2016-01-05 the real world Buecher 2015 Was ich gelesen habe Ein weiteres Jahr ist vergangen. Dieses war literarisch gut gefuellt. Hier ist der Rueckblick. 1) John Grisham: Die Akte [de] Von dieser Schnelllesesession gleich zu Beginn des Jahres habe ich bereits im letztjaehrigen Rueckblick geschrieben. Man sollte nicht zu oft Buecher so schnell lesen, es bleibt einfach zu wenig davon haengen. Andererseits kann man sie dann frueher erneut lesen. ;-) 2) Scott Rosenberg: Dreaming in Code [en] Dies ist das fuer Nichtprogrammierer verstaendlichste Buch ueber Softwareprojekte, das ich kenne. Gleichzeitig ist es fuer Pro- grammierer eines der lehrreichsten: Das perfekte Team, ideale Rahmenbedinungen, eine gemeinsame intrinsische Motivation ... und alles geht schief, auf ganzer Linie! Eine unterhaltsam beschriebene Katastrophe -- unbedingt lesenswert! 3) The Club of Rome: The Limits to Growth [en] Dieses Buch entspricht meiner Denkweise so sehr! Was soll ich mehr darueber schreiben? Es legt klar und offen dar, um was es geht. Inzwischen steht es unter CC BY-NC im Netz. [0] Das ist gut so. Ich hoffe nur, dass es die Jungen nicht angesichts seines Alters ignorieren, denn seine Grundaussage ist unveraendert ak- tuell. 4) Adam Fawer: Null [de] Im Februar habe ich auf einen Roman zurueck gegriffen, den ich schon frueher mal gelesen habe -- Ich suchte zum Ausgleich fik- tive Literatur. Als ich durch mein Buecherregal ging, merkte ich, dass ich mich an die Story dieses Buches nicht mehr erinnern konnte, so las ich es erneut. Es ist ein spannender Thriller. 5) Robert A. Heinlein: Starship Troopers [en] Wieder ein Buch der Science-Fiction-Sparte, ein Klassiker, von dem ich immer wieder mal gehoert hatte, mehr aber ueber seine Verfilmung. Ausser dem Eindruck, dass man davon begeistert gewesen sei, hatte ich aber keine Vorstellung von dem Werk. So dachte ich, ich lese es mal. Das Buch war gut, es hat sich gelohnt. Man muss aber diese Art von Kriegsverarbeitung im Science-Fiction-Kontext moegen. Die Verfilmung dagegen, die ich danach auch noch angeschaut habe, ist ja sowas von andersartig! Die muss man nicht gesehen haben, zumindest nicht wenn man das Buch mag. Wer den Film mag wird dagegen vom Buch enttaeuscht sein. 6) Kernighan & Plauger: The Elements of Programming Style [en] Ein grossartiges Buch! Sein Titel ist passend. Es wird aber jungen Lesern an manchen Stellen ebenso antiquiert erscheinen wie das bei ``The Element of Style'' der Fall ist, abgesehen davon ist es aber gleichermassen zeitlos aussagekraeftig wie das an- dere. Wer keine Ahnung hat, was die Probleme von Fortran sind oder den Erfolg von Dijkstras Kampf fuer die Strukturierte Pro- grammierung als gegeben annimmt, wird sich evtl. schwer tun, manche Sichten des Buches zu verstehen ... oder aber durch dieses Buch lernen, warum wir Dijkstra soviel zu verdanken haben. Dieses Buch ist jedoch kein Buch ueber Fortran, es ist ein Meisterwerk, das aber ein gewisses Hintergrundwissen erfordert, um verstanden zu werden. 7) Thaddäus Troll: Kapuziner-Predigten [de] Im Maerz habe ich dieses Buechlein gelesen. Ich habe es mal bei einem Buechereiflohmarkt mitgenommen, aus dem Grund, weil ich dachte, ein Buch von Thaddäus Troll kann ich nicht liegen lassen. Wie schon von ``Deutschland deine Schwaben'' bekannt, macht Troll zu lesen Spass, wenn man diesen Humor mag. Dieses Buechlein ist philosophischer. Man koennte es auf's Klo legen, aber manch einer wuerde das Oertchen dann nicht mehr so schnell verlassen: fest- gelesen! :-) 8) Stephen King: Schlaflos [de] Nachdem ich in den letzten Jahren wenig von Stephen King gelesen habe, habe ich mir dann dieses Buch vorgenommen, das schon laenger in meinem Regal stand. Es ist sowas wie die Ergaenzung zu ``Es''. Es spielt ebenfalls in Derry, die Hauptpersonen sind aber nicht Kinder sondern alte Leute. Eine interessante Sache, weil diese Art von Literatur nicht allzu oft solche Hauptpersonen hat. Das Buch ist kein Meisterwerk aber dennoch ein ganz gutes Werk. 9) Jones & Stewart: The Art of C Programming [en] In dem Bestreben, die noch ungelesenen Computerbuecher in meinem Regal nach und nach zu lesen, habe ich dieses Buch zur Hand genommen. Es wird seinem Titel bei weitem nicht gerecht. ``C: Down the Rabbit Hole'' waere aber zu abwertend. Das Buch ist okay, hat aber nichts mit der Kunst der C-Programmierung zu tun und hat auch nicht die Qualitaet um solch einem Titel guten Gewissens tragen zu koennen. Man muss es also nicht gelesen ha- ben. 10) Alex Ragen: Lexicon of C [en] Die meisten Leute lesen keine Lexika (linear). Wenn man allerd- ings versucht, ein Thema moeglichst vollstaendig zu beherrschen, dann kann es durchaus sinnvoll sein, Referenzwerke linear dur- chzugehen, um auch die unscheinbaren Winkel zu entdecken. Eigentlich hoert sich das zu grossartig an, um es bei diesem Buch anzufuehren. Diese Worte passen eher zu dem Werk von Harbison und Steele ... nunja. Das Lexicon von Ragen ist eine etwas seltsame Mischung aus Referenz, Debug-Tipps und Style-Empfehlungen. War nett mal zwischendurch zu lesen. (Bin darin zum ersten Mal auf putw(3) aufmerksam geworden. Das ist aber letztlich auch nur Ex- otenwissen ohne Praxisrelevanz.) 11) Tina Seskis: Ungeschehen [de] Im Buchladen mitgenommen. Ich weiss nicht recht, was ich davon halte. Wahrscheinlich hat mich die Idee des Davonlaufens und neu Anfangens fasziniert. Nicht gerade schlecht aber auch nichts was man empfehlen muesste. 12) Thomas Bernhard: Holzfaellen [de] Dieses mir von Paedu geschenkte Buch habe ich im April gelesen. Die erste Buchhaelfte war mehr eine Tour de Force denn ein Vergnuegen, ``dachte ich auf dem Ohrensessel''. Mit dem Auftritt des Burgschauspielers wurde das Lesen aber leichter. Insgesamt war das Buch eine ungewohnte aber gleichermassen interessante Er- fahrung. (Insbesondere die Erzaehltechnik der ersten Haelfte habe ich mit Bewunderung wahrgenommen, denn die zeigt, wie man eine Stunde vergangener Zeit, in der kaum etwas passiert, auf 150 Seiten ausdehnen kann. Das ist fuer mich deshalb relevant, weil ich zu Schulzeiten mal klaeglich versagt habe, einen peinlichen *Moment* mehrseitig zu schildern.) 13) David Straker: C-Style, Standards and Guidelines [en] Dieses Buch ist lesenswert. Stilfragen sind oft individuell, hier bearbeitet der Autor das Thema aber strukturell und fuehrt die konkreten Empfehlungen nur zur Verdeutlichung an. Wenn man es schafft, vom Konkreten zu abstrahieren, dann findet man in diesem Buch eine wertvolle Unterstuetzung, um seine eigene Meinung zu bilden. 14) Banahan & Rutter: UNIX [de] Im Mai: Weil ich das Buch mal auf Deutsch ergattert habe, habe ich es auf Deutsch gelesen, was ich bei Computerbuechern nur noch ungern tue. Hier aber war das unerwartet gut. Der interessante Aspekt ist naemlich, dass ersichtlich wird, dass der Uebersetzer, Axel T. Schreiner, von dem Thema weit mehr versteht als die Au- toren selbst. Interessant sind also die Anmerkungen. Daneben ver- mittelt das Buch einen guten Eindruck wie sich Unix damals in der taeglichen Praxis an einer Uni angefuehlt hat. 15) Clifford Stoll: Die Wueste Internet [de] Noch so ein Buch, das ich seit einer Weile im Regal stehen habe und nun mal gelesen habe. ``Kuckucksei'' vom gleiche Autor kennt man vielleicht. Das vorliegende Buch hat einen ganz anderen Stil. Es ist ein Rundumschlag gegen die moderne Computerwelt Mitte der Neunziger. Manche Passagen kann man nur als elende Schwarzmalerei ansehen. Wenn es einem aber gelingt, sehr viel Maulerei weg- zuschaufeln, dann kann man so manche denkwuerdige Anekdote freilegen. 16) Laurence Gonzales: Lucy [de] Nach der anstrengenden Schaufelei des vorigen Buches wollte ich mal wieder simple Unterhaltung haben. Die finde ich meist beim Stoebern in der Buchhandlung. Dort habe ich dieses Buch (ohne wirkliche Ueberzeugung) mitgenommen. (Dass das Lob auf dem Back- cover von Hoerzu war, haette mich eigentlich stutzig machen koen- nen.) Der Roman ist ein Erstlingswerk (was manchmal durchaus wertvoll sein kann, weil der Erzaehlstil dann weniger abgeschlif- fen ist) Hier aber war mir die Geschichte zu billig, zu offensi- chtlich, zu sehr mit logischen Unstimmigkeiten behaftet ... kurz: eine schwache Darbietung. 17) Ken Follett: Dreifach [de] Dann doch lieber wieder einen soliden Thriller! Gleich darauf im Juni las ich also dieses Buch von Ken Follett. Mit diesem Autor habe ich damals die Erwachsenenliteratur kennengelernt. Ich habe damals gleich mehrere seiner Buecher gelesen. Diese will ich jetzt Stueck fuer Stueck erneut lesen. Muesste ich mich entscheiden, dann wuerde ich (ohne benennbaren Grund) stets ``Dreifach'' als mein liebstes Buch von Follett waehlen. Ich mag es einfach irgendwie. 18) Denton Welch: Freuden der Jugend [de] Dieses Buch stammt aus Lydis Regal. Von dort hat es mich schon laenger gelockt. Ich kann nun nicht recht sagen, ob ich es nur nicht verstanden habe, oder ob ich nicht in der passenden Stim- mung dafuer war, oder ob es nichts zu verstehen gibt, oder ob ich es nur noch zweimal lesen muesste, ... Es ist ein recht seltsames Werk, das den Weg in mich hinein nicht gefunden hat. Vielleicht bin ich nur zu anders, habe zu wenig von Orvils Charakter oder bin zu sehr um Schoenheit bemueht ... 19) Judith W. Taschler: Die Deutschlehrerin [de] Juli: Wieder ein Buch aus dem Laden, im Regal erstoebert. Angesprochen hat mich das Cover, das es schafft, mich noch immer in seinen Bann zu ziehen, wie man auch der Mona Lisa nicht ueber- truessig wird. Das Buch hat mich hauptsaechlich durch seine Auf- machung begeistert. Die Werbeseiten am Ende von Buechern stoeren mich massiv. Noch schlimmer ist es bei der englischen Literatur, wo hinten ganze Previewkapitel fuer andere Buecher angefuegt sind und es vorne mit mehreren Seiten Lobpreisungen des Autors be- ginnt. Wie anders hier: Keine einzige Werbeseite! Das Buch besteht nur aus dem Inhalt selbst und dem minimalst Noetigen drum rum. Wie mein Herz dabei aufgeht! Das andere was mir bei dem Buch gefaellt, ist seine Integration der modernen Technik. Die Geschichte wird hauptsaechlich als Emailkommunikation erzaehlt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Buechern, die so etwas beinhalten, empfand ich das hier nicht als Fremdkoerper. Es fuegte sich ein. So wuensche ich mir Buecher! 20) Patrick Modiano: Aus tiefstem Vergessen [de] Und nochmal aus der Buchhandlung: Der Literaturnobelpreistraeger. Deshalb habe ich das Buch nicht gekauft, aber wenn mich der Text hinten drauf anspricht, dann nehme ich die Information, dass es sich um einen scheinbar bedeutenden Schriftsteller handelt, als eine gewisse Qualitaetszusicherung gerne mit. Nunja, ich weiss auch nicht. Das was ich anhand der Worte auf dem Backcover erwar- tet habe, steckte fuer mich nicht drinnen. Entweder ich war nicht in der passenden Stimmung, oder das Buch war zu kurz, oder ich kann mit dieser Erzaehlart einfach nicht anfangen. Im Gegen- satz zu den ``Freuden der Jugend'' will ich dieses Buch aber spaeter gerne noch einmal probieren, weil ich denke, dass ich noch einen Zugang zu ihm finden koennte. 21) Ramm & Topf: OpenStreetMap [de] Da war mir wieder nach technischerer Literatur. Weil ich mich in dieser Zeit stark mit der Openstreetmap beschaeftigte, habe ich mir das Standardwerk dazu beschafft. Das war gar nicht so ein- fach, weil es vergriffen ist, aber weiterhin stark gefragt wird, so dass sein Gebrauchtmarktpreis jetzt deutlich ueber dem damali- gen Neupreis liegt. Der Inhalt steht unter CC BY-SA, und ich habe mich das gedruckte Exemplar 29,- EUR kosten lassen, was ein guter Preis ist ... tja. An die Informationen im Buch kann man auch auf anderen Wegen kommen, dann auch auf dem neuesten Stand und nicht so veraltet, aber fuer mich war's irgendwie wichtig, das Buch linear lesen zu koennen. 22) Acemoglu & Robinson: Warum Nationen Scheitern [de] Nachdem Kai es mir, als Reaktion auf ``The Limits to Growth'', ausgeliehen hat, habe ich es gelesen. Waere es mir nicht aus- geliehen worden, dann waere es zwar auf meiner To-Read-Liste gelandet, aber ich haette es vielleicht nie gelesen. Ich fand es dann auch teilweise etwas zaeh, mich durch die 550 Seiten zu schieben, und das obwohl ich es auf Deutsch las. Ich will nicht sagen, dass die Inhalt langweilig gewesen waeren, denn das waren sie nicht. Ich habe auch allerlei davon mitgenommen. Es war mehr die Umsetzung, die so sehr viel weniger knackig war als in ``The Limits to Growth''. Letzteres liest sich wie ein Buch von Ker- nighan: Alles ist auf den Punkt gebracht; der Wert liegt in der praegnanten Kuerze. Wie viele andere Computerbuecher, brauchen aber auch Acemoglu und Robinson fuer ihre Aussagen zweieinhalbmal so viel Seiten. Destillation ist eine Kunst. 23) Arthur C. Clarke: 2001, Odyssee im Weltraum [de] Ein genialer Film von Stanley Kubrick! Im August las ich die Textvorlage. Sie war die Zeit wert. 24) Ken Follett: Der Modigliani-Skandal [de] Der zweite Buch meines Ken Follett Wiederlesens. Er versteht es einfach spannende Geschichten zu schreiben. Ein richtig gutes Buch. 25) Stephen King (alias Richard Bachman): Todesmarsch [de] Aus einem offenen Buecherschrank, habe ich dieses Buch gezogen. Es waren mehrere von Stephen King vorhanden, ich habe mich fuer dieses entschieden. Sein Titel ist ein Idealbeispiel fuer einen Zeitungsartikel, [1] den ich zu dieser Zeit gelesen habe, ueber Uebersetzungen von Filmtiteln, die im Deutschen tendenziell ef- fekthascherischer sind. Im Englischen heisst dieses Buch naemlich ``The Long Walk'' ... der passendere Titel, wie ich finde. Dieses Buch beschreibt ein Gedankenexperiment, ein interessantes Was- waere-wenn. 26) John Williams: Stoner [de] Im September ein einziges Buch: Stoner. Viel sollte man dazu nicht sagen; wenige Worte treffen es besser: Grossartig! Ein Meisterwerk! 27) Val McDermid: The Skeleton Road [en] Im Oktober stand ich spontan in einer Bahnhofsbuchhandlung vor dem Regal mit englischsprachiger Literatur und kaufte dieses Buch. Ich begann es noch im Zug zu lesen. Es war das erste Buch, bei dem mir aufgefallen ist, dass alle wichtigen Hauptpersonen Frauen sind und die Maenner nur Handlanger. Die Story ist span- nend, handwerklich gut gemacht und nebenbei habe ich noch etwas ueber den Kroatienkrieg gelernt. Ein guter Kauf also. 28) Michael Ende: Die Unendliche Geschichte [de] Das Buch habe ich schon seit Jahren auf dem Schirm, diesen No- vember habe ich es dann endlich auch mal gelesen. Ich entdecke jetzt im Erwachsenenalter gerne nach und nach gute Kinder- und Jugendbuecher fuer mich. Die Geschichte duerfte so bekannt sein, dass hier keine weiteren Kommentare folgen muessen. Gerne wuerde ich demnaechst mal noch die Filme anschauen, weil die mich als Kind fasziniert haben (wenngleich ich weiss, dass die Fortset- zungen keine Grundlage im Buch haben). 29) Ralf König: Der Bewegte Mann [de] Der Ausloeser war eine Dokumentation ueber Ralf Koenig auf Arte. Danach hatte ich Lust, den Comic zu lesen. Den Film habe ich vor Jahren schon mal gesehen. Ich finde den Comic unglaublich gut. Er hat mich voll gepackt und eingenommen. Der Film schaffte das nicht, aber der Comic ist mir sehr ans Herz gewachsen. 30) Marjane Satrapi: Persepolis [de] Diesen Comic (neudeutsch: Graphic Novel) hat mir Katja im Dezember ausgeliehen und in Folge meiner Begeisterung dafuer spaeter auch geschenkt. Es ist eine mitreissende Geschichte, die ich mir gerne sichtbar ins Regal stelle. 31) Ken Follett: Der Schluessel zu Rebecca [de] Dann das dritte Buch von Follett von frueher. Der Klappentext hoert sich nicht allzu spannend an, im Innern findet man aber eine Geschichte ganz nach Follett's Art: man wird nicht enttaeuscht sein. Ich fand es angenehm, wie aequivalent die zwei Kriegsparteien dargestellt werden und dass man als Leser keiner klaren moralischen Wertung der Hauptakteure unterworfen wird, zu- mindest empfand ich es so. 32) Peter May: Runaway [en] Und wieder stand ich in der Bahnhofsbuchhandlung und wieder vor dem englischsprachigen Regal. Um mir dieses Buch zu kaufen, ging ich sogar extra noch Geld holen. Das hat sich gelohnt. Das Buch hat viele gute Aspekte, nur ein winziges i-Tuepfelchen davon ist, dass Bob Dylan Teil der Geschichte ist. Eine Geschichte die immer wieder ins London von 1965 rueckblendet: Musik, Jugend, Getriebenheit. Grossartig! (Ich hab's mir nicht nehmen lassen, gleich ein weiteres Buch dieses Autors zu bestellen ... fuer spaeter mal.) 33) Aldous Huxley: Brave New World [en] Am Ende des Jahres steht das Gegenstueck zu ``Nineteen Eighty- four''. Ich will es lesen, seit ich diesen bildlichen Vergleich gesehen habe: [2] Sicher ist, ich werde mir keine Studienausga- ben von Klassikern mehr kaufen. (Das ist mir hier aus Versehen passiert.) Diese ganze Einfuehrung, die ``Activities'' und die Anmerkungen -- schrecklich! Da vergeht einem das konzentrierte Lesen des Werkes regelrecht. Vielleicht war das der Grund weshalb ich anfangs lange brauchte, bis ich in das Buch fand. (Vielleicht hatte ich aber auch nicht genug Ruhe dazu oder musste erst mit der Sprache klarkommen.) Im Mittelteil entwickelte sich die Geschichte aber zu einem Lesevergnuegen, bevor das gegen Ende wieder etwas stockender wurde. Wieviel schlimmer Huxleys Vision doch ist, verglichen mit Orwells! Vor Orwells Schrecken haben wir Angst, aber gerade dadurch muessen wir eigentlich keine Angst mehr davor haben. Huxley aber beschreibt was hundert Jahre spaeter tatsaechlich passiert ... und das ist schlimm, weil es nicht als schlimm empfunden wird. Die effektive Folge ist aber bei Orwell und Huxley die gleiche, nur mit anderen Methoden. Gegen Orwell wehrt sich der Instinkt, gegen Huxley nur die unabhaengige Nachdenklichkeit. Neben diesen abgeschlossenen Buechern habe ich noch drei andere nur zum Teil gelesen. Eines ist ``Coders at Work'' [en] von Peter Seibel, das eine Sammlung von Interviews mit den Groessen der In- formatik darstellt. Es ist nicht gerade zum auf einmal komplett Durchlesen geeignet. Ich habe einige Interviews gelesen. Sie ha- ben mir gut gefallen und haben mich inspiriert. Weitere werden nach und nach folgen. Ein weiteres halb gelesenen Buch ist ``Tcl und the Tk Toolkit'' [en] von Ousterhout, bei dem ich nur einen von vier Teilen gelesen habe, naemlich den zu Tcl selbst. Das dritte halb gelesene Buch ist ``Compiler bauen mit Unix: Eine Einfuehrung'' [de] von Schreiner und Friedman. Dieses habe ich spontan zu lesen begonnen, weil ich an einem Nachmittag un- bedingt etwas zum Lesen brauchte, aber nicht wusste was sonst. Ich habe mich dann durch zwei Drittel gelesen, ohne dabei aber nebenher auch nur einen praktischen Versuch zu machen, was bei diesem Thema notwendig waere. Es macht nun wenig Sinn weiter zu lesen. Irgendwann will ich aber das Thema Compilerbau auch prak- tisch angehen, dann wird mir dieses Buch eine wertvolle Unter- stuetzung sein. Insgesamt waren es dieses Jahr 33 Buecher, nach 26, 13, 15, 21 in den Vorjahren. 70% der Buecher waren auf Deutsch; 30% (zehn Stueck) waren auf Englisch. 60% der gelesenen Buecher waren Romane (drei der zwanzig habe ich auf Englisch gelesen). Dann gab es acht Computerbuecher (24%). (Es waren dort auch wieder richtige Unix-Buecher darunter -- das von Kernighan war klar das Beste.) Zum ersten Mal stehen auch zwei Comics auf meiner Liste. Die grosse Anzahl dieses Jahr haengt zum einen damit zusammen, dass einige Buecher eher duenn waren und zum anderen haengt sie damit zusammen, dass ich viel Zeit im Zug zum Lesen hatte. 33 Bucher in 52 Wochen entspricht etwa 1,5 Wochen je Buch. Viel- leicht lese ich zu schnell! Das ist das Schoene an dicken Buechern: 800 Seiten kann man halt nicht einfach an einem Wochenende lesen. Bei duennen Buechern muss man sich dagegen bewusst zur Langsamkeit zwingen. Das fiel mir dieses Jahr eher schwer. Am schnellsten gelesen habe ich die 120 Seiten des Bewegten Mannes, das war an einem einzigen Nachmittag. Am laengsten gedauert hat ``Warum Nationen Scheitern''. Die meisten Seiten hatte ``Schlaflos'' von Stephen King, naemlich 800. Am meisten Zeit gelassen habe ich mir mit ``Stoner'' ... und das war gut so. Vielleicht ist es gar nicht so gut, dass ich diese Jahreslesesum- maries schreibe. Vielleicht sollte ich aufhoeren mir aufzuschreiben was ich wann gelesen habe. Das hat irgendwie sowas von diesem Quantitaetswahn. Waere es ohne Auswirkung, wieviel ich lese, dann wuerde ich vielleicht weniger und dafuer intensiver lesen ... vielleicht. Ich weiss es nicht ... Fuer das inzwischen angebrochene Jahr habe ich mir einige Klas- siker der v.a. englischsprachigen Literatur vorgenommen (Shak- espeare, Woolf, Hemingway, Faulkner, T.S. Eliot, E.M. Forster und aehnliche Groessen). Mal sehen wie sich das auswirken wird. Daneben habe ich grosse Lust auf Stephen King, von dem ``Der An- schlag'' schon in meinem Regal steht. Mal wieder tausend Seiten lang eine einzige Geschichte -- das wird mir gut tun. Dann liegt hier seit nun schon Monaten ``Ill Fares the Land'' von Tony Judt, das mir geliehen wurde. Es will gelesen werden, aber die Zeit will dafuer nicht bereit werden. In der Computersparte bin ich gerade eher unschluessig, nur ``Clean Code'' von Robert C. Martin wird dieses Jahr sehr wahrscheinlich dran kommen. Nicht zuletzt steht immer noch die Frage im Raum, wie ich zu ``Mein Kampf'' stehe, das es scheinbar seit ein paar Tagen als kritische Edition legal in Deutschland zu kaufen gibt. Ich wuerde gerne dazu beitragen, den Mythos um dieses Buch zu verringern, indem ich es unaufgeregter behandle und auch einfach mal lese ... und damit gleichzeitig auch mein Begreifen der Situation damals verbessern. Andererseits wurde aber meine Anfrage an die Heraus- geber, wie die Erloese des Verkaufs (d.h. insbesondere die Gewinne nach Kostendeckung) verwendet werden, bisher nicht beantwortet, was ich traurig finde. Indem man sich zu der Frage bislang nicht klar und deutlich geaeussert hat, wurde aus meiner Sicht eine grosse Chance fuer mehr Glaubwuerdigkeit der Motiva- tion des Editionsprojektes vertan. Ich weiss folglich noch nicht, ob ich diese Edition kaufen will. In diesen ersten Januartagen lese ich gerade ``Der Proceß'' von Kafka. [0] http://www.donellameadows.org/the-limits-to-growth-now- available-to-read-online/ [1] https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-unsichtbare- dritte-halunke [2] http://www.prosebeforehos.com/image-of-the- day/08/24/huxley-vs-orwell-infinite-distraction-or-government- oppression/ http://marmaro.de/apov/ markus schnalke