen seine Macht zu festigen? Wenn Trump verkuendet, die USA muessten ihre nuklearen Faehig- keiten erheblich verstaerken, bis die Welt in Sachen Atomwaffen zur Vernunft kommen wuerde, dann ist das keinesfalls angemessen ... wenngleich aus seiner Sicht vielleicht schon. Und darum geht es: Vielleicht sind humanistische(re) Ziele auch keine ausreichende Rechtfertigung fuer die Machtsicherung. Ich muss mir entweder das Privileg heraus nehmen, dass meine Werte absolut besser sind als die mancher anderen (Was mich doch sehr an die Frage der einzig wahren Religion erinnert.) oder ich gestehe den anderen eine ebenso gewichtige Meinung wie meine eigene zu. Wenn ich fuer mich die Absolutheit beanspruche, dann werden das die anderen ebenso tun. Die Folge dessen kann nur Kon- flikt sein. Wenn ich dagegen deren Meinung anerkenne (und sie meine ebenso anerkennen), dann kann das nur dazu fuehren, dass ich meine eigenen Werte hinterfragen und deren Werte zum Teil zu- lassen muss. -- Ein schwieriges Thema wenn es um die Grundansi- chten zum Leben geht. Schwierig ist auch die Grenze, ab wo die Korruption beginnt. Im Grossen ist sie so einfach zu erkennen, im Kleinen aber, bei sich selbst, schleicht sie sich nur zu leicht ein, ohne dass wir sie bemerken. Macht ist eine allgemeine Situation, die nicht nur in der Politik vorkommt. Es gibt sie ebenfalls als Informationsvorsprung in Kleingruppen oder als bessere Ausgangsposition in einem Streit- gespraech. Diese Macht auszunutzen um sie selbst zu sichern ist immer kritisch. Das betrifft den Fall wenn man das Gemeinwohl zum Ziel hat ebenso. Denn was ist das Gemeinwohl? Das was die Mehrheit will. Das was der Mehrheit gut tut. Ich nehme mir also heraus, besser zu wissen was den anderen gut tut als die es selbst wissen. Folglich muss es auch andere geben, die besser wissen was mir gut tut als ich das selbst weiss. (Diese Konse- quenzschritte muss man gehen!) Man wird sich also entscheiden muessen, ob man die anderen als gleichwertig ansieht oder ob man sich durch die eigene Machtposition als etwas besseres ansieht. Nimmt man die anderen fuer voll, dann muss man ihnen so begegnen wie man es sich umgekehrt wuenschen wuerde, und das wird in fast jedem Fall Transparenz und Integritaet bedeuten. Wenn ich selbst nun aber in einem Projekt nicht transparent und auch nicht vollstaendig integer agiere, wenn von der Seite auf der ich stehe Macht gesichert wird (wenn auch mit dem Ziel des Gemeinwohls), wenn wir uns nicht gerade im Kampf befinden (wo Derartiges temporaer notwendig sein kann) ... dann kann ich das nicht gut finden. Wir verhindern das Potenzial schoepferischer Zerstoerung (oder besser: Umgestaltung) indem wir unsere Schwae- chen mittels unserer Machtposition zu verstecken versuchen. Wir spielen benevolent Dictator, sollten fuer das groesste Gemeinwohl aber besser als benevolent Mediator auftreten. Es waere besser, gemeinsam das meiste herauszuholen, statt das nur mit der Ein- schraenkung zu tun, dass die eigene Position gesichert bleibt. Wenn andere etwas besser koennen, dann sollte man es ihnen nicht verwehren. Das bringt mich (nicht zum ersten Mal) zu der Frage, ob das gewuenschte selbstlose Agieren nicht bloss den Starken vorenthal- ten ist. Die Schwachen werden in so einem System stets von den Starken uebertrumpft werden. Nur die Besten werden die noetige Transparenz bieten und dennoch bestehen koennen. Die Schwachen werden bei genuegend Transparenz chancenlos sein. Wo hat da dann der soziale Gedanke noch seinen Platz? http://marmaro.de/apov/ markus schnalke