2011-07-24 the real world Erschwerungssysteme Antifeatures als Geschenk verpackt Eine Mediathek: Ein wunderbarer Schritt in die richtige Richtung. Aber doch nur ein halbherziger Schritt. Letztlich wird doch nur wieder versucht zu begrenzen und zu kon- trollieren. Die Nutzer duerfen zwar, muessen dazu aber vorde- finierte Bahnen befahren. Eine bestmoegliche Nutzung wird verhindert. Dabei sind es letztlich Antifeatures, denn die flexibelste und wertsteigerndste Umsetzung waere die mit Abstand einfachste: Eine Liste von Streaming- und Download-URLs. Weshalb tun sich die Leute so schwer diesen Schritt zu tun? Es geht halt doch nicht um die beste Dienstleistung, um den groessten Nutzen, sondern um Design, Kontrolle, Egoismus. In vielen Faellen ist das beste Marketingkonzept aber sich darauf zu konzentrieren, dass das Produkt die Beduerfnisse der Kunden best- moeglich befriedigt. Vermutlich ist aber mein Denkfehler, dass sich Kunden Werbung, Design-Schnick-Schnack und sonstige Ablen- kung wuenschen. Jedenfalls gibt es da nun eine tolle Mediathek, doch ich kann sie nicht nutzen. Meine Internetverbindung ist so schlecht, dass ich die Filme nicht streamen kann. Ein Download ueber Nacht waere dagegen kein Problem. Der wird mir aber nicht angeboten. Ebenso kann man die Filme nur anschauen wenn man online ist. Nun ist man auch heutzutage nicht staendig online. Was ist mit einer langen Busfahrt? Ich kann nur zu einem Ergebnis kommen: Man soll die Sendungen dort nicht schauen duerfen. Und von unnoetig erzwungenen Technologien (moderner Webbrowser mit Flash-Plugin) will ich gar nicht anfangen. Wozu? Weil man denkt, dass man so die Kontrolle haelt. Die Sendungen sollen nur sieben Tage lange verfuegbar sein, also macht man sie nur online zugreifbar und loescht die Ressource nach der Zeitspanne. Niemand kann dann seine Kopie auch am achten Tag noch anschauen ... Denkt man ... und irrt man. Man kann dies sowenig effektiv verhindern wie man Bilder auf Web- sites vor dem Abspeichern schuetzen kann indem man ein tran- sparentes Bild darueber legt oder den Rechtsklick ``sperrt''. Man muss einsehen, dass es schlichtweg nicht moeglich ist diese Art von Kontrolle auszuueben. Punkt. Man kann die Aktionen (und das bedeutet die wertsteigernde Nutzung!) nur erschweren. Die kleine Gruppe die das Angebot ausnutzen will hat im Normal- fall genug Motivation um den Aufwand zu betreiben sich ihre Wege um die kuenstlich geschaffenen Hindernisse herum zu suchen. Eine grosse Gruppe von Menschen ist aber durch die Hindernisse beeintraechtigt oder ausgeschlossen. Ihnen wird ein Mehrwert versagt. Sie werden bestraft weil sie nicht sind wie die Mehrheit der Normalnutzer. Diese Versuche Pseudokontrolle auszuueben schaden dem Ziel, den Menschen einen Mehrwert zu bieten. Stattdessen sind sie eine Rattenfaengerei. Bei Privaten Sendern wuerde mich das nicht wun- dern, aber bei den Oeffentlich-Rechtlichen haette ich das nicht erwartet. Aber vielleicht sollte ich es mal mit Worten sagen die sie (wohl) auch verstehen: Ist euch eigentlich bewusst, dass ihr mit euren Barrieren Gruppen von Menschen ausschliesst? Blinden zum Beispiel wird ein Zugang verwehrt der mit weniger Aufwand (!) moeglich waere. Ebenso werden Personen mit langsameren Internetverbin- dungen benachteiligt. Widerspricht das nicht euren Zielen? Bekommt ihr da kein schlechtes Gewissen? Es bleibt noch ein weiter Weg zu gehen. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke