2014-08-16 herz und hirn Der Tiger Freiheit! Denn wir kaempfen nicht fuer Ruhm, nicht fuer Reichtue- mer oder Ehren, sondern wir kaempfen einzig fuer die Freiheit, die kein ehrenhafter Mann aufgibt, wenn nicht zugleich mit seinem Leben. [0] Da ist dieser Tiger in Gefangenschaft. Endlos schleicht er am Gitter seines Kaefigs hin und her. Sein Blick ging anfangs noch nach daussen, in die Ferne, doch da gibt es nichts zu sehen. Nun truebt er immer mehr ein, wendet sich nach innen. Seine Augen werden tot. Die kraftvolle Gestalt des Tigers schlafft ab. Nein, so stellt man sich dieses majestaetische Tier nicht vor. Es ist ein Jammer fuer den Betrachter. Ach, waere es in Gefangenschaft doch nur so anmutig wie in der Freiheit! Aber so funktioniert das nicht. Nur in Freiheit wird der Tiger erbluehen. Ebenso der Adler und der Mustang. Sie sind fuer die Weite geschaffen. Sie sind kraftvoll um die Welt zu erobern. In der Enge des Kaefigs verkuemmern sie. Sie werden zum Schatten ihrer selbst. Das will niemand. Sie sollen auch im Kaefig stark sein. Statt die Luft der hoechsten Gipfel zu erklimmen oder mit wehender Maehne durch die weiteste Praerie zu galoppieren sollen sie zu Las-Vegas-Entertainern werden. Dabei sich aber nur ver- krampft zum Laecheln zu zwingen, das ueberzeugt nicht. Sie sollen dieses neue Leben schon annehmen und lieben. Es soll ihr Leben werden. Tiger und Adler und Mustang, sie alle sollen sich im Kae- fig so wohl fuehlen wie Kaninchen und Wellensittich und Maus. Dazu wird es kaum kommen. Der Tiger ist nunmal kein Kaninchen. Er ist wild und freiheitsliebend. Wuerde er sich auf das Kaninchen- leben einlassen -- falls er dies koennte -- dann wuerde er auch zum Kaninchen werden. Ade Staerke! Ade Angriffslust! Ade Geschmeidigkeit! Willkommen Salatkoepfe und Gestreicheltwerden! ``Tiger'' koennte man dieses Geschoepf dann allerdings kaum noch nennen, trotz zwei Metern Laenge, langen Eckzaehnen und Streifen. Vielleicht kaeme es aber auch nie dazu, denn ein Tiger ist und bleibt vielleicht ein Tiger. Aus ihm wird vielleicht nie ein Stallhase, hoechstens ein gebrochener Tiger. Aber was will der Tiger? Er will gluecklich und zufrieden leben, wie jeder von uns. Der Weg zum Glueck besteht darin, sich ganz einer Auf- gabe zu verschreiben. [1] Welche ist seine Aufgabe? Und wie ist es mit der Zufriedenheit? Zufriedenheit entsteht aus der (gefuehlten) Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens. Die glueckbringende Aufgabe muss also gleichzeitig die sinnhafte (Lebens-)Aufgabe sein. Welche ist das? Und dann ... ergreifen! Denn wir kaempfen nicht fuer Ruhm, nicht fuer Reichtue- mer oder Ehren, sondern wir kaempfen einzig fuer die Freiheit, die kein ehrenhafter Mann aufgibt, wenn nicht zugleich mit seinem Leben. [2] Der Kampf fuer die Freiheit, weil Freiheit die Voraussetzung ist. Das Ziel ist aber die Zufriedenheit, als veredelte Form des Gluecks. [0] Declaration of Arbroath [1] Elisabeth Noelle-Neumann [2] Declaration of Arbroath http://marmaro.de/apov/ markus schnalke