2013-07-25 gesellschaftsanalyse Zielfunktionen Kreative Vielfalt verhindert Tunnelblick Die Regeln sind entscheidend, denn sie definieren die Zielfunk- tion. Diese bestmoeglich zu bedienen wird das oberste Ziel. Um erfolgreich zu sein fokusiert man sich auf diese eine Anfor- derung. Die Motivation wird von der Zielfunktion, und damit von den Regeln, bestimmt. Es ist nachteilig andere Ziele zu verfol- gen. Erfolgreich ist der, der blind die Zielfunktion optimiert. Wenn aber die Regeln schlecht gewaehlt sind, wenn die Regeln der Trainingsumgebung eine Zielfunktion beschreiben die die Realitaet nicht ausreichend abbildet, dann werden die Trainierten zwar ler- nen in der Trainingsumgebung erfolgreich zu sein, jedoch werden die dort Erfolgreichen nicht unbedingt auch in der Realitaet bestehen. The boys who had been so trainied by the computer that even when they played against each other they each tried to emulate the computer. Think like a machine in- stead of a boy. [...] They played again, and this time Ender was deft enough to pull off a few maneuvers that the boy had obviously never seen before. His patterns couldn't cope with them. [0] Wer die Regeln, die Rahmenbedingungen, bestimmt, der bestimmt auch was am Ende dabei raus kommt. Die Frage ist was man haben will. Wenn ich z.B. das momentane Bildungssystem kritisiere, dann weil ich glaube, dass die falschen Ziele verfolgt werden. Akzeptiere ich aber deren Ziele, dann kann ich die Umsetzung kaum kritisieren. Es laesst sich zwar wunderbar ueber die Zielfunktionen disku- tieren, doch dabei wird man sich nie einig werden. Viel wichtiger finde ich es, als aufgeschlossener Mensch, zu akzeptieren, dass es verschiedene Zielvorstellungen gibt. Das ist eine Tatsache. Die Frage ist also wie man damit umgeht. Da es immer verschiedene Vorstellungen vom Richtig geben wird und niemand entscheiden kann welche korrekt ist, ist die einzig sinnvolle Entscheidung, sie alle zuzulassen. Statt dass jeder Machthabende versucht seine Vorstellung der Dinge dem Regelwerk aufzuzwingen und damit die Geregelten in eine bestimmte Bahn draengt, sollten die Machtha- benden zur freien Entfaltung motivieren. Denn jede andere Ziel- funktion mag sinnvoller sein als diejenige die man selbst gerne vorgeben will. Man kann es nicht im Voraus wissen. Solange jedoch der Egoismus der Maechtigen vor dem Gesamtwohl steht, bleiben solche Ansaetze Traeume. Das ist ein Zeichen der Notlosigkeit, jedenfalls der gefuehlten Notlosigkeit. Waere ein Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde, dann waere eine offensichtliche Not vorhanden. Dann haette die Menschheit Grund sich um das Gemeinwohl zu sorgen. ... Doch selbst in diesem Szenario zweifle ich an der Vernunft der Menschheit. Wie kann ich da bei einer unterschwelligen Not, wie z.B. der unwahrscheinli- chen Nachhaltigkeit unserer Lebenspraxis, ein Streben zum Wohl der Menschheit erwarten? Fehlt dieses Denken, dann werden nicht die passenden Regeln auf- gestellt. Dann werden folglich die Zielfunktionen nicht das Gemeinwohl beschreiben, und so werden auch die in dem System Trainierten -- die Jugend, unsere Zukunft -- nicht lernen dieses Ziel anzustreben. Schlimmer noch: Sie werden nicht lernen mit ihrem unverdorbenen Blick kreative Loesungen fuer die zu- kuenftigen Probleme zu entwickeln. Isolate him enough that he remains creative -- other- wise he'll adopt the system here and we'll lose him. [1] Unsere Beschraenktheit beschraenkt die naechten Generationen und somit beschraenken wir den Fortbestand der Menschheit. [0] Orson Scott Card: Ender's Game, p. 46 f. [1] Orson Scott Card: Ender's Game, p. 27 http://marmaro.de/apov/ markus schnalke