2011-02-13 digital life Verdammte Scheisstechnologien Fette Wut Ich habe eine verdammte Wut! So ein Scheiss! Und alles nur weil ich Strg-W gedrueckt habe. Nein, das war nur der letzte Rest; nun bin ich explodiert. Zwanzig Minuten Arbeit sind weg weil sich der Tab geschlossen hat statt das letzte Wort zu loeschen -- scheiss Web! Es haetten auch zwei Stunden Arbeit sein koennen, da ist kein Unterschied. Es ist immer das Gleiche worueber ich mich aufrege, was mich in Rage bringt: Schlechte Software, und dabei an erster Stelle das Web, dieses hundertmal aufoperierte Maedchen das mal so schoen einfach war. Vor lauter Schoenheits-OPs ist nun keine Schoenheit mehr zu erkennen. Jeder missbraucht es wie es ihm gerade gefaellt. Um seinen Charakter sorgt sich aber niemand. Ich komme mir vor wie wenn ich ein Auto benutzen muss das kaputt geht wenn ich die Tuer oeffne bevor der Motor abgestellt ist. Zu- dem: Wenn ich mit diesem Auto fahre und, aus hoeheren Gruenden, die Strasse an einer Stelle weggespuelt ist dann werde ich au- tomatisch und sofort nach Zuhause gebeamt. Ich muss dann die ganze Strecke erneut fahren, kann nicht warten bis die Strasse repariert ist oder einen anderen Weg nehmen. Und ueberhaupt ist es als ob im Web alle Wassermelonen auf Fahrraedern transportiert werden. Es hat schliesslich nicht jeder einen Laster zuhause (auch wenn's die kostenlos und frei gibt) aber jeder hat ein Fahrrad. Also verlangt man dass jeder einen Korb auf den Gepaeck- traeger schraubt worauf dann dutzende Wassermelonen gestapelt werden. So sieht Datentransport im modernen Web aus. Soviel Software ist haesslich und schlecht. Da muss einfach eine Menge schief gehen. Alles andere waere aeusserstes Glueck. Schlimmer aber: Jeder der diese Technologien nutzt wird in sen- sible und instabile Zustaende gezwungen. Wehe man macht nicht alles genau wie vorgesehen. Wehe man versucht den extrem limi- tierten Moeglichkeiten dieser Welten zu entfliehen. Wehe man sucht den einstig einfachen Charakter im heute vielfach auf- gespritzten und missbrauchten Web-Maedchen -- es koennte sein, dass dann ploetzlich sehr viel Geschaffenes in Flammen aufgeht. Das soll dich dann daran erinnern, dass du der Technologie zu dienen hast. Dass Computer zur Hilfe der Menschen da sind ist eine Illusion. Dank schlechter Software bekommt man manchmal was man will, wenn man sich zuvor zum Sklaven dieser Programme gemacht hat. Wenn sie wollen dass man sinnlos Loecher buddelt dann hat man das zu tun. Schlimmer aber ist die gesellschaftliche Auswirkung. Wer versucht das Web nicht zu nutzen kann auch gleich in ein abgelegenes, stromloses Gebiet auswandern. Online-Shopping ist natuerlich nicht mehr moeglich. Fahrplanauskuenfte, Wettervorhersagen, die Nachrichten, sind es jetzt noch eingeschraenkt, bald ebenfalls nicht mehr. Ich frage mich ernsthaft ob man heute noch studieren kann ohne das Web zu nutzen. Ohne Zugang zum modernen (haesslichen) Web und moderner (schreck- licher) Software ist man zwangslaeufig Aussenseiter. Der gesellschaftliche Druck sich in die Unterdrueckung schlechter Software zu begeben ist enorm. Wenn ich von nun an all die Scheiss-Software und die schrecklichen Technologien -- eben all das was mir regelmaessig ganze Tage verdirbt -- boykottiere, dann bin ich mit einem Schlag ausserhalb der Gesellschaft. Ploetzlich wuerde ich wissen wie es ist zur Seniorengeneration zu gehoeren -- ausgeschlossen. Aber ich will die Freiheit haben zu entscheiden. Ich will mich nicht versklaven lassen und mich ebensowenig an schlechte Software gewoehnen wie ich mich auch nicht an verletzte Menschen- rechte gewoehnen will. Ich lasse mich von Software nicht foltern! Die Normalbevoelkerung hat damit kein Problem -- sie weiss nicht dass es anders auch moeglich ist. Sie ist dort hineingeboren. Fuer sie gehoeren all die Begrenztheiten zum Leben. Aber so ist es nicht! Gute Software ist moeglich. Wuerdet ihr nur hinschauen und darueber nachdenken, ihr wuerdet selbst darauf kommen wo die Dinge falsch laufen. Und weitsichtige Fachleute koennen zeigen wie es besser geht. Zu allererst muss aber wirtschaftliches Stre- ben und Eigennutz eliminiert werden. Zudem muessen gute Konzepte wichtiger als Gewohnheit werden und Funktion wichtiger als Design. Schliesslich muessen die Menschen einsehen, dass Verzicht zugunsten besserer Loesungen anzustreben ist. Es ist ein hoffnungsloser Kampf den ich fuehre. Ich will ihn nicht gewinnen, denn das ist unmoeglich. Was ich will ist mein Leben so fuehren dass ich selbst zufrieden bin. Schlechte Software und schreckliche Technologien verhindern dies bisher im- mer wieder. Ist es an der Zeit Konzequenzen zu ziehen? Aber wieviel bin ich bereit dafuer zu opfern? Und wieviel ertragen meine Freunde dass ich opfere? http://marmaro.de/apov/ markus schnalke