2008-09-26 herz und hirn Fett, faul und unzufrieden oder: Erfolg macht bequem Man sieht es bei ganz vielen Künstlern ... vermutlich ist es bei fast allen gleich: Sie beginnen als hoch-idealistische und strebsame Niemande. Irgendetwas treibt sie um, spornt sie an ... meist die Unzufriedenheit über etwas in der Welt. Sie wollen ändern, bewegen, schaffen. Sie wissen dass sie es können, denn sie sind neunzehn. Unermüdlich streben sie vorwärts, nichts kann sie aufhalten! Sie sind völlig unbeeindruckt von irdischen Versuchungen, denn diese dringen erst gar nicht bis zu ihnen vor ... und überhaupt sind sie ja schon wieder einen Schritt weiter auf dem unbegrenzten Weg ihrer Strebsamkeit. Bis ... sie eines Tages realisieren, dass sie erfolgreich sind. Dann beginnt der Abstieg. So viele große Stars haben verloren was sie hatten, als sie feststellten was Erfolg ist! Wer ist sich schon selbst treu geblieben? Die Wenigsten. Der Rest hat Luxus und Bequemlichkeit dem eigenen Streben auf der Straße der Ideale vorgezogen ... Oder muss man fairerweise sagen, dass mit dem Alter der Realismus über sie gekommen ist? Lieber die fette Taube in der Hand, als von einem Adler zu träumen, den es vielleicht gar nicht gibt ... Weshalb im kalten, nassen Wald übernachten, auf der Suche nach dem Adler, statt am warmen Kamin mit der Taube zu sitzen? Wieso sich plagen, wenn es gar nicht notwenig ist? Dort erliegen sie, die Großen, ihrem Schicksal. Und die wenig- sten werden die Entscheidung wohl bewusst getroffen haben. Es ist wie man Radfahren nicht mehr verlernen kann: Wer die Realität begriffen hat, kann nicht mehr überzeugt zum Ende des Regenbogens laufen! ... und ein Weiterer tauscht (zwangsläufig) seine unermüdliche Schaffenskraft gegen Erfolg und Bequemlichkeit ein. Es ist so schade ... und es ist so schlimm, den die Großen dieser Welt auf ihrem Abstieg zusehen zu müssen. Ich habe schon einmal festgestellt, dass Manche (vielleicht durch Glück) rechtzeitig gestorben sind, um in unseren Köpfen ewig strebsam zu bleiben. James Dean zum Beispiel. Jim Morrison und Kurt Cobain waren zu spät dran. Und Dylan? Wieder kann ich nicht antworten ... Wenige nur haben sich ihr Leuchten bewahrt: Sean Connery ist einer davon, Picasso ein weiterer. Was macht sie anders? Haben sie ihren Erfolg nicht realisiert? -- wohl kaum. Vielleicht, vielleicht haben sie die Bequemlichkeit überwunden. Vielleicht ... naja, vielleicht ist alles auch nur Zufall! Ich sitze im Loch des Erfolgs! Habe zu viel erreicht, bin nicht mehr unzufrieden mit der Welt. Mein Bedürfnis gegen Mauern zu rennen ist verschwunden ... Es lebt sich ja auch so ganz gut ... im Luxus. Wer muss schon im Freien schlafen? Barfuß gehen? Stundenlang, tagelang laufen? Auf Steinen sitzen? Wasser und Brot, oder gar nichts, zu sich neh- men? Wer will schreiben bis die Finger starr sind? Wozu denken bis das Gehirn verknotet ist? Weshalb sein Herz allzuoft brechen ... nicht nur sein eigenes ... Tja. Und doch muss ich das Feuer wiederfinden! Ich brauche ``the eye of the tiger''. (Der Film und das Lied passen ganz gut.) Mein Weg soll steinig sein! Ich will ausharren, vorwärts streben, gegen den Wind kämpfen! Ich wollte neunzehn sein, nur vorwärts blicken, und mir für nichts zu schade sein! Streben und niemals ruh'n ... um den Abstieg zu überwinden! .... ein vergeblicher Wunsch. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke