2016-04-27 digital life Schaedlicher Kult Entgegen dem eigenen Ziel Nach ein paar Wochen Pause habe ich jetzt wieder begonnen in ``Clean Code'' weiterzulesen. Die Lesepause ruehrte auch von einer gewissen Unzufriedenheit mit dem Buch her. Es ist so, dass ich den allermeisten Aussagen des Buches zustimme. Ebenso und noch wichtiger, ich finde auch seine Grundhaltung im Bezug auf Code und das Programmieren gut und wichtig. Aber ich stoere mich zunehmend an diesem Kult, der staendig mitschwingt. Der Begriff ``Uncle Bob'' ist ein Ausdruck dessen. Ich finde das schrecklich. Dies ist aber keine rein emotionale Bewertung sondern eine sachliche. Ich habe das Gefuehl, dass hier gerne ein Kult geschaffen wird ... und dass die Programmiercommunity ihm nur zu gerne anhaengt. Dabei fuehrt das gerade in die falsche Richtung, denn Kult ist eine Form des Nicht-Denkens. Kult ist blindes Hinterherlaufen. Eigentlich wollen Ideen wie ``Clean Code'', Test-Driven Develop- ment, Agile Development, etc. aber gerade das Selbstdenken for- dern. Jeder Kultfaktor, der entsteht, schadet deren eigentlichem Ziel. Dieser Kult ist absurd und sollte bekaempft werden. Die eigentliche Antwort ist naemlich: Es gibt keine einfachen Antworten; Es gibt keine blind befolgbaren Loesungswege; Es hilft nur, sich selber dem Problem zu stellen und selber zu denken; Es hilft nur Anstrengung. So tue ich mir weiterhin schwer damit, laenger in ``Clean Code'' zu lesen. Trotz all der wichtigen und spannenden Themen nervt mich der mitschwingende Kult nach kurzer Zeit schon zu sehr. Kom- isch, bei Kernighan ist mir das noch nie passiert, und ich behaupte, dass ich auch jede seiner Aussagen kritisch analysiere. Wahrscheinlich ist da einfach weniger Selbstbeweihraeucherung da- bei. Man muss mal ``Clean Code'' (2009) mit ``The Practice of Program- ming'' (1999) vergleichen. Erstes hat viel von einer Populaerfas- sung des Zweiten. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke