2014-08-05 digital life Semantic Web Umverteilung statt Verbesserung Das ist seltsam. Es ist wie wenn sich auf der Welt nichts weiterentwickeln wuerde. Wie wenn es keine Verbesserung gaebe, sondern nur Umverteilung. Wie wenn das physikalische Prinzip der Energieerhaltung allen Bereichen des Lebens zugrunde liegen wuerde: Nichts entsteht neu oder geht verloren, nein, es verteilt sich nur um. Diese allgemeine Idee basiert auf einer konkreten Beobachtung, um die es hier gehen soll: Semantik ist gerade in. Das Semantic Web ist die Zukunft. Semantische Auszeichnung bietet endliche die naechste Ebene von Beschreibungs- und Suchmaechtigkeit. Seman- tische Technologien sind die Zukunft. Was steckt dahinter? Man beschreibt im Jetzt nur noch ein beliebiges Set atomarer Eigenschaften einer Entitaet. Dieses Set kann jederzeit beliebig ergaenzt werden. Es kann dezentral erstellt und abgelegt werden. Konflikte und Widersprueche stellen dabei erstmal kein Problem dar. Diese Beschreibungen von Entitae- ten sind zeitlos. Sie veralten nicht, da sie einer subjektiven, zeitbezogenen Wahrnehmung entsprechen. An der aendert sich nichts. Gleichzeitig kann man beliebige konkurrierende und er- gaenzende, zeitgleiche oder zeitversetzte Wahrnehmungen der Sache ergaenzen. Dies entspricht recht gut der Art wie eine Gruppe von Menschen Wissen ``speichert''. Diese Aehnlichkeit spricht fuer diesen Ansatz. Im Gegensatz zum herkoemmlichen Ansatz, bei dem die intellek- tuelle Hauptarbeit beim Ablegen zu verrichten ist (prae- kombiniert), ist sie bei diesem semantischen Ansatz beim Zugriff, bei der Suche, beim Retrieval zu leisten. Da beim Verzeichnen nur atomare (ggf. triviale) Eigenschaften abgelegt werden, muessen diese beim Retrieval in Verbindung gebracht werden (post- koordiniert). Die Abfragen werden komplexer werden, sich aber gleichzeitig auch mehr der menschlichen Fragetechnik annaehern. Man kann dann grob fragen und wir grobe Antworten bekommen. Diese kann man anschliessend vielfaeltig verfeinern. Man also nachfragen. Das entspricht ganz dem was man von Menschen erwar- tet. DAs machen die Menschen so, weil dies am ehesten der Reali- taet entspricht. In den Geisteswissenschaften bezieht man sich ueblicherweise sowohl auf die neuesten Erkenntnisse als auch auf die Original- quellen. Solch ein Vorgehen wird durch das Ablegen (subjektiver) atomarer semantischer Informationen ermoeglicht. Erst zum Zeit- punkt des Retrievals (nicht aber zum Zeitpunkt des Ablegens) weiss man welche Informationen in welcher Kombination und in wel- chem Zusammenhang wichtig sind. Dann werden die jeweiligen Infor- mationsstuecke zusammengefuegt. Taete man es frueher, dann wuerde man die Moeglichkeiten der Zukunft schon im Jetzt beschraenken und manche zukuenftigen Anforderungen schon jetzt verhindern. Okay, soviel Exkurs zu semantischen Systemen. Um genau zu sein: Semantische Information ermoeglicht solche maechtigen Systeme, ist aber nicht darauf beschraenkt. Entscheidend ist, dass es in semantischen Systemen keine generische Information mehr gibt. Fuer jedes Stueck Information ist klar welcher *Art* es ist. Das Wort ``Thomas'', zum Beispiel, haette je nach Bedeutung eines der Attribute ``Vorname'', ``Nachname'', ``Fiktive Kinderfigur (Loko- motive)'', ``Bibelverfilmung'' oder auch ``Ort in den USA, im Bundesstaat ...'' (und hierbei es ganze 18 Varianten). Das ist also Semantik: Keine generische Information mehr zu haben sondern sie jeweils bedeutungsgemaess auszuzeichnen. Und eben dieser Trend ist die grosse Tendenz dieser Zeit. So, und nun zurueck zum Anfang: Die Welt wird nicht besser, es wird nur umverteilt. Wenn nun The-next-big-thing das Semantische Web ist, dann war das Web bislang scheinbar unsemantisch, also voll generischer Infor- mation. Diesen Datenhaufen will man nun scheinbar ordnen. Danach hoert sich das Marketinggeschwaetz jedenfalls an. Die Situation mag fuer die Inhalte, vor allem die Texte, tatsaechlich so aehnlich sein. Ob im Englischen mit ``cat'', z.B., das Unix-Kommando oder eine Katze gemeint ist, das war bislang nicht immer klar. Aber HTML (die Sprache des Web) bietet durchaus auch heute schon semantische Aspekte. Und eben um diese soll es hier gehen. In einer Zeit in der alles nach dem Semantischen Web giert, da tritt man es in Wirklichkeit mit Fuessen. Man wartet auf das Se- mantic Web der Zukunft waehrend man die vorhandene Semantik ig- noriert. Im gleichen Zug wie man mehr zukuenftige Semantik ver- langt wirft man ihre vorhandene Variante einfach weg. Und noch schlimmer, man nutzt sie nicht nur nicht, man nutzt sie sogar im- mer weniger. HTML bietet (neben den pseudo-semantischen Elementen und auch) richtig semantische Elemente, wie und . Diese Elemente haben so klar definierte Semantiken wie man sie sich nur wuenschen kann. Sie sind so standardisiert wie es nur moeglich ist. Sie bieten daher auch Moeglichkeiten die andernfalls nicht machbar waeren. Zum Beispiel um mit der Tab-Taste zum naechsten Eingabefeld zu springen, oder um mit der Enter-Taste das akutelle Formular abzuschicken, oder um den Inhalt einer