2013-02-24 digital life Vor acht Jahren Licht und Schatten Der Jahresrueckblick -- viele Wochen zu spaet, aber immerhin gibt es ihn nun. Vielleicht ist diese Verspaetung charakteristisch fuer Teile des letzten Jahres. Doch verschieben wir die philoso- phischen Gedanken auf das Ende dieses Textes und blicken zuerst zurueck. So wie das vorhergehende Jahr endete begann das neue: mit meiner Masterarbeit. [0] Sieh nahm in der Zeit bis Juli den Grossteil meiner Resourcen in Anspruch und ihre Nachwehen reichten noch bis in den Dezember. Wenn auch die konkreten Arbeiten wenig sichtbar sind, so ist das Gesamtwerk doch praegend fuer das vergangene Jahr. Zum einen entwickelte ich natuerlich mmh weiter und brachte es schliesslich in die Form die ich seither aktiv nutzte. Zum an- deren schrieb ich meine Ausarbeitung mit troff, was ein weiteres Gebiet mit spannenden Herausforderungen oeffnete. Ich schrieb troff macros und generierte mit grap Grafiken, aber ich setzte auch spell, diction und style ein um die Sprachqualitaet zu ver- bessern. Mitte Juli konnte ich, nach einer anstrengenden Schlussphase, meine Arbeit angemessen abschliessen. Ich bin mit dem Resultat sehr zufrieden. Mit der Abgabe der Arbeit fiel nicht nur eine hohe Belastung von mir ab, ich fiel auch in dieses Loch, das sich oft nach Ende eines anstrengenden Projektes auftut. Computerzeug war mir ploet- zlich sehr egal. Noch konnte ich aber nicht abschalten, denn ich musste mit Computerarbeit Geld verdienen. Ich hatte wenig Freude daran. Letztlich scheiterte auch mein Versuch in einem kleinen Unternehmen GNU/Linux einzufuehren. Ich rueckwickelte alles und blieb dabei auf ein bisschen Hardware sitzen, von der eine 1TB- Platte in meinen Homeserver wanderte. Das loeste zumindest die dortige Platzknappheit. Ansonsten aergerte ich mich viel ueber mein eigenes Verhalten, zu viel unnoetig am Computer zu sitzen. Einerseits genoss ich die Leere, die die abgeschlossene Arbeit hinterlassen hatte, anderer- seits war ich motivationslos. Um nicht staendig zu warten, dass etwas passiert erhoehte ich mein Mailabrufinterval von 8 Minuten auf 24 Stunden. Leider machte der kuerzlich folgende Umzug meines MUAs auf den Mailserver die Idee zunichte, da nun neue Mails *sofort* verfuegbar waren. Nichts desto trotz schaffte ich es mit der Zeit mehr und mehr vom Computer weg zu kommen. Ich genoss es die Kiste aus zu lassen. Ich las viel und gerne. Ich war in der Natur ... und widmete mich anderen Inhalten meines Lebens. Erst im Dezember, fuenf Monate nach dem Ende meiner Arbeit, schaffte ich es mmh-0.1 zu veroeffentlichen. [1] In diesem Zug kuendigte ich meine Arbeit auch auf der nmh-Mailingliste an. Die Rueckmeldung war positiv. Was das Programmieren angeht, so bearbeitete ich fuer mmh natuer- lich sehr viel C. Daneben ist immer ein bisschen Shellprogram- mieren mit dabei, das geht aber selten ueber die uebliche sys- temadministrative Unterstuetzung und etwas Just-for-Fun- Programmierung hinaus. Gegen Ende entwickelte ich an ein paar Tagen eine kleine Webanwendung in PHP fuer's Geschaeft. Fuer meine Websites gab's hin und wieder Kleinigkeiten in PHP zu tun. Tendenziell entferne ich mich eher von Datenbanken und setze auf plain-text-Dateien, dennoch beschaeftigte ich mich eingehender mit dem mysql-Konsolenclient. Ich habe keinen phpMyAdmin mehr zur Hilfe und bin ganz froh darueber SQL auch im Alltag mal selbst schreiben zu duerfen -- das uebt. Um Boris zu unterstuetzen und weil es sinnvoll ist habe ich al- ternativ zu den RSS-Feeds Emailverteiler fuer apov- und lue-Texte eingerichtet. Momentan ist dort jeweils nur ein Empfaenger drauf, aber ich habe auch bislang keine Werbung dafuer gemacht. Neben einem Finger-Server, der seit Juni laeuft, habe ich vor al- lem am Mailsetup gearbeitet. Seit Maerz administriere ich meinen Mailserver selbst, d.h. der MX-Record meiner Domains zeigt auf meinen eigenen Server. Spam war dabei das groesste Problem und ist es noch immer. Um mich nicht damit befassen zu muessen habe ich kurzerhand Spamassassin installiert. Dieser beansprucht nun genausoviel Speicher wie das ganze restliche System. Das ist aus meiner Sicht ein Missverhaeltnis das ich gerne beseitigen wuerde, aber bislang war keine Zeit und Musse dazu. Die letztjaehrige Beobachtung, dass ich mehr philosophische lue- Eintraege verfasse und weniger konkret beschreibe was ich gear- beitet habe trifft auch dieses Jahr zu. Eigentlich sollte lue keine ausfuehrlichen Texte beinhalten, aber apov entwickelt sich gefuehlt weg von der sachlich-technischen Ebene (es ist zu emo- tional dafuer). Ich glaube, dass mir eine Sammlung technischer Memoranda fehlt; die koennten diese Luecke schliessen. Wobei im- mer die Frage der Abgrenzung offen bleiben wird. Von den Themen im vergangenen Jahr passten manche noch in lue, manche waren emo- tional genug fuer apov und bislang habe ich noch keines angemessen ausgearbeitet fuer ein technisches Memorandum. Es ging um meine Probleme mit git, das haessliche Kommandozeilenin- terface von pdfseparate, Windows 7, Password-Policies, i3v und Lizenzen. Vorerst werde ich an der bestehenden Aufteilung zwischen lue und apov festhalten. Noch bin ich mir nicht sicher wie ich es sonst gerne haben wuerde. Auf der Communityebene war ich angenehm aktiv, empfand es aber nicht so bemerkenswert wie in den vergangenen Jahren. Das liegt wohl daran, dass ich das Level nicht gross gesteigert habe. Gewohntermassen war ich bei den CLT und beim Linuxtag. Von den CLT blieb mir besonders Joerg Schillings SCCS-Vortrag in Erin- nerung. Ich war auch am CAcert-Stand und habe Punkte gesammelt um Server-Zertifikate ausstellen zu koennen. Beim Linuxtag sassen Hauke, Steffen und ich zusammen um beim neuen Debian-Paket fuer Masqmail vorwaerts zu kommen. Das war das erste Mal, dass ich ein Communityevent genutzt habe um ein gemeinschaftliches Softwareprojekt vorwaerts zu bringen. Das Treffen hatte tatsae- chliche was gebracht und wir kamen weiter, letztlich verlief sich das Unterfangen dann aber doch im Sand. Das Paket ist noch immer nicht so weit wie es sein sollte und keiner von uns kann es aen- dern. Ganz zum Ende des Linuxtages wurde ich dann von Ralf Lehmann angesprochen, ob ich nicht einen Vortrag bei der upLUG (Potsdam) halten wollen wuerde -- fuer mich das erste Angebot dieser Art. Im Januar darauf konnte ich den Vortrag dann auch realisieren. [2] Waehrend meines Besuchs in Potsdam naechtigte ich bei Seb und Nelly, Freunden von Ralf. Das war schoen. Im April hielt ich einen Vortrag zu mmh beim ChaosSeminar in Ulm. [3] Im Juni hielt ich einen zweiten Vortrag zu mmh bei der GPN in Karlsruhe. [4] Zweiter brachte eine Menge Feedback zu mir zurueck. Das mag daran liegen, dass er auf Youtube verfuegbar ist. Insgesamt erhielt ich fuer mmh eine Menge Feedback. Ich haette mit dem Projekt sicher richtig abheben koennen (kann es immer noch) wenn ich Zeit haette um darin zu investieren. Zu nen- nen sind Lyndon Nerenberg und Alex Griesbaum, beiden bin ich bislang nicht gerecht geworden. Francois hat mein Paper ``Why the Unix philosophy still matters'' in Franzoesisch uebersetzt. [5] Er ist daran interessiert mehr in diese Richtung zu machen, wenn ich nur meinen Teil liefere. Am meisten aber freut mich Michis Interview mit mir. [6] Was bleibt noch uebrig? Da ist mein neues Notebook (deseo), das ich seit Mai habe da mein altes (dream) immer wieder mal Probleme macht. Es ist ein gebrauchtes Thinkpad X41 in das ich (dank Boris' Spende und Inspiration) eine 8GB-CF-Karte als Festplatte eingebaut habe. Ein neuer, grosser Akku waere mal gut, sonst komme ich aber wunderbar zurecht und bin sehr gluecklich mit dem Geraet. (Nie mehr etwas anderes!?) Dann habe ich seit April einen Account bei sdf.org, die seit ewigen Zeiten freien Shellzugaenge anbieten. Ich finde das unter- stuetzenswert. Momentan nutze ich den Account noch wenig, ich habe ihn aber auch weil ich dort einen Zugang zum Usenet habe, das ich (leider immer noch) bald betreten will. Auf Sven Maschecks Rat hin habe ich mich auf der TUHS- Mailingliste angemeldet. Das war wertvoll. Dort sehe ich meine Zukunft. Neben all den positiven Entwicklungen muss ich leider auch feststellen, dass ich beruflich viel Zeit an Windowsrechnern ver- bringe -- es ist eine Qual. Diese Ineffizienz ist schrecklich. An XML habe ich mich ein wenig angenaehert. Wenn es auch haeufig missbraucht wird, so sehe ich doch die einheitliche Struktur dahinter. Zudem ist es plain-text und bietet eine in sich kon- sistente eigene Welt mit eigenen Tools. Nicht dass es gut zu Unix passen wuerde aber LISP passt auch nicht zu C und ist doch an- sprechend. Zusammenfassend sehe ich im vergangenen Jahr sowohl Licht als auch Schatten. Es war in jeder Weise von meiner Masterarbeit (und meiner beruflichen Entwicklung) beeinflusst. Ich bin gut voran gekommen, musste aber auch an vielen Stellen abbrechen. Die Kernpunkte waren neben mmh klar die Betreuung meines Servers und meine vielfaeltige Interaktion mit der Community. Ich bin grundsaetztlich zufrieden, schleppe aber auch unbearbeitete Altlasten mit ins kommende Jahr. Die offensichtlichen Steigerungen der vergangen Jahre, die schon letztes Jahr nicht mehr so vorhanden waren fehlen auch dieses Jahr. Erneut muss ich aber einwenden, dass dies daran liegen kann, dass ich nicht mehr so ueberwaeltigt davon bin. Ich glaube durchaus, dass ich viel erreicht habe. Was wird kommen? Die Zeitknappheit wird weiter anhalten. Es wird sich zeigen wie ich damit ungehe und was mir wie wichtig ist. Mein Server wird weiterhin das Routine-Betreuungsprogrammm erhal- ten, daran wird sich wenig aendern. Die Projekte (mmh, masqmail, etc?) werden die flexible Masse darstellen. Habe ich wenig Zeit, dann werde ich an ihnen leider als erstes kuerzen muessen. Sehr gerne wuerde ich meine Datenhaltung mal wieder auf Vordermann bringen. Es sammelt sich doch immer schnell was an. Ein Fruehjahrsputz waere angebracht. Bei Crux trete ich momentan auf dem Fleck. Ich bin zwar ganz zufrieden, aber abheben tue ich bislang nicht. Vielleicht will ich mich doch nochmal umschauen; MirOS koennte einen Blick wert sein. Ich bin mir sehr unschlues- sig wo ich hin will. Sicher ist, dass ich mir nochmal grundsaet- zliche Gedanken zum Thema Lizenzen machen will und diese dann auch fuer meine eigenen Werke entspechend umsetzen. Das Thema Usenet steht seit Jahren auf der Todo-Liste und wird das wohl auch ein weiteres Jahr tun, denn das Usenet wuerde bei mir doch nichts anderes ersetzen sondern zusaetzliche Zeit in Anspruch nehmen. Diese Tuer will ich dann lieber nicht so schnell oeffnen. [0] http://marmaro.de/docs/master [1] http://lists.gnu.org/archive/html/nmh-workers/2012- 12/msg00091.html [2] http://marmaro.de/docs/unix-explained/ [3] http://marmaro.de/docs/chaosseminar/mmh/ [4] http://marmaro.de/docs/gpn/mmh/ [5] http://www.f.0x2501.org/p/008/ [6] http://www.ioexception.de/2012/05/07/interview-meillo/ http://marmaro.de/apov/ markus schnalke