2012-10-28 gesellschaftsanalyse Hierarchie Eine Grundsatzueberlegung Immer wieder frage ich mich: Liegt es nur an meiner Persoenli- chkeit, dass es mich stoert, oder habe ich sachliche Gruende die ueberzeugen sollten? Die Frage laesst sich fuer mich nicht defin- itiv beantworten, denn beides spielt rein. Leider komme ich aus der persoenlichen Beeinflussung nicht raus um rein sachlich bewerten zu koennen. Im anderen Fall -- persoenlich dagegen aber sachlich dafuer -- wiederum bin ich verstaendlicherweise wenig motiviert aktiv zu werden. Letztlich sind wir alle emotional bes- timmt in den Faellen die uns bedeutsam sind, und alle anderen Faelle sind irrelevant. Vielleicht bin ich zu optimistisch, zu blauaeugig, zu offen. Ich gehe davon aus, dass Mitarbeiter fuer ein gemeinsames Ziel stre- ben. Ich gehe davon aus, dass jeder gerne seinen Anteil leistet. Ich gehe davon aus, dass die Gesamtproduktivitaet des Teams maxi- miert werden soll. Ich gehe davon aus, dass alle konstruktiv daran arbeiten. Wozu also Hierarchie? Hierarchie ist nicht unnoetig. In meinen Augen ist sie eine ef- fiziente Organisationsform fuer kritische Situationen. Hierar- chie hilft uns Chaos und Komplexitaet zu meistern. Sie ist ein wertvolles Werkzeug fuer entscheidende Momente. Im Alltag, im Kleinen, jedoch, steht die Organisationsform Hierarchie den Kernzielen meist im Weg. Schlechte Hierarchie ist starr und vorgegeben. Gute Hierarchie dagegen sind gewachsene Respektbeziehungen die sich implizit bem- erkbar machen. Fuehrungspositionen sollte man nicht zugeteilt bekommen sondern sich durch praktizierte Qualitaeten verdienen. Das ``verdienen'' meint dabei, dass die Gruppe der Meinung ist, dass es fuer die Gesamtsituation sinnvoll ist wenn jene Person Fuehrungsaufgaben wahrnimmt. Gottgegebene, ererbte, oder einer bestimmten Laufbahn folgende Fuehrungspositionen sind nur zufael- lig mal zurecht innegehalten. In dem Machtstreben unserer Welt haben solche Sinnhaftig- keitsgedanken leider wenig Platz. Wer oben ist versucht seine Macht zu festigen indem das Hierarchiegefaelle steil gehalten wird. Die unten sehen keinen realistische Chance die Situation grundlegend zu aendern und so jammern sie. Die Bezeichungen ``der kleinen Mann'' und ``die da oben'' sind klare Indizien dafuer. Und ich? Ich wurde in eine solche starre und steile Hierarchie hineingeworfen, als Unterster der Oberen. Es erschreckt mich wie selbstverstaendlich die Unteren (erfahrene Mitarbeiter) zu mir (unerfahrenem Quereinsteiger) aufschauen. Dabei habe ich noch nichts geleistet. Ich habe mich noch nicht bewiesen. Noch habe ich keinen besonderen Respekt verdient. Ich bin nur in einer bes- timmten Laufbahn, das ist alles. Bei all diesen Gegebenheiten kann ich mir dann vorstellen wie ef- fektiv das Gesamtergebnis erzeugt wird, und von der Gesamtzufriedenheit will ich gar nicht reden. Ein Freund von mir wuerde argumentieren, dass es gerade darum wichtig ist, dass ich in dieser Welt aktiv bin, denn nur so aen- dert sich etwas. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke