2009-09-16 digital life The right to modify Freie Software ausschöpfen Für ``Freie Software'' gibt es unterschiedliche Definitionen. Das meiste ist ihnen aber gemeinsam. Man darf sie: - nutzen - vervielfältigen - verteilen - studieren - verändern Und alles in beliebiger Kombination und Reihenfolge. Für sehr Viele ist die Hauptmotivation Freie Software zu nutzen, dass sie es eben dürfen -- legal und kostenlos. Traurig wenn Freie Software darauf reduziert wird. Wenn es dagegen nur ein Einstieg zu mehr ist, dann finde ich das okay. Erfreulicherweise bin ich über GNU und damit über Stallman zu Freies Software gekommen ... und das sagt ja alles. :-) Doch wieviel mache ich von meinen Rechten gebrauch? Wie oft studiere ich Freie Software um meine Fähigkeiten zu ver- bessern? Viel zu selten. Wie oft passe ich Freie Software meinen Bedürfnissen an? Viel zu selten. So war es zumindest bisher. Diesen Artikel schreibe ich weil sich eben dies bei mir in letzter Zeit geändert hat. Die Vorraussetzung dafür, dass es dazu kam war das Heirloom- Projekt. [0] (Natürlich hat das Suckless-Projekt schon viel früher etwas ähnliches bewirkt; aber das war für mich etwas an- deres.) Freie Software darf jeder anpassen. Doch warum tun es dann so wenige? Natürlich liegt es auch an den Programmierfähigkeiten. Doch der entscheidende Grund ist, dass es bei sehr viel Software nur mit sehr großem Aufwand -- und damit für Hobbyprogrammierer nur theoretisch -- möglich ist. Man will nicht in Millionen Zeilen Mozilla-Code rumeditieren -- man wüsste ja noch nicht mal wo man zu lesen anfangen soll. Auch 'kate', `pidgin', `gedit', `eog', sowie `screen', `irrsi', `vim' -- keines motiviert dazu mal geschwind und nebenher etwas im Code anzupassen. Wahrscheinlich kommt man nicht mal auf die Idee es zu tun. Somit macht man es nicht. Ich habe es zwar nicht nie getan, aber meine Finger reichen zum Aufzählen aus. Dann kam Heirloom und die Ausgangssituation war anders: Lauter kleine Utilities die geradezu danach rufen studiert zu werden. In ein 240-Zeilen `cat' muss man doch einfach reinschauen. Nicht dass es diese Tools nötig hätten verbessert zu werden -- das dürfte bei vielen schwerlich möglich sein -- aber weshalb nicht dem `ed' ein neues Kommando beibringen? Nur weil man's kann ... in 'ner halben Stunde. Warum im `ex-vi' nicht `g' als Alias für `1G' setzen? Einfach weil's praktisch ist. Ich hab's getan. Weil ich's konnte. Weil der überschaubare Quellcode mich dazu animierte. Wieso auch nicht? Aber das ist nur mit kleiner Software möglich. Und deshalb sollte Software klein sein. ==== Noch was am Rande: Wie übersetzt man ``The right to modify''? Mein erster Ansatz war: ``Das Recht zu ändern''. Doch ``ändern'' entspricht eher ``to edit''. Vielleicht ``Das Recht zu verändern''? Doch ``verändern'' hört sich so nach ``to change'' an. Also: ``Das Recht abzuändern''. Das passt am besten ... doch halt! ``Das Recht zu verändern'' ``Das Recht abzuändern'' Da passt doch was nicht. Beides Mal kommt einfach nur eine Vorsilbe an das ``ändern'', doch das ``zu'' drückt sich plötzlich mitten rein. Weshalb? Wo ist denn der Unterschied zwischen ``ver'' und ``ab''? Es muss so schon stimmen, denn ``Das Recht zu abändern'' klingt falsch. ... die armen Menschen die Deutsch lernen. Wie soll man sich solche Unlogik und sprachliche Willkür nur merken? [0] http://heirloom.sf.net http://marmaro.de/apov/ markus schnalke