2009-01-13 gesellschaftsanalyse Computer-Freak-Communities Treffen in Real Life Gemeinschaften von Computerbegeisterten sind meist etwas seltsam. Zuallererst einmal hat man ganz schlechte Karten wenn man an ihnen teilhaben möchte, man aber nichts mit Technik (oder alter- nativ Datenschutz/Privatsphäre) am Hut hat. Ist man hier aber geeignet, dann ist die erste Hürde geschafft. Man hat nun das Recht unter ihnen zu verweilen und zuzuhören. Begrüßung und Vorstellung gibt's manchmal auch, aber das dient hauptsächlich der Befriedigung der Neugier. Es ist meist so, dass eine kleinere ``Elite'' die Wortführer dar- stellen, die das globale Gespräch leiten. Die meisten hören fast ausschließlich zu, von kleineren Gesprächen unter wenigen abgesehen. Die aktiven Teilnehmer in Gesprächen sind meist auf ähnlichem Level. Im allgemeinen ist festzustellen, dass alle nur ungern mit Personen von niedrigerem Level reden. Personen mit ``Rang und Namen'' dagegen sind begehrte Gesprächspartner. Fremde und Neue haben das Problem, dass sie erst mal außen vor sind. Gelegenheiten sich einzubringen existieren kaum. Wer gehört werden will muss in die nächstbeste Gesprächslücke drängen. (Dieses Verhalten erinnert doch stark an IRC.) Am besten dieser Fremde/Neue bringt dann gleich seine großen Taten und Erfolge an, damit es Leute gibt die ihm dann auch wirklich zuhören. Andernfalls wird sein Thema vom nächstbesten Witz bes- timmt geschluckt, und damit vergessen. Wer nichts ist ist uninteressant. (Zuhören darf trotzdem jeder gerne. Auf dass er etwas werde.) Man ist wer wenn man etwas geleistet hat ... und das im besten Fall groß Kund tut. (Auch hier sind klare Parallelen zur Internet-Gesellschaft offensi- chtlich.) Stille Typen haben schlechte Chancen. Mich stört das, ich finde es nicht gut so. Auch wenn mir die Grunde der Verhaltensformen logisch erscheinen. Ich habe nur keine Lust darauf mir Gehör verschaffen zu müssen um gehört gewollt zu werden. Ich will nicht Angst haben müssen, dass der nächste Zwischenfall mein Thema auf den Friedhof befor- dert. (Die japanischen Sitten und Gebräuche für Diskussionen sagen mir viel eher zu: Wichtige Leute reden leise. Man hört zu und wartet bis man etwas Entscheidendes zu sagen hat, bekommt dann aber auch die Gelegenheit zu reden ohne unterbrochen zu wer- den.) Ja, man lernt bei Treffen von Computer-Freaks viel, wenn man zuhört. Man darf nur nicht erwarten, dass die eigenen Fragen und Diskussionen mal im Mittelpunkt stehen ... dass andere sich darauf einlassen. Deshalb ist mir meine Zeit für solche Treffen meist zu schade -- die gleiche Zeit mit Internetrecherche zu verbringen ist oftmals effektiver. Schön jedoch, dass es Ausnahmen gibt. Jürgen ist für mich (und auch für Andere) eine solche. Ihm liegt nicht nur am eigenen Er- folg und Vergnügen. ... vielleicht ist er einfach schon zu alt dafür. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke