2014-08-19 the real world Vom Reisen Ein Katalysator Urlaub machen und Reisen sind zwei unterschiedliche Dinge, so sehr sie sich auch zu aehneln scheinen. Zugegeben, der Uebergang zwischen ihnen ist fliessend, aber sie sind doch viel zu ver- schieden als dass man sie nicht unterscheiden muesste. Urlaub in der Ferne soll einen rausholen aus dem Alltag. Man will abschalten, an anderes denken, oder gar nichts denken. Ein Urlaub soll schoen und entspannend sein, zur Erholung. Auch das Reisen kann eine Erholung sein. Eine Reise in die Ferne ist aber vor allem eine Reise in die Fremde. Nicht aber um vom Exotischen unterhalten zu werden sondern um sich mit dem Fremden auseinanderzusetzen. Man sucht den Abstand zum Bekannten um weniger davon gefangen zu sein. Man will seinen Weltblick weiten um sich besser den Fragen des Lebens stellen zu koennen. Die Erholung in diesem Fall ist ganz anderer Art. Mit dem Reisen ist es leider wie mit dem Dauerlaufen: So wie ein Dauerlauf mit einer Warmlaufphase beginnt, so beginnt eine Reise mit einer Urlaubsphase. Erst wenn man diese ueberwunden hat be- ginnt man zu reisen. So wenig wie man in Viertelstunden-Haeppchen dauerlaufen kann, so wenig kann man in Wochenendhaeppchen reisen. Und so wie es eine Stunde dauern kann, bis man richtig im Langstreckenlaufen angekommen ist, so kann es auch einen Monat dauern, bis man das Exotische der Fremde so satt hat, dass man davon nicht mehr abgelenkt und geblendet ist. Erst danach beginnt man richtig zu reisen. Warum will man reisen? Um Fremdes zu sehen und damit den eigenen Horizont zu weiten. Um Zeit und Abstand zum Nachdenken zu haben. Um etwas im Leben zu aendern. Fuer ein Ende und einen Neuanfang. Aber man muss keine Probleme haben um reisen zu wollen. Wobei, wenn man sich vollkommen wohl fuehlt, dann sollte man besser nicht reisen. Zu gross ist die Gefahr, dass man danach dann Prob- leme hat. Ich glaube, dass eine Reise ein Katalysator ist. Sie foerdert das Ablaufen von Reaktionen. Ich glaube nicht, dass sie von aussen Einfluss nimmt, aber sehr wohl dass sie staerker hervor bringt was in uns schlummert. Ein Katalysator ist ein externer Faktor der eine interne Reaktion beguenstigt. Wer sich also selbst besser kennenlernen will, der sollte reisen (oder langstrecken- laufen). Wer aber reist, der muss in Kauf nehmen, dass sich etwas aendert. Wem lieber ist, dass alles bleibt wie es ist, der sollte sich diesem Risiko besser nicht aussetzten und stattdessen besser urlauben. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke