2008-08-31 gesellschaftsanalyse Alkohol Eine gesellschaftlich akzeptierte Droge Gestern Vormittag habe ich auf Arte die Wiederholung eines Themenabends über exzessiven Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen angeschaut. Eine der Reportagen war über zwölf bis fünzehn Jährige, die nach zu viel Alkohol in zu kurzer Zeit handlungsunfähig in's Krank- enhaus eingeliefert wurden. Sie wurden halb-bewusstlos irgendwo aufgelesen. Man rettete sie vor dem Tod durch Ersticken oder Unterkühlung, denn bei ihnen funktionierte gerade noch der Schmerzreiz, sonst nichts mehr. Sie bekamen Windeln und die Kotze wurde ihnen aus dem Mund geräumt. Manche wurden sogar auf die Intensivstation verlegt. Am nächsten Tag waren sie meist wieder recht gut drauf, denn eine Infusion verhinderte den Kater. Doch vielleicht hätte man sie leiden lassen sollen! Vielleicht hätte man ihre Kotze auf dem Bettlaken lassen sollen. Vielleicht hätten sie mit heftigem Kopfweh und Unwohlsein aufwachen sollen. Vielleicht hätte man nicht freundlich zu ihnen sein sollen. Denn sie verursachen nur --- leiden aber nicht darunter! Erst haben sie einen tollen Abend. Wenn es ihnen dann schlechter geht, bekommen sie es nicht mit. Dann liegen sie halbtot ir- gendwo, und ihr Gehirn ist nicht mehr funktionsfähig. Man rettet sie, doch sie bekomemn es nicht mit. Ärzte und Krankenschwestern verrichten all die hässliche Arbeit, statt selbst einen schönen Abend zu haben. Sie putzen Kotze weg, haben Alkoholgestank in der Nase, legen Jugendlichen Windeln an, reden diesen hilflosen Geschöpfen gut zu. Diese aber hatten es ja mutwillig getan! Sie muten anderen dies zu. Sie belegen Betten, die eigentlich für _kranke_ Kinder da sind. ... nicht Einer hatte sich bedankt! Sie haben Spaß ... ohne Folgen. (Außer den Langzeitschäden für ihre Gesundheit.) Vielleicht sollten sie bewusst leiden. Zum Beispiel ein Wochenende lang nachts im Krankenhaus arbeiten, um ihre Artgenossen zu versorgen. ... alleine sie ansehen zu müssen .... Eine andere Reportage war eine Betrachtung des Phänomens ``Komasaufen'' mit Blick auf die Kids, die Barbetreiber und die Alkoholindustrie. Ich möchte hier zwei Dinge herausgreifen: Zum einen die Entscheidung der Englischen Regierung, die Sperrstundenregelung in Bars vor zwei Jahren aufzuheben. Die Begründung war, dass dadurch nicht mehr so schnell getrunken wer- den würde, dies wäre bezüglich des Alkoholkonsums besser. Aus Expertensicht ein hirnrissiges Argument --- sie sollten recht ha- ben: Studien zeigen, dass jetzt immer noch gleich schnell, aber auch noch länger, und damit mehr, getrunken wird. Man hat die Lage verschlechtert. (War doch klar, oder?) .... die Alkoholin- dustrie (die bei der Entscheidung sicher mitmischte) freut's. Damit sind wir schon beim zweiten Auschnitt: Interviewed wurde ein Pressesprecher eines Alkoholproduzenten (= brilliant(er,) hinterhältiger Rhetoriker, ohne Gewissen). Dieser meinte, wenn man Alkoholwerbung verbieten würde, dann könnte man ja gleich [hier ein beliebiges Beispiel] ... und wo bliebe denn dann die freie Marktwirtschaft? Ob wir das wöllten? Ich aber frage: Ist uns die freie Marktwirtschaft mehr wert als die Gesundheit unserer Kinder? (Wobei man das auch nicht nur auf die Anderen abladen darf, denn die Eltern haben doch einen entscheidenden Einflussfaktor!) Aber zurück zur Werbung: Sie zielt ganz bewusst auf Jugendliche ab, auch auf welche, die die Produkte noch gar nicht kaufen dürfen! Werbung ist heute so ausgefeilt und psychologisch angesetzt, dann man sich ihr nicht entziehen kann ... auch wenn du es absolut nicht willst, die erreicht dich trotzdem! Werbung zeigt oft genug das Produkt gar nicht mehr. Es geht darum ein Image zu verbreiten, eine Marke zu schaffen, im Kopf Assozia- tionen zu erzeugen. Man trinkt Alkohol nicht des Alkohols wegen, sondern weil man die Assoziationen, die man über die Werbung gelernt hat, im Sinn hat! Gleich ist es mit Zigaretten ... und hier ist ein positiver Sinn schon gar nicht mehr zu finden. Ich behaupte: Dürften Zigaretten mit keinerlei Marke oder Image mehr verbunden sein; wären alle Schachteln weiß mit einem Namen in einheitlicher Schrift; hätte zum Beispiel das Wort ``Marl- boro'' keine weitere Bedeutung in unseren Köpfen, das dass es auf einer weißen Schachtel steht; so würden in einer Generation nur noch die allerwenigsten Menschen rauchen! Doch dazu wird es nicht kommen, denn es geht um's Geld! So vieles ist schlecht, weil nach Geld gestrebt wird! Geld ist nie ein gutes Ziel! http://marmaro.de/apov/ markus schnalke