2013-08-27 gesellschaftsanalyse Politik ungenuegend Die Politik ist ein Thema, das hier wenig vertreten ist. Das soll so sein, bewusst. Ich will mich moeglichst wenig damit beschaef- tigen um, erstens, nicht zu verzweifeln und, zweitens, davon nicht in meiner Produktivitaet bei anderen Themen ausgebremst zu werden. In den letzten Jahren -- sagen wir mal seit ich begonnen habe an der Uni zu studieren -- hat sich die Politik aber doch in mein Nachdenken eingeschlichen. Ich habe mich mehr und mehr mit ihr beschaeftigt, zumindest am Rande. Gluecklicher hat mich das nicht gemacht. Momentan tendiere ich wieder dazu mich -- bewusst -- wieder weniger darum zu kuemmern, wenn ich mich auch immer wieder doch dazu hingerissen sehe. So auch jetzt. Eine Wahl steht an. Wenn man waehlen darf sollte man diese Moe- glichkeit nutzen. Wenn man seine Ansicht nicht Kund tut, kann man schlecht spaeter ueber eine falsche Richtung meckern. Demokratie bedeutet, dass das Volk aeussert was es will. Will man aber waehlen, so muss man wissen was man weshalb waehlt. Man muss sich also mit dem Thema beschaeftigen. Nur, damit beschaeftigen will ich mich eigentlich nicht. Nun gut, man muss wohl Kompromisse machen. Intensiv habe ich mich nie mit der Politik beschaeftigt und in der Wahlkampfzeit sollte man sich wohl auch gar nicht damit beschaeftigen, da man da sowieso nur die Marketingfassade zu sehen bekommt. Ich habe eine grobe, langfristige Meinung und waehle vermutlich konsequenterweise passend dazu. Ich muss nur herausfinden welche Partei am besten dazu passt. Nun gibt es seit ein paar Jahren die Piratenpartei, die in erster Linie andersartig ist. Sie ist unstrukturiert, nicht von Einzel- personen dominiert, und an ganz anderen Themen als ueblich in- teressiert. Ich habe leider das Gefuehl, dass man, wenn man sie waehlt, die piratischen Inhalte nur gemeinsam mit der piratischen Parteiorganisation bekommen kann. Dabei scheinen die Piraten keine Parteistruktur zu haben die zur aktuellen Struktur von Pol- itik passt. Wenn man also auch vielleicht die Inhalte der Pira- ten fuer sinnvoll haelt, muss das nicht zwangslaeufig bedeuten, dass man auch die Partei selbst fuer regierungsfaehig haelt. Diese Sichtweise scheint verbreitet zu sein. Ist das nicht schade? Sagen wir, ich finde die Inhalte der Piraten gut, moechte diese aber lieber von der aktuellen Regierung umgesetzt haben, was waehle ich dann? Oder umgekehrt, wenn mir die aktuelle politische Richtung gut gefaellt aber ich den Graswurzelansatz der Piraten bestaetigen will. Was waehle ich dann? Ich scheitere daran, dass ich meine Meinung mit einem Kreuzchen nicht angemessen ausdrueck- en kann. Mir fehlt das was man in der Informatik ``Orthogonali- taet'' nennt: An sich unabhaengige Dinge unabhaengig voneinander veraendern zu koennen. In der Politik sind Inhalte und Personen und dazu auch noch Parteien leider gekoppelt. Egal wie ich mich entscheide, ich kann maximal annaehernd meine tatsaechliche Meinung waehlen. Aber nicht nur das. Ich habe alleinig die Moeglichkeit eine Op- tion ueber alle anderen zu stellen oder durch ungueltig- oder nicht-Waehlen irgendeine Interpraetation meiner Meinung anzustos- sen. Meine Meinung ist allerdings deutlich komplexer. Ich brauche schon sowas wie die Schulze-Methode [0] um angemessen meine Ein- schaetzung der Parteien Kund zu tun. Das haben einige Gruppen auch so erkannt. Das schoene ist, wer nur einem einzigen Kandi- daten einen Punkt gibt waehlt wie im bisherigen System. Das Sys- tem ist also nicht zwangslaeufig komplizierter zu benutzten. Wer aber das Beduerfnis hat seine Meinung in detailierterer Weise aufzuschluesseln kann das tun. Dann koennte man auch darstellen, dass es einem egal ist welche der gemaessigten Parteien letztlich regiert, solange es keine extreme Partei ist. Momentan muss man sich in diesem Fall zwangslaeufig fuer eine konkrete gemaessigte Partei entscheiden, denn durch nicht-Waehlen steigt meist der An- teil der extemen Waehler. Zudem kann mit einer immer vorhandenen ``Keine von allen''-Option eine Nicht- oder Ungueltigwaehl- Motivation besser eingeordnet werden. So muss niemand, dem das Gesamtsystem widersagt, seinen Einfluss auf die Regierungszusam- mensetzung fuer eine ungueltige Stimme opfern. Ihm bleibt die Moeglichkeit die Parteien nach seiner Praeferenz zu sortieren, wenn er auch am liebsten ``Keine von allen'' haette. Ich will zusammenfassen: Ich finde es wichtig zu waehlen. Ich will beim Waehlen meine Meinung ausdruecken. Ich will keine ``Paketangebote'' waehlen muessen sondern mich individuell entscheiden koennen. Ich will meine Meinung differenziert aufs- chluesseln koennen. Deshalb wuensche ich mir eine Wahlmethode die es erlaubt die eigene Meinung angemessen auszudruecken, die aber gleichzeitig eine Nutzung mit wenig Hintergrundwissen erlaubt. Und ich wuensche mir, dass man in erster Linie Inhalte waehlt, denn es sollte nebensaechlich sein wer diese dann umsetzt. Politiker sollten die Vertreter des Volkes und damit seiner Meinung sein. Muessen sie denn ueberhaupt an ihre eigene Meinung gekoppelt sein? Koennten oder sollten sie nicht objektiv die Meinung des Volkes vertreten, so wie ein Anwalt die Position seines Mandanten vertritt, unabhaengig von seiner persoenlichen Meinung? Ich habe keine Ahnung ob und was ich waehlen werde. Mit beiden Fragen kaempfe ich. Mein Wunsch waere es, mich nicht mehr mit politischen Fragen auseinander setzen zu muessen um mehr Raum zu haben um technische Fragen -- das was mir wichtig ist -- zu bearbeiten. Ich fuerchte nur, es gibt Zeiten da kann man die Augen kaum beruhigt schliessen. [0] http://de.wikipedia.org/wiki/Schulze-Methode http://marmaro.de/apov/ markus schnalke