2009-04-10 the real world Nuss-Nougat-Creme Gastgeber und Gast Eine Familie isst zum Frühstück gerne eine Nuss-Nougat-Creme, und zwar Nusspli weil ihnen die am besten schmeckt. Nun hat diese Familie immer wieder Besuch von Bekannten deren Kinder Nutella lieber mögen. Was sich ereignet ist folgendes: Steht ein Besuch der Bekannten an, dann kauft die Familie ein Glas Nutella, weil das den Besuchern besser schmeckt. Nachdem die Freunde wieder abgereist sind, sind etwa zehn Prozent es Glases verbraucht. In den Wochen danach isst die Familie zwangsläufig den Rest der Nuss-Nougat-Creme die ihnen nicht so gut schmeckt. Ist das so richtig? Klar, es wäre viel besser den Rest den Besuchern bei ihrer Abreise mitzugeben. Die Frage auf die ich hinaus will ist aber: Sollten die Besucher nicht auf die hiesigen Gewohnheiten treffen -- hier also auf Nusspli -- statt dass versucht wird deren normales Umfeld auch auswärts herzustellen? Ich kann mich nicht so recht entscheiden. Ich finde dass sich der Gastgeber nicht groß an die Gäste anpassen sollte; vielmehr sollten die Gäste in die Welt des Gastgebers ``eintauchen''. Der Gastgeber sollte also nicht verpflichtet sein (oder sich verpfli- chtet fühlen) den Gästen dies und das zu bieten -- er bietet ja schon seine Gastfreundschaft. Andererseits bin ich der Meinung, dass sich die Gäste auch nicht dem Gastgeber unterordenen müssen sollen. Der Gast muss selbst über sich, was er will und nicht will, entscheiden können. Und ganz konkret mit der Nuss-Nougat-Creme? Ich finde der Gast- geber sollte sein Nusspli anbieten. Der Gast muss dann entscheiden ob er diese Nuss-Nougat-Creme essen will oder nicht. (Ich persönlich esse zum Beispiel lieber keine Nuss-Nougat-Creme als Nutella.) Die Aufgabe des Gastgebers ist aber für die Alternativen zu sor- gen, damit der Gast eine Wahl hat. Falls es dem Gast wirklich wichtig ist, dass er Nutella bekommt, dann kann er diesen Wunsch ja direkt mit dem Gastgeber besprechen. Aber so einfach ist's halt doch nicht (vor allem auch weil ich selbst direkt betroffen bin). Wie ist's wenn eine Gruppe (Gast oder Gastgeber) süß frühstück, die andere aber herzhaft ... oder gar nicht? Wie, wenn sie zu grob unterschiedlichen Zeiten Abendessen (z.B. 18:00 und 23:00 Uhr)? Oder ganz klassisch: Die Vegetarier. Oder Personen die, aus welchen Gründen auch immer, manches nicht essen wollen? Was wenn abends groß gekocht wird, aber gar kein Hunger mehr vorhan- den ist? Es ist mühselig sich diese Fragen zu stellen. Und es ist deprimierend, dass die beste Antwort auf sie ein ``normales'' Verhalten (Anstand, Höflichkeit, nicht zurückweisen, ...) ist. Was man selbst will soll nebensächlich sein; die Erwartungen sind entscheidend. Ich hingegen finde, die Erwartungen sollten abgeschafft werden und was jemand für sich will sollte entscheidend sein. Man sollte dem Anderen etwas Gutes tun wollen, nicht sich selbst. Als kühler Realist sieht man aber ein, dass dieser Wunsch ziem- lich sicher utopisch ist, da die Verhaltensweise sie sich mit der Zeit entwickelt hat vermutlich die (oder eine der) bestmögliche(n) ist. Wenn ich auf diesen Text zurückblicke, so wollte ich eigentlich in eine andere Richtung schreiben. Dem Leser sei deshalb hier gesagt -- falls er es nicht schon weiß -- dass die Aussage am Ende eines meiner Texte nicht alles ist. Jeder Satz/Abschnitt kann ein ebenso bedeutendes Sprungbrett, in gutmöglich eine an- dere Richtung, sein. In jedem Fall ist entscheidend was jeder für sich draus macht ... aus was auch immer, nicht nur aus der Gesamtaussage. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke