2013-12-18 herz und hirn Als Kuenstler Freiheit der Entscheidung Als Kuenstler versuche ich alles Gegebene, alle scheinbaren Gren- zen, alle Konventionen ueber Bord zu werfen. Ich versuche mich frei zu machen vom Bestehenden um das Neue, das Ungedachte, das Aussergewoehnliche, das Unglaubliche anzustreben. Nur wenn ich mich loese, wenn ich mich oeffne, dann kann ich neue Hoehen erreichen. Das ist absolut entscheidend fuer mich als Kuenstler. Ohne diese Losloesung, ohne das Streben ins Neue, ohne die vor- behaltlose, immer wieder neue Bewertung des Ist, wuerde ich doch nur auf der Stelle treten. Ich frage mich, inwiefern die Menschen um mich den Kuenstler in mir erkennen. Aber selbst wenn, was ist die Konsequenz? Ich brauche Raum zur Entfaltung. Ich brauche Unabhaengigkeit um mich selbst kennen zu lernen. ich muss mich losloesen und Neuem zuwen- den koennen. Ohne all das ist der Kuenstler in mir nichts was diesen Namen verdient haette. Was aber, wenn diese Notwendigkeiten anderen Beduerfnissen entgegen stehen? Ist man dann halt ein bisschen Schmalspur- kuenstler? Oder ist das eine Lebensphilosophie, etwas das man lebt oder eben nicht? Ist es wie mit den Drei-Wochen-Urlauben, mit denen man nie den Uebergang vom Urlauben zum Reisen schafft? Auch drei Wochen sind nett, aber sie sind doch etwas ganz anderes ... Was bedeutet das fuer die Menschen um mich herum? In welcher Weise kann man mich beanspruchen? Kann ich ueberhaupt *in* einer Gemeinschaft leben? Bin ich kompromissfaehig? In wie weit reicht mein Unabhaengigkeitsbeduerfnis? Gleichzeitig sind mir men- schliche Naehe, Vertrauen, Dauerhaftigkeit wichtig. Ohne sie waere meine Kunst kalt, vielleicht sogar unbrauchbar. Wie aber verbindet man diese so unterschiedlichen Bedeurfnisse? Es muss moeglich sein! Frei und geborgen zugleich. Abgehoben und geerdet zugleich. Ich kaempfe dafuer, dass sich diese scheinbaren Gegensaetze nicht ausschliessen. Dass die Menschen diese Kombinationen zulassen. Denn wuerden sie sich ausschliessen, dann waere ich ein Paradox- on. Es geht mir nicht darum, die Pflichten beider Seiten loszuwerden, mir geht es darum der Moeglichkeiten nicht beraubt zu werden. Keine Ketten sollen mich fesseln! Keine Konventionen sollen mich begrenzen! Nichts soll tabu sein! Die Zukunft soll offen vor uns liegen, bereit zum freien Ausgestalten. Und doch werde ich zu dem stehen was ich sage. Ich uebernehme Verantwortung. Mir sind alle Seiten wichtig. Jeder soll die gleiche Chance haben. Exklusivi- taet ist eine Absolutheit, die in meiner Welt der Vielschichtig- keit nicht haltbar ist. Ich bin nicht einfach, aber ich strebe nach Konsistenz und Fair- ness, und biete damit zumindest eine vertretbare Sicherheit. Nein, mit mir ist das Leben keine Kaffeefahrt. Es ist rau, hart, ehrlich. Ehrlichkeit muss man auch erst mal ertragen. Meine Qual- itaeten gibt es nicht umsonst -- fuer niemanden -- dazu stehe ich. Meine Unabhaengigkeit, die Freiheit der Entscheidung, meine Eigenstaendigkeit, die werde ich nicht opfern, denn taete ich es, dann haette ich mich ein fuer alle Mal entschieden. Dann waere mein Leben festgelegt. Dann waere ich der Moeglichkeiten beraubt. Dann waere ich gekettet. Dann waere ich alt. Dann waere ich tot. Innerlich tot in einem funktionierenden Koerper -- Niemals! Freiheit! Und Verantwortung! http://marmaro.de/apov/ markus schnalke