2015-03-25 gesellschaftsanalyse Kriegsbeschaeftigung Ehre und Wuerde Warum beschaeftigt mich das Thema Krieg gerade jetzt? Das ``Jubi- liaeumsjahr'' ist doch vorbei. Der Ausloeser muss wohl dieser Ra- diobeitrag ueber Ernst Juenger gewesen sein. Danach war mir das aber noch nicht bewusst. Mir ging es nur so, dass ich das Gefuehl hatte, den Namen Ernst Juenger schon oefter erwaehnt gehoert zu haben, ohne, dass ich ihn bewusst wahrgenommen haette. Informa- tionen, die man nicht einordnen kann, ziehen vorbei. So war das bei mir. Scheinbar haben sie aber doch eine Spur hinterlassen, denn sonst wuerde ich jetzt nicht dieses Gefuehl des Schonmal- gehoert haben. Eigentlich wollte ich heute Abend ``Das Boot'' anschauen. Seit vielen Wochen schiebe ich das vor mir her. Heute lief es nicht anderst als die Male davor: Als ich soweit war, war es bereits 20:00 und damit zu spaet fuer den 3:19 langen Film. Stattdessen waehlte ich ``Im Westen nichts Neues''. Da muss ich zwangslaeufig zu dem Schluss kommen, dass mich der Krieg gerade beschaeftigt. Nun, nach dem Film, stehe ich da und frage mich erneut, ob die Menschen je lernen werden. -- Im Westen nichts Neues; Das Boot; Soweit die Fuesse tragen; No Man's Land; Vom Winde verweht; Sun- day, Bloody Sunday; ... -- All diese Geschichten erzaehlen wie Krieg ist. Wie kann jemand das auf sich nehmen wollen? Nochmal: Wie kann jemand das auf sich nehmen wollen? Es ist mir unver- staendlich. Vermutlich kann Krieg nur entstehen, wenn der Weg dazu bewusst um sein Erkennen herum fuehrt: (1) Gezielte Verweigerung sich mit ihm ueber ein idealisiertes Bild hinaus zu beschaeftigen. (2) Die Vorstellung, dass man dem Gegner so klar ueberlegen sei, dass der Krieg demnach ein Spaziergang werden wuerde. (3) Eine Gruppe Machthabender sitzt im Sicheren und zwingt das Volk mit Gewalt zum Krieg. Der letzte Fall ist der schlimmste, denn bei ihm tritt kein nega- tives Feedback auf. Provokant wuerde ich sagen, dass die Menschen doch Krieg fuehren sollen soviel sie wollen, wobei meine einzigen zwei Bedingungen waeren, dass jede Anteilnahme dazu freiwillig und jederzeit widerrufbar sein muss und keine Unbeteiligten darunter leiden duerfen. Ich behaupte, dass damit die Kriegslust schnell besiegt waere. Man koennte auch so ansetzen, dass Krieg nur Mann gegen Mann im Nahkampf gefuehrt werden duerfte, nachdem sich die beiden Kon- trahenten zuvor persoenlich kennengelernt haben. Letztlich erfordert der Krieg Distanz und Ignoranz. Daran aendert sich auch nichts wenn man fuer einen ``guten Zweck'' Krieg zu fuehren glaubt. Die Idee der Ehre ist uebrigens schlimmste Verblendung. Es gibt keine Ehre. Es gibt nur Wuerde, und die hat die gegenteilige Ein- stellung zum Krieg. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke